Herzlich Willkommen!

Die neun Erdschichten

Aus Geistesforschung
Version vom 25. März 2025, 20:59 Uhr von Katharina Offenborn (Diskussion | Beiträge) (Übertragen von Inhalten von Anthroposophie-lebensnah)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die neun Erdschichten – von Michaela Glöckler

Auszüge aus Büchern und Vorträgen von Michaela Glöckler; Erstveröffentlichung auf https://www.anthroposophie-lebensnah.de/home/

DIE MENSCHLICHE NATUR UND DAS INNERE DER ERDE

Was ist mit den Schichten des Erdinneren gemeint?

Welche Kräfte wirken dort?

Wie wirken sie sich auf Mensch und Erde aus?

Vorbemerkung

Auf der Tagung für Krankenpflege am Goetheanum 1996 war ich gebeten worden, den Abschlussvortrag zum Thema „Pflege im Zeitalter der Bewusst­seinsseele" zu halten. Dabei kam ich auch auf die für das Bewusstseinsseelenzeitalter so notwendige und charakteristische Auseinandersetzung mit dem Bösen zu sprechen und bezog Rudolf Steiners Ausführungen über das Innere der Erde in diesen Zusammenhang mit ein.

Anschließend wurde ich von verschiedenen Teilnehmern gebeten, diesen Aspekt doch für den Rundbrief[1] nochmals zur Darstellung zu bringen, damit man ihn dort nachlesen und der eigenen Verarbeitung besser zugänglich machen könne. Ich komme diesem Wunsch hiermit gerne nach, da mir in den letzten Jahren immer deutlicher geworden ist, wie wichtig die Kenntnis der verschiedenen Schichten der menschlichen Gesamtnatur für ein gedeihliches Miteinander im sozialen Leben ist. Entscheidend für eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist jedoch das Studium der diesbezüglichen Vorträge Rudolf Steiners in dem Vortragszyklus ,,Kosmogonie"[2] sowie in einer Reihe anderer Vorträge, die er am Anfang des Jahrhunderts zu Beginn der Arbeit in der Esoterischen Schule gehalten hat.

Gliederung der Natur des Menschen

In seinem Werk ,,De Divisione Naturae" gliedert Scotus Erigena die menschliche Natur so, dass er schildert, wie der Mensch

  • seinen physischen Leib dem Mineralreich verdankt,
  • seinen lebendigen Organismus dem Pflanzenreich,
  • seine Seele dem Tierreich,
  • sein Denken den Engeln
  • und sein Fühlen den Erzengeln.

Der Mensch verdankt so gesehen nur eine Fähigkeit sich selbst: die Urteilsfähigkeit.

In der Anthroposophie finden wir diese Anschauung des Scotus Erigena noch erweitert und entsprechend umfassender dargestellt, indem Rudolf Steiner nicht nur die Wirkungen aller neun geistigen Hierarchien auf den Menschen darstellt, sondern auch die Wirkungen der neun Schichten des Inneren der Erde, die in die menschliche Natur gleichsam von unten heraufragen und sie mitbestimmen. Denn Übernatur und Unternatur begegnen sich im Menschen und bilden gemeinsam die vollgültige menschliche Gesamtnatur. Und so, wie die Wirksamkeit der Hierarchien sich im menschlichen Leib und im bewussten Seelen- und Geistesleben kundgibt, so gilt dies auch für das Heraufwirken der Kräfte der Unternatur aus dem Inneren der Erde durch die unbewussten Leibestiefen des Menschen hindurch, die sein Seelen- und Geistes­leben beeinflussen.

Mensch und Erde im Spannungsfeld von Übernatur und Unternatur

Das alte hermetische Prinzip, unten wie oben, wird bei dieser Betrachtung der menschlichen Natur in seiner vollen Realität sichtbar, wenn man sich das Ineinandergreifen von Oben und Unten als ,,Siegel Salomos" vorstellt, auch hermetisches Siegel genannt, das seit den Zeiten der ägyptisch-chaldäischen Kultur als Symbolum in den medizinischen Mysterien gepflegt wurde.

Dabei handelt es sich um zwei sich überschneidende Dreiecke, von denen eines auf der Basis, eines auf dem Kopf steht, wodurch ein mittlerer Bereich entsteht, wie es auch im Hexagramm anschaulich wird:

  • Das auf dem Kopf stehende Dreieck wird dem Oben zugeordnet, den geistigen Hierarchien. Es ist zugleich der Machtbereich Luzifers, dessen destruktive Einseitigkeit und Tendenz zur Weltflucht durch Liebe zum Sein ausgeglichen werden muss.
  • Das auf der Basis stehende Dreieck wird dem Unten, den Schichten des Erdinneren im Sinne der in ihnen wirksamen Kräfte zugeordnet. Es ist zugleich der Machtbereich Ahrimans, dessen lähmende Zerstörungskraft durch den Willen zur Freiheit ausgeglichen werden muss.[3]
  • Die Mitte, wo die beiden Dreiecke sich überschneiden, ist die Erdoberfläche mit ihren Lebensformen und auch der Mensch. Das ist der Machtbereich des Christus, der uns den gesunden Weg der Mitte lehrt: Als ,,Verus merkurius" verbindet er die obere und die untere Welt so, dass die Kräfte von oben und unten in der Mitte im besten Fall im Gleichgewicht gehalten werden und der Mensch so zu sich selbst finden und seine Aufgabe in der Welt bewusst ergreifen kann.

Auch im Erdkern ist der Christus seit der Tat auf Golgatha anwesend. Dort wirken Kräfte, die sich ähnlich auswirken wie die menschlichen Organe.

Allgemeines zu den Schichten des Erdinneren

Rudolf Steiner schildert die verschiedenen Schichten des Erdinnern aus seiner okkulten Anschauung heraus so, dass die in diesen Schichten konzentrierten Kräfte den in der höheren menschlichen Natur sich offenbarenden und auch auf der Erde wirksamen geistigen Kräften aus den Hierarchien entgegengesetzt sind.

Das Erdinnere gliedert sich aus geistiger Sicht Rudolf Steiners in neun Schichten, die nicht scharf gegeneinander abgegrenzt sind, sondern fließend ineinander übergehen. Diese nur geistig wahrnehmbare Gliederung darf nicht mit der geophysikalischen Struktur des Erdinneren verwechselt werden. Der Mensch steht mit seinem Seelenleben unter dem Einfluss dieser Schichten, wirkt aber durch seine eigene seelisch-geistige Entwicklung auch veredelnd oder zerstörerisch auf diese zurück. Am Ende der gesamten Erdentwicklung wird der Mensch sich und das Erdinnere vollkommen umgestaltet haben und die ganze Erde durch Arbeit an sich selbst vergeistigt haben.[4]

Die seelisch-geistige Gestalt des Erdinneren steht mit der rein physischen Erdstruktur in Wechselwirkung, so wie etwa die verschiedenen Schichten des menschlichen Seelenlebens mit bestimmten Körperfunktionen korrespondieren. Doch weder kann man die Schichten des Seelenlebens einfach gleichsetzen mit anatomischen Details des physischen Körpers, noch sollte man Steiners Beschreibung des Erdinneren als „physische Anatomie" der Erde missverstehen.

Da Rudolf Steiner verschiedene Namen und Ausdrücke für die jeweiligen Erdschichten verwendete, wurde in der nachfolgenden Gesamtübersicht das sich in diesen Schichten vollziehende Kräftewirken beschrieben und nicht eine bestimmte der verschiedenen Terminologien Steiners verwendet. Diese möge jeder selber im Original nachlesen, so wie diese Ausführungen über­haupt als Anregung gedacht sind, sich gerade zu dieser Zeit, in der sich die Unternatur aus Abgrundtiefen immer stärker in das alltägliche Bewusstsein heraufdrängt, mit dieser Seite des menschlichen und irdischen Wesens auseinanderzusetzen.

Vgl. Notizen im Nachklang der Internationalen Schwesterntagung vom 9. bis 12. Mai 1996 am Goetheanum


[1] Rundbrief Nr. 18, Johanni 1996.

[2] Rudolf Steiner, Kosmogonie, GA 94.

[3] Vgl. https://anthrowiki.at/Erdinneres: «Dante schildert den Höllenraum als sich nach unten zu immer mehr verengenden Trichter, auf dessen Grund sich – im Erdenzentrum – die Eishölle befindet – ein vielsagendes Bild des immer stärkeren Eingeschlossen- und Eingefrorenseins in den materiellen Kräften. Von hier unten greift Ahriman herauf nach dem Menschengeist und will ihn in die geistigen Gesetzmäßigkeiten des Materiellen Daseins hineinzwingen. Ahriman will den Menschengeist mechanisieren. Durch Ahriman würde das menschliche Ich zersplittert. Diese Splitter will sich Ahriman einverleiben und dadurch der göttlichen Schöpferkraft teilhaftig werden, die als Funke im menschlichen Ich lebt.«

[4] Vgl. FN 3.

ÜBER- UND UNTERNATUR DES MENSCHEN

Was ist mit Übernatur und was mit Unternatur des Menschen gemeint?

Inwiefern gehören sie zur menschlichen Natur?

Die neun Hierarchien und ihre Wirkung auf den Menschen – Übernatur

Die folgende Gegenüberstellung soll aufzeigen, welche Eigenschaften, Möglichkeiten und Herausforderungen der Mensch dem Zusammenwirken von Unter- und Übernatur verdankt. Indem sich die Geistgeschenke von den Hierarchien sowie die Geschenke der Naturreiche im Sinne des Scotus Erigena im Menschen durchdringen, befähigen sie ihn zur freien Urteilsbildung. Und vom frei und selbständig errungenen Urteil des Menschen hängt ab, wie er mit den ihm anvertrauten Fähigkeiten und Lernaufgaben umgehen will und in wessen Dienst er sie stellen möchte.

Hier nun eine Zusammenstellung der geistigen Hierarchien, die man sich im oberen, auf dem Kopf stehenden Dreieck des Salomonischen Siegels vorstellen kann, von unten nach oben aufsteigend. Sie werden in ihrer Gesamtheit auch als Übernatur bezeichnet. Jeder Hierarchie verdanken wir eine menschliche Eigenschaft:

1.    Sphäre der Engel: Denkbefähigung

2.    Sphäre der Erzengel: Gefühls- und Sprachbefähigung

3.    Sphäre der Archai: Willens- bzw. Handlungsfähigkeit

4.    Sphäre der Geister der Form: Atemtätigkeit

5.    Sphäre der Geister der Bewegung: Blutzirkulation

6.    Sphäre der Geister der Weisheit: Stoffwechsel/Substanzverwandlungsimpulse

7.    Sphäre der Geister des Willens: Trieb zur Menschwerdung

8.    Sphäre der Geister der Harmonie: Gewissensstimme

9.    Sphäre der Geister der Liebe: Schicksalseinsicht

Die neun Schichten des Inneren der Erde und ihre Wirkung auf den Menschen – Unternatur

Entsprechend folgt hier eine Zusammenstellung der Kräfte aus den Schichten des Inneren der Erde, die man sich im unteren, auf der Basis stehenden Dreieck des Salomonischen Siegels vorstellen kann, von oben nach unten absteigend. Sie werden in ihrer Gesamtheit auch als Unternatur bezeichnet. Jeder dieser Kräfte aus einer Erdschicht verdanken wir eine menschliche Untugend oder Schwäche, die hier nur kurz genannt werden kann:

  1. Mineralische Schicht: Sinneswahrnehmung isoliert von der Geistesanschauung
  2. Leben ertötende Schicht: Neid
  3. Gefühle verkehrende Schicht: Eifersucht
  4. Formen ins Negativ verwandelnde Schicht: Taten verhindern oder verkehren
  5. Schicht wuchernden Lebens: Gedankliches und verbales Ausufern
  6. Willensfeuer-Schicht (z.B. Vulkanismus): Sich in Emotionen hineinsteigern
  7. Erdspiegel-Schicht: Doppelgängerhaftes Sich-Spiegeln
  8. Schicht des Zersplitterers: Missverstehen, Atomisieren, Hass, Zorn
  9. Schicht der Gegenmoral, Zentrum der Schwarzen Magie: Gelerntes in den Dienst des Egoismus stellen

Vergangenheitskräfte aus den Erdentiefen

Allgemein kann gesagt werden, dass alle im Alltag beobachtbaren „natürlichen“ menschlichen Schwächen auf alte Evolutionsreste und Widerstände aus der Unternatur zurückgehen, die unsere Entwicklung herausfordern. Denn in den Erdentiefen lagern sich auch viele der negativen Seeleneigenschaften der Menschen ab, die diese in der Läuterungszeit nach dem Tode ablegen. Diese Seelenkräfte warten darauf, künftig durch die Menschen wieder zum Guten verwandelt zu werden. Sie sind es daher, die uns immer wieder den Anreiz geben, zu einer neuen irdischen Verkörperung herabzusteigen, um an dieser Verwandlung zu arbeiten.

In je tiefere Schichten der Erde man geistig blickt, desto mehr sieht man auch in die Vergangenheit unseres Erdplaneten zurück. Es sind seelisch-geistige Kräfte der fernen Vergangenheit, die in den Erdentiefen wirken – Kräfte, die heute nicht mehr zeitgemäß sind und daher zu einer Quelle des Bösen werden. Rudolf Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass das Böse ein zeitversetztes, also ein zur Unzeit wieder auftretendes, ehemaliges Gutes ist. Kräfte, die einmal ihre volle Berechtigung hatten, bewirken, wenn sie sich heute entfalten, Böses.

Für ein christliches Verständnis des Bösen ist es entscheidend herauszuarbeiten, dass diese 9fach gegliederten Gegen­impulse bzw. Gegenkräfte nötig sind, um uns Menschen gegenüber den Götterintentionen und -begabungen in die Sphäre der Freiheit zu entlassen. Um ein eigenes Urteil frei erringen zu können, muss ein Gleich­gewicht der Kräfte im Weltall herrschen. Christus ist der Repräsentant dieser Gut und Böse zulassenden und damit Gleichgewicht schaffenden Schöpferweisheit. Er ist der Garant für den Freiraum in jeder Menschenseele, aus dem heraus sie zu urteilen lernt.

Bewusster Umgang mit Unter- und Übernatur

Die oben genannten Eigenschaften mögen in der Schlichtheit ihrer Formulierung deutlich machen, wie tief diese Qualitäten meist unbewusst auf das menschliche Leben einwirken und es individuell und sozial beeinflussen. Es ist deshalb überaus wichtig, auf diese Möglichkeiten und Kräfte der menschlichen Natur aufmerksam zu werden und bewusst mit ihnen umgehen zu lernen. Sonst laufen sie Gefahr sich ich-los, das heißt am eigenständigen Urteil des Menschen vorbei, Bahn zu brechen und

  • den Menschen einerseits in luziferischer Weise aus den Realitätsbezügen des Lebens abheben zu lassen.
  • Oder es entladen sich andererseits Kräfte in ahrimanisch-destruktiver Weise im Alltagsleben.

Das Luziferische und das Ahrimanische machen sich in der menschlichen Natur immer dann unheilvoll geltend, wenn es dem Menschen nicht gelingt, diese Einflüsse bewusst in sein Leben zu integrieren und auf gesunde Weise auszubalancieren. Die richtig verstandene menschliche Urteilsfähigkeit und die sich daraus ergebenden Handlungen wirken als welten­ver­bindende, integrierende und gleichsam erlösende Taten in den Entwicklungszusammen­hang von Mensch und Natur, von Erde und Kosmos ein. Diese Zusammenhänge zu verstehen und bewusst mit ihnen umzugehen, ist für jeden therapeutisch Tätigen in der heutigen Zeit nahezu unerlässlich.

Es sei in diesem Zusammenhang auch auf das lesens­werte Buch von Friedrich Glasl hingewiesen, der durch seine Arbeit als Unternehmens­berater auf typische Formen von Konfliktbereitschaft und deren Eskalationsstufen aufmerksam wurde, in denen er nach und nach die Qualitäten der von Rudolf Steiner geschilderten neun Erdschichten wiederentdeckte. Dieses Wissen floss in sein ,,Handbuch für Führungskräfte und Berater"[1] ein. Glasl verweist dort auf die Möglichkeit, mithilfe des Geschenks einer bestimmten Hierarchie die Kräfte aus der entsprechenden Erdschicht auszugleichen.

Merkur und das hermetische Siegel

Abschließend sei bemerkt, dass die Form, die der Merkur am Himmel zeichnet, wenn er sich um die Sonne herumbewegend mit der Sonne gemeinsam seinen Weg um die Erde geht, das hermetische Siegel ist, der Schlüssel Salomos, das Hexagramm. In 3 x 116 Tagen kommt Merkur der Erde dreimal am nächsten und ist dreimal am weitesten von ihr entfernt. Werden diese Punkte miteinander verbunden, so entstehen zwei Drei­ecke, ein etwas kleineres und ein etwas größeres, die genau polar ineinanderge­schoben sind, so wie beim Sechsstern, der auf der vorangehenden Skizze in seiner auseinander­gezogenen Form gezeichnet ist. Dieses weltenverbindende und um Ausgleich ringende Prinzip ist die Tatensprache Merkurs, dessen Wesen insbesondere in dem Erzengel Raphael[2] verehrt wird.

Vgl. Notizen im Nachklang der Internationalen Schwesterntagung vom 9. bis 12. Mai 1996 am Goetheanum


[1] Friedrich Glasl, Konfliktmanagement – Ein Handbuch für Führungskräfte und Berater, 4. Auflage, Bern und Stuttgart 1994.

[2] Rapha-el heißt aus dem Hebräischen übersetzt: der Arzt Gottes, wo­ bei die Abkürzung -el" für Elohim= Gott steht.

DIE NEUN ERDSCHICHTEN[1]

„Die physikalische Wissenschaft kennt lediglich erst die Erdrinde, die mineralische Schicht, die im Grunde nur eine dünne Haut auf der Oberfläche der Erde ist. In Wirklichkeit ist die Erde zusammengesetzt aus einer Folge konzentrischer Schichten, die wir jetzt beschreiben wollen.

Erstens: Die mineralische Schicht enthält die Metalle, deren Substanz sich im physischen Körper von alledem befindet, was auf der Oberfläche lebt. Diese Schicht, die gleichsam eine Haut um das lebende Wesen Erde bildet, hat nur eine Stärke von einigen Meilen.

Zweitens: Die zweite Schicht versteht man nur, wenn man sich durchringt zu der Idee einer Materie, die derjenigen, die wir kennen, entgegengesetzt ist. Es ist ein negatives Leben, der Gegensatz zum Leben. Alles Leben erstirbt hier. Eine Pflanze, ein Tier, das man da hinein versenkte, würde unmittelbar vernichtet werden, aufgelöst in der Masse. Diese zweite halbflüssige Umhüllung, welche die Erde umgibt, ist in Wahrheit ein Todesbezirk.

Drittens: Die dritte Schicht ist ein Bezirk umgekehrten Bewußtseins. Jedes Leid erscheint hier als eine Freude, jede Freude als ein Leid. Ihre Substanz, aus Dämpfen bestehend, verhält sich hinsichtlich unserer Gefühle in der gleichen negativen Art wie die zweite Schicht hinsichtlich des Lebens.

Streichen wir diese drei Schichten in Gedanken, so finden wir die Erde wieder in dem Zustand, in dem sie war, bevor der Mond sich von ihr trennte. Kann man sich durch Konzentration bis zu einer bewußten astralen Vision erheben, so sieht man diese zwei Schichten in Tätigkeit: die Zerstörung allen Lebens auf der zweiten, die Umwandlung der Gefühle auf der dritten Schicht.

Viertens: Der vierte Kreis heißt Wasser-Erde, Seelen-Erde, Form-Erde. Er besitzt eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit. Man stelle sich einen Würfel vor, der seiner Substanz nach umgekehrt erschiene: da, wo diese Substanz war, wäre nichts; der durch den Würfel eingenommene Raum wäre leer, aber um ihn herum wäre diese Substanz, die substantielle Form. Daher kommt dieser Name Form-Erde. Hier ist dieser Wirbel von Formen, anstatt eine negative Leere zu sein, eine positive Substanz.

Fünftens: Diese Schicht heißt Erde der Wachstumskräfte. Sie enthält die Ursprungsquelle des irdischen Lebens, eine Substanz knospender, reichlich sich vermehrender Energien.

Sechstens: Die sechste Schicht ist die Feuer-Erde, eine Substanz, die aus purem Willen besteht, Element des Lebens, der Bewegung, ohne Unterlaß durchzogen von Impulsen, von Leidenschaften, ein wahrhaftes Reservoir von Willenskräften. Würde man einen Druck auf diese Schicht ausüben, so würde sie Widerstand leisten und sich verteidigen.

Sieht man in Gedanken von diesen drei neuen Schichten ab, so kommt man zu dem Zustand, in dem die Weltkugel sich befand, als Sonne, Mond und Erde zusammen noch einen Körper bildeten. Die folgenden Kreise sind nur der bewußten Beobachtung nicht nur des traumlosen Schlafes, sondern sogar des Tiefschlafs oder der Trance zugänglich.

Siebentens: Dieser Kreis ist der Spiegel der Erde. Ähnlich einem Prisma zerlegt er jedes Ding, das sich darin spiegelt, und läßt das Gegenbild dazu erscheinen. Sieht man durch einen Smaragd, erscheint er rot.

Achtens: In diesem Kreise erscheint alles zerstückelt und bis ins Unendliche wiedererzeugt. Nimmt man eine Pflanze oder einen Kristall und konzentriert sich auf diesen Kreis, so erscheint darin Pflanze und Kristall ins Unendliche vervielfacht.

Neuntens: Diese letzte Schicht besteht aus einer mit moralischer Aktivität ausgestatteten Substanz, aber ihre Moralität ist entgegengesetzt derjenigen, die sich auf der Erde entfalten muß. Denn ihr Wesen, die mit ihr verbundene Gewalt, das ist: die Trennung, die Zwietracht und der Haß. Hier in der Danteschen Hölle befindet sich Kain, der Brudermörder. Diese Substanz ist entgegengesetzt allem, was unter Menschen gut und schön ist.

Die Bemühung der Menschheit zur Verbreitung der Brüderlichkeit auf der Erde vermindert in entsprechendem Maße die Macht dieser Sphäre. Es ist die Macht der Liebe, die in dem Grade, wie sie sich vergeistigen wird, sogar den Leib der Erde umbilden wird. Diese neunte Schicht ist der substantielle Ursprung von dem, was auf der Erde als schwarze Magie erscheint, das heißt als Magie, die auf den Egoismus begründet ist.

Alle diese Schichten sind miteinander verbunden durch Strahlen, die den Mittelpunkt der Erde mit ihrer Oberfläche verbinden. In der äußeren Schicht, im Schoß der festen Erde, finden sich in ziemlich großer Zahl gewisse unterirdische Räume, die mit der sechsten Schicht, der Feuer-Erde, in Verbindung stehen. Dieses Element der Feuer-Erde steht in enger Verwandtschaft mit dem menschlichen Willen. Sie ist es, die jene entsetzlichen Eruptionen hervorgebracht hat, die der lemurischen Epoche ein Ende bereitet haben. Die Kräfte, die den menschlichen Willen speisen, gingen zu dieser Zeit durch eine Krise, welche die Entfesselung jener Feuergewalt herausforderte, in welcher der lemurische Kontinent unterging. Im Laufe der Entwickelung senkte sich diese sechste Schicht immer mehr gegen den Erdmittelpunkt, und aus diesem Grunde wurden die vulkanischen Eruptionen weniger zahlreich. Aber sie finden immer noch statt unter der Einwirkung des menschlichen Willens, der magnetisch auf die Erdschicht wirkt und sie in Unordnung bringt, wenn er schlecht und irregeleitet ist. Gereinigt vom Egoismus kann der menschliche Wille im Gegenteil dieses Feuer besänftigen. Insbesondere die materialistischen Epochen sind begleitet und gefolgt von Erdkatastrophen, Erdbeben und so weiter. Eine stärkere Befolgung der fortschreitenden Entwickelung ist die einzige Alchimie, die nach und nach den Organismus und die Seele der Erde verwandeln könnte. (…)“

Aus: Rudolf Steiner, „Kosmogonie: Das Erdinnere“, GA 094, Seite 108-110


[1] An dieser Stelle erscheint es uns als Ergänzung und zur Verdeutlichung der Thematik wichtig, einen Original-Text von Rudolf Steiner als eigene Seite hinzuzunehmen. Entnommen aus: Kosmogonie: Das Erdinnere, GA 94.