Die Welt der Elementalen
Die Welt der Elementalen - von Ronald Templeton
Um die astralische Welt vor der physischen Welt zu verdeutlichen, lässt sich Folgendes feststellken: Die physische Welt zeichnet sich durch das Nebeneinander aus. Wo das eine ist, kann das andere nicht sein. Wo ein Mensch steht, kann ein anderer nicht stehen. Am deutlichsten wird dies durch die Möblierung eines Raumes oder durch den Autoverkehr. Zwar gibt es reichlich Bewegung, aber man muss beim Bewegen aufeinander Rücksicht nehmen, sonst kommt es zu einem Zusammenstoß.
In der Astralwelt ist das anders. Bei wenig Aufmerksamkeit können wir ein Bewusstsein für unsere eigenen Emotionen entwickeln, denn geäußerte Emotionen rufen unmittelbare Reaktionen hervor. Der Mensch ist in diesem Bereich durchlässig; es fehlt an der abgegrenzten Nebeneinanderstellung, und das ist gerade das Merkmal der astralischen Welt. Denn eine Äußerung meinerseits, insbesondere eine emotional geprägte, erzeugt eine Wirkung. Diese Wirkung hat auf den Empfänger, auf den die emotionale Wirkung gerichtet ist, eine Auswirkung. Diese bewirkt entweder eine innere Abgrenzung, und man lässt sich durch die Wirkung nicht beeindrucken, oder die emotionale Äußerung des anderen geht einem „unter die Haut“, und man reagiert mit einer mehr oder weniger intensiv wegschiebenden Geste, die sich bis zur Aggression steigern kann. Man fühlt sich in seiner Seele getroffen, sogar verwundet, und versetzt sich selbst in einen Verteidigungsmodus, der sich in der Abwehr zeigt. Diese Interaktion kennen wir sehr wohl aus unserem Alltagsleben, aber den „Mechanismus“ kennen wir nicht unbedingt. Behält man einen kühlen Kopf, so lässt man sich nicht so leicht verletzen; um eine gewisse Unempfindlichkeit anzutrainieren, muss man lernen, „cool“ zu bleiben.
Die Neubildung von Wesenheiten
Was spielt sich hier ab? Um einen Zugang zu bekommen, kann man eine Schilderung Rudolf Steiners zu Hilfe nehmen. Hier bezieht er sich zwar auf das Bilden von Gedanken, aber es zeigt das Geschehen, das auf eine Äußerung folgt; somit kann es auch eine Orientierung in Bezug auf Gefühls- und Willensäußerungen sein: „Auf dem astralischen Plan ist es nicht so einfach. Da ist es so: Wenn der Gedanke gefasst ist, steht er in einer gewissen Beziehung auch schon da. So dass also, wenn eine solche astralische Wesenheit wie die, von denen ich eben gesprochen habe, einen Gedanken hat, diese Wesenheit gleich die entsprechenden Fühlfäden ausstreckt, welche die Form dieses Gedankens haben; und ein anderes Wesen streckt von sich die Fühlfäden aus; beides durchdringt sich nun gegenseitig und ist im selben Raum als neugebildete Wesenheit drinnen.“[1] Nimmt man die Worte genau, heißt es: Wenn der Gedanke gefasst ist … d.h. im Fassen oder Bilden eines Gedankens entsteht eine Formulierung.[2] Es entsteht eine Form, die (so Steiner) Fühlfäden ausstreckt, und ein Wesen aus der ihm im Seelischen umgebenden Astralwelt erlebt sich angezogen, streckt von sich die Fühlfäden aus, und beide durchdringen sich, werden eins, und es entsteht eine neugebildete Wesenheit.[3] Da dies in einer Sphäre geschieht, die nicht dem Gesetz des Nebeneinanders folgt, müsste man die hier verwendeten Worte als Umschreibungen eines nicht-sinnlichen Geschehens ansehen. Anders ausgedrückt: Es entstehen Gebilde, die sich mit einer Abschnürung aus der astralischen Welt ausfüllen. Man liegt nicht falsch, wenn man dieses neugebildete Wesen als ein neues Elementarwesen bezeichnet.
Elementale
Der zypriotische Hellseher Dr. Stylianos Atteshlis, genannt Daskalos[4], beschreibt genau dieses neugebildete Wesen und nennt das Ergebnis Elementale oder auch Gedankenformen, die vom Menschen erzeugt werden und auch von Menschen erzeugt werden können. Sie entstehen aus den erzeugten Schwingungen im feinstofflichen Bereich (Astralsubstanz). Indem Gedanken, Emotionen oder starke Energien eine Form annehmen, erschaffen sie Elementale. Daskalos führt dies auf Schwingungen beziehungsweise psychische Frequenzen[5] zurück, d.h. auf die Quellen der Energieerzeugung, wobei die niedrigste Frequenz bei der ausschließenden und abkapselnden Selbstsucht liegt und die höchste bei bedingungsloser, frei strömender, sich zuwendender Liebe. Gemäß dieser Schwingung, beziehungsweise Frequenz manifestiert sich das Elemental in der entsprechenden Form. Nach Daskalos regen die entstandenen Elementale zu einer fortwährenden Erzeugung verwandter und sich gegenseitig verstärkender Elementale an, wodurch eine dauerhafte Beziehung zwischen einem bestimmten Aspekt der Seelenwelt und dem Individuum, das das Elemental erzeugt hat, aufgebaut wird.
Das Ineinanderweben von menschlicher mit astraler Substanz
Aus dem anthroposophischen Studium ergibt sich, dass das, was Daskalos als Elemental beschreibt, das Ergebnis der moralischen oder selbstbezogenen Qualität der vom Menschen ausgestrahlten Äußerung ist. Diese formt die Astralsubstanz und wird mit einem entsprechenden Elementarwesen der astralen Welt ausgefüllt. Dieses neugeschaffene Elementarwesen entsteht durch das Ineinanderweben zweier Seiten, aus menschlicher Astralsubstanz und elementarischer Astralsubstanz.
Daraus ergibt sich, dass man, geisteswissenschaftlich gesehen, solche neu erzeugten Elementarwesen, je nach ihrer Quelle, unterscheiden müsste: Solche, die durch Gedankenäußerungen entstanden sind anderer Art als solche, die aus Gefühlen, Emotionen oder sogar Willensäußerungen erzeugt wurden. Denn diese zu unterscheidenden Elementarwesen wirken weiter, respektive entfalten ihre Wirkung als Wesen in der Astralwelt, obwohl sie ihre Beziehung zu ihrem Ursprung beibehalten. So werden Menschenseelen in das Astralgeschehen hineingewoben.
Die Quelle der Elementalen
Wir müssen noch einen Schritt zurückgehen, um die Qualität dieses Astralgeschehens wertzuschätzen. Wenn wir diese Quelle näher untersuchen, tauchen wir etwas tiefer in das Wesen des Menschen ein und verwenden anthroposophische Begriffe, weil sie aufgrund der Geisteswissenschaft[6] aus entsprechenden Erfahrungen gestaltet wurden.
Ganz allgemein kann man sagen, dass die Gesinnung des Erzeugers eine entscheidende Rolle spielt, obwohl man diese wiederum differenzieren müsste. Folgen wir Daskalos, gibt es unterbewusst erzeugte Elementale, die er „Elementale der Wunschgedanken“ nannte, und solche, die bewusst erzeugt werden, die er „Gedankenwünsche“ nannte. Nach Daskalos bedingt die Schwingung (oder Frequenz) die Art des Elementals. Wenn man die Gesinnung gemäss des Begriffs der Skala der Frequenzen untersucht, differenziert man zwischen dem völlig Selbstlosen (hohe Frequenz) und höchste innere Moralität und dem Selbstbezogenen (niedrige Frequenz). Dies entspricht den zwei Polen des Astralleibes. Auf der einen Seite ist er offen für das Spirituelle, auf der anderen leibgebunden. Diese seelische Beteiligung differenziert sich gemäß Denken (bewusst), Fühlen (träumerisch) und Wollen (schlafend), die jeweils im Alltag selbstlos oder selbstbezogen eingesetzt werden.
Bei einer bewussten inneren Führung würde sich das Denken vom registrierenden, analytischen in ein Denken verwandeln, das eine zunehmend schauende Qualität entwickelt. Indem es die Welt ertastet und ergründet, wird es zum Instrument, sich in seine Umwelt einzuordnen und Einsichten zu erlangen, um sie sich als Erkenntnisse zu eigen zu machen. Rudolf Steiner spricht in diesem Zusammenhang vom leibfreien Denken[7].
Das Fühlen
Unser Alltagsfühlen hat auch zwei Seiten: Da wir dazu neigen, innere Sicherheit zu erleben, nehmen wir die Ereignisse, die uns begegnen, zunächst persönlich wahr und fühlen uns betroffen oder bejaht. Die Seele reagiert entsprechend mit Sympathie und Antipathie. Versuche ich dasjenige zu erfassen, was meine Reaktion hervorgerufen hat, dann erahne ich, dass ein äußeres Geschehen unmittelbar in tiefere Schichten eingedrungen ist, worauf ich dann spontan mit Abwehr oder Sympathie geantwortet habe. Dieses Geschehen hat sich meinem bewussten Dabeisein zunächst entzogen. Ich merke, dass ich mich trainieren muss, das unmittelbare Eindringen dadurch zu verhindern, dass ich mich bemühe, die Wirkung aufzufangen, bevor sie mir „unter die Haut“ geht. Ich muss mir eine Pufferzone schaffen.
Distanz gewinnen
Wie man das macht, wird in der „Theosophie“ im letzten Kapitel beschrieben: „Mit Gelassenheit muss er Lust und Schmerz aufnehmen. Dann hört er auf, sich in ihnen zu verlieren; dann fängt er aber an, sie zu verstehen. Eine Lust[8], der ich mich hingebe, verzehrt mein Dasein im Augenblick der Hingabe.“ Das haben wir oben beschrieben, als dasjenige, was die Sympathie oder die Abwehr weckt. Man kann die Empfindungen auch in ein Vehikel verwandeln, das in den Umkreis hineinführt. „Die Lust soll für mich nur die Verkündung dessen sein, dass in dem Dinge eine Eigenschaft ist, die sich eignet, Lust zu bereiten. Diese Eigenschaft soll ich erkennen lernen. Bleibe ich bei der Lust stehen, lasse ich mich ganz von ihr einnehmen, so bin ich nur ich selbst, der sich auslebt; ist mir die Lust nur die Gelegenheit, eine Eigenschaft des Dinges zu erleben, mache ich durch dieses Erlebnis mein Inneres reicher. Dem Forschenden müssen Lust und Unlust, Freude und Schmerz Gelegenheit sein, durch die er von den Dingen lernt.“[9]
Die Wandlung des Fühlens beruht darauf, dass ich meine Aufmerksamkeit immer intensiver auf das darin Wirkende lenke und dabei lerne, mich so zu handhaben, dass ich das Persönlich-Nehmen aus dem Gefühlsbereich zurückziehe. „Der Forschende sagt sich niemals allein: Oh, wie leide ich, wie freue ich mich, sondern stets: Wie spricht das Leid, wie spricht die Freude? Er gibt sich hin, um die Lust und Freude der Außenwelt auf sich einwirken zu lassen. Dadurch entwickelt sich in dem Menschen eine völlig neue Art, sich zu den Dingen zu stellen.“[10]
Auf dem Grund der inneren Entfaltung von Fähigkeiten erschafft man sich die Möglichkeit, das Erzeugen von Elementarwesen bewusster zu gestalten. Denn, sollte das Fühlen selbstloser werden, muss es sich selbst dazu erziehen. Wir kennen das Bemühen im Zusammenhang mit dem Hören. Oft reden wir innerlich, während wir zuhören, und formulieren unsere Erwiderung, während der andere spricht. Man braucht sich nur das gleichzeitig formulierte Chaos in der Astralwelt vorzustellen! Es würden elementarische Intention-Gestalten entstehen, die sich gegenseitig angreifen. Würden wir innerlich lernen, zu schweigen, so würde Ruhe einkehren, und das Fühlen würde zu einem Instrument des Hineinfühlens in den Anderen. Dieses Einleben, als eine astrale Bewegung, könnte beim entsprechenden Üben unendlich verstärkt werden. Damit würde das Fühlen zu einem Vehikel werden, das sich bewusst mit seiner Umgebung verbindet und gleichzeitig Einsichten vermittelt, die das Gespräch in ein wunderbar einigendes Gefäß verwandeln.
Der alltägliche Wille
Der alltägliche Wille will für sich haben. Er eignet sich Besitz an, ist bestrebt, seinen Vorteil herauszuholen usw. Im Extrem stünde diese Haltung am unteren Ende der Frequenzskala. Die neu geschaffenen Elementarwesen würden aggressiv um ihr Daseinsrecht kämpfen und andere, die sich als schwächer erweisen, bedrängen oder überwältigen. Würde der Wille von Hingabe und Liebe zum Du erfüllt sein, d.h. mit den oberen Frequenzen Elementarisches erzeugen, das, was in der griechischen Antike „Agape“[11] genannt wurde, so würden ganz anders geartete Elementarwesen entstehen. Sie würden weder bedrängen noch unterdrücken; sie würden sich in der Astralwelt völlig uneigennützig bewegen und mit dem Impuls der menschlichen Entwicklung zusammenklingen.
Das seelische Wesen des Menschen
So können wir den Begriff der Frequenzskala hinter uns lassen und mit dem inneren Auge auf das Wesen des Menschen schauen. Wir können nicht umhin, in ihm ein sich entwickelndes Wesen zu sehen. Keiner ist perfekt, und wohl kaum jemand ist absolut und ausschließlich von der Selbstsucht gefangen. Das macht es so schwer, absolut über die Gesinnungsqualität eines Menschen zu urteilen. Wir wissen nicht, was in den Tiefen eines Menschen vorgeht.
Wenn wir auf die Alltagsgesinnung schauen, hängt diese oft von der momentanen Laune ab, aber auch davon, ob wir unter Stress stehen oder uns ausgeglichen fühlen. Die Gesinnung bildet, wie eine Art Generalbass, einen unterirdischen Strom, der sich in der Grundhaltung zeigt. Man könnte auch vom Charakter sprechen, aber dieser ist schwer zu definieren, weil er verschiedenen Einflüssen ausgesetzt ist. Vieles hängt damit zusammen, wie man in seiner Inkarnation eingebettet ist, was man im Elternhaus erlebt, wie man durch das Milieu und seine Traditionen geprägt wurde usw. Aber das ist nicht alles: Jeder inkarnierte Mensch zeigt mit der Zeit auch seine Begabungen und seine spirituellen Anlagen, die sich in der Art zeigen, wie man sich (oft schon sehr früh) zur Welt stellt und wie man sie verarbeitet. Dies wirkt zwar zurück auf die Entwicklung, aber das Inkarnieren kann man auch als eine Herausforderung für die Entwicklung von Fähigkeiten erleben. So schält sich ein werdender Mensch beim Heranwachsen aus seinen Umgebungsbedingungen heraus.
Bezieht man die Reinkarnation mit ein, so rückt dieses werdende Wesen noch mehr in den Vordergrund. Wie Lessing am Schluss seines Büchleins über die Erziehung des Menschengeschlechts äußerte: „Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse und neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf einmal so viel weg, dass es der Mühe wert ist, wiederzukommen, etwa nicht?“
Und dann blickt man auf die Hindernisse auf seinem Lebensweg. Immer wieder musste ich Rückschläge und Krisen durchstehen, aber haben sie mich nicht auch weitergebracht? Ist der Gedanke zu abwegig, zu glauben, ich hätte sie mir als Herausforderung in den Weg gelegt, um das Erzeugen neuer Fähigkeiten möglich zu machen? Ein solches Denken würde den Karma-Gedanken näher bringen. Ich bin nicht allein in meinem Werden; meine ungelöste Vergangenheit wirkt ebenfalls hinein und zeigt sich auf der anderen Seite wie eine Art Hebamme. Wozu? Damit ich immer mehr „Agape“ entwickle? Oder um mit Paulus zu sprechen, dass der „Neue Adam“ den „Alten Adam“[12] verwandelt.
Die von Menschen geschaffenen Elementarwesen
In diesem Komplex liegt die Quelle der Erzeugung der vom Menschen geschaffenen Elementarwesen, die von den Natur-Elementarwesen, die durch Außer-Menschlich-Geistiges entstanden, zu unterscheiden sind. Durch die eingehendere Untersuchung der Quelle beginnen wir, ein neues Verhältnis zur uns umgebenden Welt einzunehmen. Kommt das imaginative Schauen der Wirksamkeit solcher von Menschen erzeugten Elementarwesen zu den Überlegungen hinzu, dann verändert sich unser Verhältnis zu anderen Menschen völlig. Wir „sehen“ die Wechselwirkungen in der Art, wie die geschaffenen Elementarwesen sich zueinander verhalten.
Und wir beginnen zu verstehen, wie solche Wesen entstehen, zu denen wir auch Dämonen rechnen müssen. „... Angefangen bei einem ungerechtfertigten Ratschluss, bis zu all jenen Wirkungsmitteln, die die Menschen anwenden, um Seelen zu überwältigen ... und sei es auch nur in geringster Weise, wo Zwangsmittel der Überzeugung und Zwangsmittel der Überredung angewendet werden, um nicht nur das zu wecken, was in der anderen Seele bereits schlummert. Überall da wirken von Menschenseele zu Menschenseele Kräfte, die wiederum diese Seelen so beeinflussen, dass sich das in der Nacht im astralischen Leibe ausdrückt. Der astralische Leib erhält Einschlüsse, und dadurch werden Wesenheiten aus anderen Welten abgetrennt, die nun als Elementarwesen unsere Welt durchschwirren ...“[13] beschreibt Rudolf Steiner.
Oben wurde gesagt, dass menschliche Äußerungen Elementarwesen entstehen lassen. In der erwähnten Textstelle heißt es, in der Nacht werden durch die Einschlüsse im astralischen Leib Wesen aus anderen Welten abgetrennt. Ich habe den Eindruck, dass die Elementarwesen zwar spontan entstehen, aber u.U. Zeit brauchen um ihre dämonenhafte Wirksamkeit zu entfalten.
«Man nennt die Wesenheiten, die den Astralleib durchsetzen und ihn unfrei machen, Dämonen. Fortwährend sind Sie in Ihrem Astralleib von solchen Dämonen durchdrungen, und die Wesenheiten, die Sie selbst durch Ihre wahren oder falschen Gedanken erzeugen, sind solche, die sich nach und nach zu Dämonen auswachsen. Es gibt gute Dämonen, die von guten Gedanken ausgehen. Schlimme Gedanken aber, vor allem unwahre, lügnerische, erzeugen dämonische Gestalten der furchtbarsten und gräßlichsten Art, die den Astralleib, wenn man sich so ausdrücken darf, durchspicken.»[14] Solche Wesen bestimmen dann das innere und äussere Schicksal.
Unser astralischer Umkreis
Unser astralischer Umkreis ist ständig durchsetzt von solchen elementarischen Wesenheiten[15]. Nun gibt es ein weiteres Charakteristikum dieser Wesen: Sie wollen „ernährt“ werden. Das bedeutet, sie müssen ständig durch Erzeugungen menschlicher Gesinnung am Leben erhalten werden, und deshalb beeinflussen sie Menschen, um solche Gedanken, Empfindungen und Willensäußerungen zu erzeugen, die sie benötigen, um fortzubestehen. Dies ist besonders dann der Fall: „Wenn ein Mensch üble, schlimme Empfindungen von sich aus verbreitet, dann sind diese schlimmen, üblen Empfindungen auch etwas, das um ihn herum lebt, und das Wesenheiten anzieht, die nur darauf warten, wie eine physische Wesenheit auf die Nahrung wartet.“[16] Deshalb entsteht eine Atmosphäre, die den Elementarwesen förderlich ist, und zugleich zeigt diese Einsicht, dass es möglich ist, solche Elementarwesen, indem man sie nicht füttert, auszuhungern.
Aushungern
Außerdem entwickeln diese Wesenheiten gewisse Neigungen; dadurch bilden sie in der Astralwelt eine Art Netzwerk. Dieses astralische Netz verbindet Wesen gleicher Art zu einem Konglomerat oder, neudeutsch, einem „Cluster“. Man hat es schon im Sprichwort: „Gleich zu Gleich gesellt sich gern“ oder „krumme Vögel halten zusammen“ gehört. Dies geschieht vor allem bei den von der Selbstbezogenheit erzeugten Elementarwesen. Sie gieren in ihrer Ausstrahlung nach Nahrung und schaffen eine Atmosphäre, die ihrem Nahrungsbegehren entgegenkommt. Deshalb weiß man auch, dass man sie aushungern muss, um sie besiegen zu können. Sie aushungern bedeutet, ihnen keine Nahrung zu bieten, indem man bewusst darauf verzichtet, neue Wesen gleicher Art zu erzeugen und die bestehenden Cluster zu füttern. Damit wird die Aufmerksamkeit auf den inneren Menschen gelenkt.
Gute Elementale
Diejenigen Elementarwesen, die durch eine selbstlose Gesinnung erzeugt werden, haben diese clusterbildende Art nicht, denn sie sind nicht mit ‹Häkchen› versehen, um sich parasitär an eine sich bietende Gelegenheit anzudocken und einzunisten; vielmehr können sie sich in der Astralwelt frei bewegen und entsprechend ihrer lichten, transparenten und wohlwollenden Wesensart ihre Rolle im Einklang mit dem Weltenwerden einnehmen. Auch mit ihnen bleiben wir verbunden und so erzeugen sie eine Atmosphäre, in der sich Menschen freilassend umhüllt und bejaht erleben.
Der Schwellengang der Menschheit
Beide Arten von Wesen, die dunklen wie die hellen, treten einem als Imagination entgegen, d.h. ein Wesen wird einem auf einer bestimmten Stufe des Hellsehens durch die Imagination symbolisiert. „Hat man sehr niedrige Gelüste, sehr tief stehende Begierden, dann treten grauenvolle Tiere dem Menschen entgegen, wenn er aus dem Leib heraus ist. Diese furchtbaren Tiere sind das Symbol für diese niedrigsten Gelüste.“[17] In der Entfaltung von Entsagungskräften verschwinden die ‹Tiere›, und ein edles Bild der astralischen Welt wird erscheinen. Hier möchte ich betonen, dass es die innere Haltung oder Gesinnung ist, die die Imagination prägt, die man als Projektion in dem astralen Umkreis erlebt. So erlebt man den Vorhof der Schwelle, und es bedarf einer aufrichtigen, mutvollen Innenwahrnehmung, um sie würdigend zu ‹sehen›, denn ihre Erscheinung ist ein Bild für das, was aus der eigenen Seele in diesem Moment hervorgeht. So bekommt man ein innigeres Verhältnis zu den Worten des kleinen Hüters der Schwelle zur geistigen Welt: „Meine Schwelle aber ist gezimmert aus jedem Furchtgefühl, das noch in dir ist, und aus jeder Scheu vor der Kraft, die volle Verantwortung für all dein Tun und Denken selbst zu übernehmen.“[18]
Das übersinnliche Wahrnehmen
Das übersinnliche Wahrnehmen, das Schauen in der Astralwelt, ist nicht unbedingt angenehm, da einem das eigene Wesen in seinen Tiefen imaginativ vorgeführt wird. Zugleich wird die Region der Seele gezeigt, aus der sich die dunklen menschlichen Elementarwesen ernähren. Man sieht auch den tieferen Zusammenhang zwischen dem, was einem möglicherweise nicht bewusst ist oder was man nicht wahrhaben will, da sie sich als Quellgrund dieser menschlichen Elementarwesen zeigen, wenn man den Mut hat hinzuschauen. In diesem Moment tritt etwas anders auf: Man erlebt sich aufgerufen, die Regionen seines moralischen Wesens als Quellgrund zu entdecken, die die andere Art von Elementarwesen hervorgehen lassen. Diesen Moment kann man umschreiben als die Begegnung mit dem kleinen Hüter der Schwelle. In der Innenwahrnehmung, in der seelischen Beobachtung entsteht eine ‹geschaute, gehörte und erlebte› Orientierung.
Dieser kleine Hüter macht einen auf die Region aufmerksam, in der der Doppelgänger oder der Schatten zu Hause ist und zugleich, was man im positiven Sinn unternehmen kann. Seine Intention ist nicht, einen zu erschrecken, sondern er möchte einen wachrütteln zu einem Bewusstsein seines werdenden Menschseins. Man erlebt sich wie durch einen Fluss getrennt von dem was entstehen könnte. Das Zuhause ist zunächst im Diesseitigen, im Nicht-Bewussten, und man blickt in eine Zukunft, die werden könnte. Man fühlt sich aufgerufen ein steuernder Kapitän auf seinem eigenen Schiff zu werden, der seine innere Entwicklung in die Hand nimmt. Der kleine Hüter zeigt einem, wie man zum anderen Ufer kommt, indem er einem die unheilige Allianz des eigenen Doppelgängers mit den erwähnten Elementarwesen und ihren Clustern zeigt.Dies zu erkennen weckt in einem das Verantwortungsgefühl für seine Aufgabe in der Astralwelt und klärt einen über die tieferen Hintergründe des gegenwärtigen Geschehens.
Das Gegenwartsgeschehen
Das Gegenwartsgeschehen wird weder in den Mainstream-Medien widergespiegelt noch in den sogenannten Alternativmedien, da man vielfach von dem diesseitigen Bewusstsein ausgegangen wird.
Es ist notwendig, dass man das eigene Astralgeschehen ins Auge fasst und darum ringt, durch solche Elementarwesen einen Umkreis zu schaffen, der sich aus der hellen Sphäre der Astralwelt speist, und mit dem Menschheitskarma zusammenklingt, d.h. mit der Sphäre der Astralwelt, die die Menschheitszukunft und das Werden des Ichs fördert. Ich werde mir meiner Verantwortung gewahr, dass ich nicht meine ungeklärte und ungelöste Vergangenheit hineinfunken lasse, sondern mein Kreuz auf mich nehme und darauf hinarbeite, zum anderen Ufer zu gelangen. Man findet diese Geste auch im Neuen Testament ausgesprochen: „Ich bin mit Christus gekreuzigt. So bin nicht ich es, der da lebt, sondern Christus in mir.“ Damit transformiert sich Schillers von Idealismus geprägte Aussage: „Jeder individuelle Mensch, kann man sagen, trägt der Anlage und Bestimmung nach einen reinen, idealistischen Menschen in sich, mit dessen unveränderlicher Einheit in allen seinen Abwechslungen übereinzustimmen die große Aufgabe seines Daseins ist“ in eine schaubare Realität in der Astralwelt. Das Christusverständnis wandelt sich, und er wird als real anwesendes Wesen erlebt, das die innere Entwicklung eines Menschen fördert und ihm in diesem Prozess beisteht, wodurch der Christus als innere Gewissheit erfahren wird.
So findet sich alles zusammenwirkend in einem sich-verändernden Bewusstsein. Der englische Schriftseller Christopher Fry hat das in einem Theaterstück so in Worte gebracht. «Gott sei Dank leben wir in dieser Zeit, wo das Unrecht überall sich erhebt, uns zu begegnen und nicht mehr zu verlassen, bis wir endlich den größten Schritt der Seele tun, den Menschen je gewagt haben. Die Dinge haben jetzt Seelenmass, das Unternehmen ist eine Forschungfahrt in das Innere Gottes. Was ist euer Ziel? Es braucht so viele Jahrtausende, um aufzuwachen. Aber wachet auf um der Barmherzigkeit willen!»[19]
Ronald Templeton, Dornach 24.4.2025
angeglichen der publizierten Fassung «Anthroposophie Johanni 2025. Nr. 312 S. 162-171.
[1] GA 107, Vortrag vom 19.10.1908. (1989) S. 20
[2] Dieser Satz ist nicht in der gedruckten Fassung. Ich halte ihn dennoch für notwendig,.
[3] ebd.
[4] Daskalos spricht viel über diese Elementale. Siehe z.B. Kyriacos C. Markides. Der Magus von Stravolos S.58ff und Heimalt im Licht. S 57ff und passim. beide Knaur. München 1988.
[5] Das Wort Frequenzen ist eine in der Neoesoterik gebräuchliche Formuliewrung um die Quelle der generierten Energien zum Ausdruck zu bringen. Es wäre möglich diese noch auf Grund der Anthroposophie diese zu differenzieren. Dr David Hawkins hat diesbezüglich eine interessante Skala erarbeitet. Siehe https://praxis-staats.de/wp-content/uploads/2021/03/Hawkins-Skala_erweitert.pdf
[6] Ich verwende hier das Wort Geisteswissenschaft im Sinne Rudolf Steiners. Er versteht darunter das Erforschen der übersinnlichen Welten, deren Methoden er ausführlich und wiederholt dargestellt hat. Als Begriff ist sie eine vom Menschen gestaltete Umkleidung oder Umschreibung in mitteilbaren Worten für etwas, das nicht-sinnlicher Art ist.
[7] Genaue Anleitungen zur Entwicklung des leibfreien Denkens finden Sie z.B. in der Philosophie der Freiheit. GA 4 im 3. und im 9. Kapitel.
[8] Ob eine Hingabe an der Lust oder an der Antipathie, «mein Dasein im Augenblick der Hingabe».verzehrt, ist die Folge davon, dass ich von meinen Emotionen überwältigt werde.
[9] Rudolf Steiner Theosophie GA 9 (1995) S.180f
[10] ebd. Hervorhebung RT.
[11] Die Griechen der Antike unterschieden zwischen Eros, die körperliche Liebe, Philia, die geistige Liebe oder die Liebe zu den gleichen Interessen, und Agape, die uneigennützige oder gottgleiche Liebe zu allem was ist. Dieses Dreigestirn wurde von Plato und Aristoteles eingehend behandelt.
[12] 1.Korinther 15,45
[13] GA 102. Vortrag vom 04.06.1908 (1984) S. 209
[14] GA 99 Vortrag vom 30.05.1907 (1982) S.70f
[15] Rudolf Steiner beschreibt auch weitere. z.B. durch eine Lüge in die Welt hineingesetzte, falsche Behauptungen, können Ängste hervorrufen, und diese elementarische Gestalten erscheinen dann wie Spektren oder Gespenster. So auch eine uns bedrängende ungute Gesetzgebung. Siehe u.a. GA 99 Vortrag vom 30.05.1907 (1982) S.71.
[16] GA 102 Vortrag vom 1.6. 1908. (1984) S.186
[17] GA 107 Vortrag vom 26.10.1908. (1989) s.62f
[18] GA 10. (1995) S 196
[19] Christophwer Fry. A Sleep of Prisoners Oxford 1951 p.49 oder Ein Schlaf Gefangener. Frankfurt Main 1952. S.58