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Schicksal und Karma
Schicksal und Karma – von Michaela Glöckler
Auszüge aus Büchern und Vorträgen von Michaela Glöckler; Erstveröffentlichung auf https://www.anthroposophie-lebensnah.de/home/
ICH-ERLEBEN UND SCHICKSALSGESTALTUNG
Wie leben die Folgen meiner Taten in mir befreundeten oder verfeindeten Menschen weiter?
Hat meine berufliche Arbeit Spuren im sozialen Leben hinterlassen, die eventuell Generationen überdauern?
Gibt es eine Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen auch in Punkten, in denen ich, vielleicht ohne es zu ahnen, schuldig geworden bin?
Darf ich wirklich alles erkennen, was mit meinem Selbst und seiner Wirkung in der Welt verbunden ist?
Ist nicht gerade die Schattenseite meines Lebens der Teil, der zu besonders tiefgründigen Lernprozessen Anlass gibt und damit neue Fähigkeiten und Begabungen hervorruft?
Sich selbst wie einem Fremden gegenüberstehen
Eine solche fragende Betrachtung kann bewusst machen, dass es zwei Arten von Ich-Erfahrung oder Identitätserleben gibt. Die erste entsteht im Licht- und Schattendasein des täglichen Lebens, die andere dadurch, dass man sich diesem Licht- und Schattendasein gegenüberstellen und als relativ unabhängig davon erleben kann. Rudolf Steiner spricht öfter davon, z.B. in seinem Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“,[1] dass man lernen kann, sich selbst wie einem Fremden gegenüberzutreten und sich so objektiv und ruhig von außen wahrzunehmen und zu erkennen, wie man einen anderen Menschen wahrnimmt und erkennt.
Wer über das menschliche Ich und sein Schicksal in dieser Weise nachzudenken beginnt, kommt früher oder später an einen kritischen Punkt: Er erlebt das Vorläufige der eigenen Existenz und des Gebrauches des Wortes „ich“. Er erfährt seine Identität als noch nicht abgeschlossen, sondern nach der Zukunft hin wie offen. Er empfindet, dass er erst anfängt zu verstehen, wer er wirklich ist, und bemerkt die Tatsache des Unaufhörlich-in-Entwicklung-Seins. Er schaut zurück in eine Vergangenheit, aus der er kommt, und voraus in eine Zukunft, in die er geht. Er erlebt, wie die Gegenwart bestimmt wird von den Zielen, die er sich für seine Entwicklung steckt, und von den Idealen, die er zu verwirklichen bestrebt ist.
Inneres Bild des Entwicklungszieles
Dabei können ihm Gedanken kommen, wie sie Solschenizyn in seinem Buch „Im ersten Kreis der Hölle“[2] den Maler aussprechen lässt, der seinem erstaunten Besucher ein Bild zeigt, auf dem dieser die fliederfarbene Burg des heiligen Grals sieht, im Goldglanze der untergehenden Sonne. Der Maler sagt zu ihm, dass in jedem Menschen unbewusst ein Bild seines Entwicklungszieles, seiner Vollkommenheit, ruht und in bedeutenden Augenblicken des Lebens plötzlich vor das innere Auge treten kann. So wäre es Parzival ergangen, als er ganz unerwartet zum ersten Mal die fliederfarbene Burg des heiligen Grals erblickte und in diesem Augenblick wusste, dass sie es war, die er immer gesucht hatte.
So wie das Bild dessen, was wir infolge unserer Entwicklung einmal werden können, für uns schon jetzt als Idealbild im eigenen Innern aufleuchten kann voll Hoffnung, Zuversicht und Gewissheit, so bleiben wir auch mit dem Licht und den Schatten unserer Vergangenheit verbunden, bis wir all das, was wir nicht so tun konnten, wie wir es eigentlich gerne getan hätten, erkannt, gelernt und geordnet haben. Ein solches Erleben sich selbst gegenüber bringt aber auch die Gewissheit mit sich, dass wir als Menschen nicht nur einmal leben,[3] sondern so oft wiederkehren, bis das Ziel erreicht ist – ja nicht nur das: dass wir so oft wiederkehren, bis die Menschheit als Ganze ihr Entwicklungsziel erreicht hat – ein Ziel, das zu erreichen jeder jedem helfen kann.
Darauf kann dieses kleine Wörtchen „ich“ hinweisen. Denn wenn jeder zu sich „ich“ sagt – dann muss in dieser Ich-Natur des Menschen auch etwas von dem leben, zu dem jeder Mensch auch „ich“ sagen kann: ein reales „Menschheits-Ich“, eine allen Menschen gemeinsame Ichhaftigkeit. Es gehört zu den Besonderheiten der deutschen Sprache, dass die Initialen von Jesus Christus J.CH. bedeuten, der von sich sagt, dass er in jedem Menschen anwesend sein möchte, wenn dieser es will. Er ist das Wesen, das sich mit der Menschheit so identifiziert, wie es der einzelne Mensch in möglicher Nachfolge Christi mit sich selbst und seinem Schicksal tun kann.
Vgl. „Begabungen und Behinderungen“, 2. Kapitel, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004
[1] Rudolf Steiner, Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? GA 10. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1993.
[2] Alexander Solschenizyn, Im ersten Kreis der Hölle. Frankfurt 1985.
[3] Vgl. Emil Bock, Wiederholte Erdenleben. Stuttgart, Neuaufl. 1997.
SCHICKSALSERLEBEN – PERSÖNLICH, BERUFLICH-SOZIAL UND ZEITGESCHICHTLICH
Welche Bereiche des Schicksalserlebens gibt es?
Wie erleben wir sie?
Drei wesentliche Schicksalserlebensbereiche
· Persönliches Schicksal
Persönliches Schicksal erleben wir als uns „geschickt“ – es ist das „Gegebene“. Unser Lebensglück hängt von der Art und Weise ab, wie wir damit zurechtkommen, wie wir uns unter diesen ganz individuellen Schicksalsbedingungen entwickeln. Schicksal und Entwicklung gehören zusammen – wir entscheiden selbst, wie wir handeln oder reagieren, wie wir das Leben nehmen.
· Beruflich-soziales Schicksal
Jeder Mensch ist in seinem So-Sein nicht nur Ergebnis des eigenen Tuns und Lassens. Er ist auch das Ergebnis all der Menschenbegegnungen, die er hatte und noch weiter haben wird. Es treten immer wieder andere Menschen in unseren Lebensumkreis, die uns dabei helfen, dass wir auch neue Seiten an uns entdecken und entwickeln, gute und defizitäre Eigenschaften bemerken. So gesehen verdankt man den Menschen viel, durch die man sich all die Fähigkeiten erwerben konnte, die man jetzt sein Eigen nennt.
· Menschheits- und Zeitschicksal
Wenn wir wirklich Zeitgenossen und Zeitzeugen sind, werden wir uns bewusst, dass wir Teil eines großen Ganzen sind, ja, dass wir dank der Menschheitsentwicklung erst die/der geworden sind, die/der wir sind. Unter diesem Aspekt wird der Schicksals-, aber auch der Krankheitsbegriff ein christlicher. Denn hier lautet die Frage nicht:
Was gewinne ich oder mein Schicksalsumkreis durch die Krankheit?
Sie lautet vielmehr:
Was kann ich für die Menschheit dadurch tun, dass ich durch meine Krankheit Anteil nehme an ihrem Leiden und an dessen Überwindung?
Für diese Anteilnahme am Menschheitsschicksal steht Christus mit seinem Leiden, das er in Stellvertretung – frei von jeder Schuld – auf sich nahm.
Unter Krebs- und AIDS-Kranken kann man gerade diese dritte Form des Schicksalserlebens häufig antreffen: Es sind Menschen, die deutlich empfinden, dass sie nicht – zumindest nicht nur – um ihrer selbst willen leiden. Sie sind sich bewusst, dass sie etwas im Menschheitsganzen auszugleichen helfen, indem sie dieses Leid wie stellvertretend auf sich nehmen. Auf ihrem Leidensweg bewahren sie ihre Menschlichkeit durch alles hindurch. Sie tragen als „Unschuldige“ das mit, was die Menschheit an Schuld auf sich lud aufgrund der Entwicklungstatsache, dass das Böse mit all seinen Verführungen und Herausforderungen in der Menschheitsgeschichte wirksam werden musste.
Vgl. „Begabungen und Behinderungen“, 10. Kapitel, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004
MACHT IM SCHICKSALSZUSAMMENHANG
Welche Macht haben wir über eigenes und anderes Schicksal?
Welche Aufgaben haben wir als bewusste Menschen in diesem Zusammenhang?
Macht über eigenes und fremdes Schicksal
Jeder Mensch hat seinen eigenen Schicksalsumkreis, jeder ist einmal Mittelpunkt seines eigenen Schicksals und dann wieder für viele Menschen ein Teil von deren Schicksalsumfeld. Wem diese Tatsache einmal in voller Deutlichkeit zu Bewusstsein gekommen ist, der wird sein Leben grundlegend anders zu führen beginnen und wird damit einen Schulungsweg beschreiten, der eine besondere Form der Selbsterziehung ermöglicht. Man wird nicht nur bemerken, sondern auch akzeptieren, welchen Einfluss und damit auch welche Macht dieser Schicksalsumkreis, der zunächst ist, wie er ist, über einen hat, und man wird sich umgekehrt auch bewusstwerden, welchen Einfluss und welche Macht man selbst auf diesen Umreis ausüben kann, je nachdem, wie man sich dazu stellt.
Wer sich mit der Frage beschäftigt, was und wie wir vom Schicksal lernen, wird schnell erkennen, dass das Schicksal im juristischen Sinne nicht gerecht ist – denn es behandelt jeden anders.
Das eigene Schicksal verantworten
Im Zusammenhang mit Schicksalsfragen ist es notwendig einzusehen, dass das eigene Schicksal wirklich zu einem gehört, was bedeutet, dass jeder Mensch im eigenen Schicksalsumkreis die zu ihm passenden Entwicklungsbedingungen vorfindet und gestaltet. Das einzusehen, gerade wenn man Ärger oder Probleme mit einem anderen Menschen hat, fällt nicht leicht. Es gibt aber auch Menschen, die auf diesem Weg schon weit vorangeschritten sind und diese Problematik handhaben können.
So beschreibt Bernard Lievegoed in seiner Biographie, wie er als Vierzehnjähriger einmal sehr erstaunt darüber war, dass sein Vater, der Verleger einer großen Zeitung, einen Mitarbeiter, mit dem er Schwierigkeiten hatte, nicht einfach entließ. Auf die Frage des Jungen, warum er es nicht tue, wo er doch der „Chef“ sei, antwortete der Vater: „Solange ich mich noch über ihn ärgere, kann ich ihn nicht entlassen.“[1] Für den Jungen war das eine der wichtigsten Lehren für sein späteres Leben.
Es geht darum, das Schicksal ernst zu nehmen und zu akzeptieren, dass es einem nicht nur Schönes bietet, sondern mithilfe von schwierigen Erfahrungen zur Selbsterkenntnis verhelfen möchte.
Denn wie will man lernen, mit Angst, Hass, Neid, Eifersucht in sich selbst umzugehen, ja überhaupt zu bemerken, dass man diese hässlichen Eigenschaften besitzt, wenn man keinem Menschen begegnet, der diese Seiten in einem wecken kann und so zum Anlass wird, sie beherrschen zu lernen?
Unser Schicksal meint es immer gut mit uns
Wenn Goethe von sich bekennt, dass er zwar alle schlechten Eigenschaften, zu denen der Mensch fähig ist, der Anlage nach auch bei sich selbst entdeckt habe, bis auf eine, den Neid, so kann man angesichts dieser Tatsache mit Recht fragen:
Wen hätte Goethe auch beneiden sollen?
Vielleicht hat er auch die Veranlagung zum Neid, fand jedoch niemanden in seinem Schicksalsumkreis, der sie hätte wecken und ihm damit zu Bewusstsein bringen können.
Zum Schwierigsten im Leben gehört, zu akzeptieren, dass auch das Böse und Hässliche im Schicksal nie lebensfeindlich, sondern immer lebensfreundlich gemeint ist. Es möchte uns Menschen wachmachen für etwas, es fordert uns auf, uns angesichts einer bestimmten Situation etwas klarzumachen, von dem man vielleicht im Augenblick noch nicht weiß, wozu man es brauchen wird, von dem man aber in späterer Zeit, möglicherweise auch erst in einem anderen Leben, Gebrauch machen kann, um vielleicht eine sehr wichtige Aufgabe zu vollbringen.
Rudolf Steiner hat diese Gesetzmäßigkeit des Schicksals einmal so zusammengefasst:
„Freuden sind Geschenke des Schicksals,
die ihren Wert in der Gegenwart erweisen.
Leiden dagegen sind Quellen der Erkenntnis,
deren Bedeutung sich in der Zukunft zeigt.“[2]
Probleme als Hinweise auf Lernaufgaben
In diesem Zusammenhang ist es interessant, zu sehen, was geschieht, wenn man einem Problem ausweichen möchte. Wenn man es z.B. in einem bestimmten Lebens- oder Arbeitszusammenhang mit einem Menschen zu tun hat, der sehr dominierend ist, in dessen Nähe man sich nicht recht entfalten kann und man daraufhin die Stelle wechselt, kann es sein, dass sich nach einiger Zeit dort eine ganz ähnliche oder sogar eine schlimmere Konstellation entwickelt. Wieder steht man vor dem Problem, wie man mit einem dominanten Menschen fertig wird bzw. wie man lernen kann, sich in seiner Nähe zu entwickeln.
Vielleicht ist seine Funktion als „Konkurrenz“ oder als derjenige, der vieles tut, was man selber lieber anders, „besser“ oder gar nicht getan hätte, nur vordergründiger Art?
Vielleicht ist er für mich ein Hinweis, dass ganz andere Aufgaben auf mich warten und ich es nur nicht merke, weil ich mich so über diesen Menschen ärgere?
Beobachtungen und Fragen dieser Art können die Lebensstimmung und -haltung in einer solchen Situation grundlegend verändern. Sie machen bewusst, dass es von allem zu lernen gilt, wenn sich die Lebensverhältnisse zum Positiven hin entwickeln sollen. Natürlich können die Überlegungen auch dahin führen, dass man für sich die Notwendigkeit der Auseinandersetzung als Aufgabe erkennt und man sich gegen die dominante Persönlichkeit zu wehren beginnt, um den Freiraum zu schaffen, den man braucht.
Im Spannungsfeld von Individualität und Schicksalsumkreis
Es gibt immer zwei Möglichkeiten, konstruktiv in dieses Spannungsverhältnis zwischen Individualität und Schicksalsumkreis einzugreifen und die Entwicklungschancen, die durch das entsprechende Verhältnis gegeben sind, wahrzunehmen:
- Zum einen hat man die Möglichkeit, „sich nicht mehr zu ärgern“, das heißt seine Einstellung zu dem aufgetauchten Problem oder Menschen so weit zu ändern, dass man damit gut leben kann. Selbst Schüler sind dazu schon in der Lage. Man kann gelegentlich hören: „Ich habe es aufgegeben, mich noch über den zu ärgern.“
- Zum anderen gibt es die Möglichkeit, von seiner Freiheit als Individuum Gebrauch zu machen und zu kämpfen oder wegzugehen, wenn es unzumutbar wird. Auch diese äußere Veränderung eröffnet neue Entwicklungsmöglichkeiten, die man dem Problem verdankt.
Entwicklung kann nur stattfinden, wenn äußere bzw. innere Veränderungen gelingen. Und hierzu fordern die vielfältigen Schicksalserfahrungen unablässig auf.
Entwicklung im Spannungsfeld von Individualität und Gemeinschaft ist eine Aufgabe. Sie besteht hauptsächlich darin, anzuerkennen, dass wir viele soziale Schwierigkeiten vermeiden bzw. lindern können, wenn wir in der Lage sind, vom Schicksal zu lernen und uns nicht mehr dagegen auflehnen oder resignieren. Sind wir zu diesem permanenten Lernen bereit, zeigt sich, dass der Schicksalsumkreis zum Spiegel wird: Jeder Mensch, mit dem wir es zu tun haben, alle Dinge und Vorgänge können uns in der Begegnung etwas zu Bewusstsein bringen, was zu uns gehört – ja, was wir selber sind. Wir lernen uns selbst in dem Maße kennen, in dem wir die Menschen und Vorgänge in unserem Umkreis wirklich kennenlernen und uns mit ihnen bewusst auseinandersetzen.
Vgl. „Macht in der zwischenmenschlichen Beziehung“, 7. Kapitel, Verlag Johannes M. Mayer, Stuttgart – Berlin 1997
[1] Bernard Lievegoed, Durch das Nadelöhr. Stuttgart, 3. Aufl. 1994.
[2] Rudolf Steiner, Wahrspruchworte. Dornach, 8. Aufl. 1998.
EINSAME SCHICKSALSWANDERUNG
Wie hängen Einmaligkeit und Einsamkeit zusammen?
Einmaligkeit macht einsam
Unser Schicksal macht uns zu einer einmaligen Individualität. Es ist der intimste und heiligste Bezirk eines jeden Menschen. Im Schicksalserleben sind wir allein – keiner ist und empfindet genauso wie wir. Christian Morgenstern (1871 – 1914) sagt so treffend: Die zur Wahrheit wandern, wandern allein…[1]Auf dieser Wanderung sind wir auf uns selbst gestellt und werden nur von unserer Gewissensstimme geleitet.
Diese Veranlagung zur Eigenständigkeit hat aber auch eine Schattenseite. Denn der Freiheitswille macht uns „sozial schwierig“: Wir grenzen uns ab, wir entziehen uns anderen oder überwältigen sie mit unserer Durchsetzungskraft. Dadurch verletzen oder schädigen wir sie, meist ohne dies zu bemerken. Daher hat das Schicksalsgesetz auch eine schmerzhafte Konsequenz: Wir erleben in einem späteren Erdenleben die Folgen unserer Taten an anderen Menschen und unserer Umwelt am eigenen Leib und in der eigenen Seele. Dadurch ist die Chance gegeben, dass sich nicht nur die Freiheitsfähigkeit entwickelt, sondern auch die soziale Seite der Ich-Kompetenz: Mitleid, Empathie und Liebesfähigkeit.
Zweifaches Geheimnis der Freiheitsentwicklung
Im neuen Testament wird das Geheimnis dieser beiden Seiten der Freiheitsentwicklung durch das Erdenschicksal u.a. in folgenden Worten zum Ausdruck gebracht:
„Denket nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bringe nicht den Frieden, sondern das Schwert. Ich bin gekommen, um den Menschen zu trennen von seinem Vater und die Tochter von ihrer Mutter und die Braut von der Mutter des Gatten. (…) wer den Vater und die Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. (…) und wer nicht bereit ist, sein Kreuz zu tragen und mir nachzufolgen, der ist nicht würdig meines Ichs.“ [2]
Hier spricht sich klar der Weg zur Selbständigkeit aus, sich zu finden in der Geistverwandtschaft mit dem höheren Ich. Dann aber ist im selben Evangelium zu lesen, dass wir unsere Feinde lieben sollen, denen wohltun, die uns hassen, die segnen, die uns fluchen, für die beten, die uns beleidigen.[3] Die Bergpredigt offenbart die andere Seite der Entwicklung zur Freiheit: Keiner muss reagieren – das alte Karma-Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ des Alten Testaments gehört der Vergangenheit an. Das neue Schicksalsprinzip, eigene und fremde Schuld zu verstehen, zu verzeihen und zu erlösen, wird wirksam durch die Kraft des höheren Ich, die allen Menschen gemeinsam ist. Sie kann sich am besten entwickeln, wenn man sie im sozialen Leben übt als die Kraft selbstloser Hingabe an die Sorgen und Nöte der Welt, in der man lebt – als die Kraft geistiger Liebe.
Die Gewissensstimme
Novalis hat dies in seinem Roman Heinrich von Ofterdingen in Form eines Gesprächs über das menschliche Gewissen zwischen dem Arzt Sylvester und Heinrich zum Ausdruck gebracht.[4] Heinrich fragt: ‚Wann wird es doch gar keiner Schrecken, keiner Schmerzen, keiner Not und keines Übels mehr im Weltall bedürfen?‘
‚Wenn es nur e i n e Kraft gibt – die Kraft des Gewissens. Wenn die Natur züchtig und sittlich geworden ist. Es gibt nur e i n e Ursache des Übels – die allgemeine Schwäche, und diese Schwäche ist nichts als geringe sittliche Empfänglichkeit und Mangel an Reiz der Freiheit.‘
Was Novalis hier als Gewissen beschreibt, ist die Qualität einer Geistesgegenwart, die uns befähigt, in jeder Lebenslage das Hilfreiche, Befreiende zu tun. In Steiners Die Philosophie der Freiheit wird diese Fähigkeit moralische Intuition genannt,[5] d.h. das Handeln aus dem Ich heraus und nicht mehr aus Sympathie oder Antipathie (Astralleib), Konvention, Gewohnheit oder Sitte (Ätherleib) bzw. aus den Bedürfnissen des physischen Leibes heraus.
Vgl. Vom Sinn der … Krankheiten, in: Meditation in der Anthroposophischen Medizin, 1. Kap., Berlin 2016
[1] Christian Morgenstern, Wir fanden einen Pfad, Basel: Zbinden Verlag. 5. Aufl. 2004.
[2] Neues Testament, Matthäus 10,34.
[3] Neues Testament, Matthäus 5,1–7,29.
[4] Novalis (Friedrich von Hardenberg), Heinrich von Ofterdingen, Verlag Der Morgen, Berlin 1986.
[5] Rudolf Steiner, Die Philosophie der Freiheit, GA 4, Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1995, S. 191 ff.
SCHICKSAL UND WESENSGLIEDER
Welches Wesensglied ist der Gestalter unseres Schicksals?
In welchem Verhältnis steht das Ich zu den anderen Wesensgliedern?
Wie wirken sie zusammen in einem Erdenleben?
Charakterisierung der Wesensglieder
Für das hier thematisierte Schicksalsverständnis ist es wichtig, die unterschiedlichen Wesensanteile des Menschen, bestehend aus Körper, Lebenssphäre, Seele und Geist – von Rudolf Steiner auch Wesensglieder genannt – zu unterscheiden. In jedem Erdenleben werden diese vier Wesensanteile gemäß den individuellen Schicksalsgesetzmäßigkeiten aus den Weltgesetzen heraus neu gebildet:
- Der physische Leib ist das Instrument, mit dessen Hilfe die Schicksalsgestaltung an bestimmten Orten möglich ist, d.h. durch ihn werden Herkunft und Orte im Leben bestimmt.
- Der Ätherleib birgt die Lebensspanne: Er weiß um den Zeitpunkt der Verkörperung und begrenzt die biographische Entwicklung. Zugleich eröffnet er aber über das zeitlose Gedankenleben die Möglichkeit, sich über das eigene Leben im Weltzusammenhang aufzuklären.
- Durch den Astralleib entsteht der seelische Innenraum. Bewusstsein bildet sich an der Grenze zwischen außen und innen, zwischen dem Eigensein und der Umwelt. Der Astralleib ist Gestalter der menschlichen Beziehungen.
- Das Ich aber, von Rudolf Steiner Ich-Organisation genannt, ist als Träger des höheren Ich frei von diesen Bindungen. Es lebt als Willenskraft, als eigener Wille, für dieses Erdenleben in unserer Seele.
Ich-Organisation und höheres Selbst
Nur die Ich-Organisation kann sich verkörpern und den lebendigen und beseelten Leib gestalten, bzw. „bauen“ im Sinne Schillers: „Es ist der Geist, der sich den Körper baut“.[1]
Die viergliedrige Menschnatur hängt mit der dreigliedrigen – Leib, Seele, Geist – so zusammen, dass mit „Geist“ im Kontext dieser Betrachtung die außerkörperliche, also rein geistige, Wesensgliedertätigkeit bezeichnet wird. „Leib“ ist so gesehen die Summe der inkarnierten Wesensglieder(tätigkeit) bzw. verkörperte Geistigkeit. Mit „Seele“ wird das außerkörperlich tätige Fühlen und Wollen im atmenden Wechselspiel mit dem sich Im Körper-Fühlen bezeichnet.
Das wahre Ich oder höhere Selbst verkörpert sich nicht. Es gehört der Welt der Dauer an und verbleibt in der geistigen Welt. Gemäß der christlichen Überlieferung hat es sich nur einmal, als Gottessohn, zwischen Jordantaufe und Kreuzestod verkörpert. Seither ist es für jede Menschenseele in der ätherischen Welt, der Gedankenlebenswelt des Auferstandenen, zu finden. Das Evangelienwort – „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“[2] – weist eindrücklich darauf hin: Es ist der Gedankenweg zu Christus, der auf diese Weise benannt wird.
Wachsendes Schicksalsverständnis
Aus dem Ich heraus wird das Schicksal immer bewusster (mit)gestaltet. Denn je weiter sich die Fähigkeiten von Freiheit und Liebe entwickeln, umso größer ist die Befähigung, das eigene Schicksal zu verstehen, zu gestalten und zu harmonisieren bzw. die Wunden aus der Vergangenheit zu heilen. Im gegenwärtigen Schicksal treffen Vergangenes und Zukünftiges zusammen:
- Die Schicksalsvergangenheit des Menschen beschert ihm viele schmerzhafte Erfahrungen, aber dadurch kommt ihm auch die Weisheit zu, die dabei errungen wird.
- Aus der Zukunft, vom Autonomie- und Liebe-Ziel der Entwicklung, kommen ihm Schicksalsverstehen und -heilung zu.
Beides hat Rudolf Steiner im Rahmen seiner Karma-Forschung zur Darstellung gebracht,[3] damit insbesondere Pädagogen, Therapeuten und Ärzte die Möglichkeit haben, aus dieser zentralen Entwicklungsperspektive heraus den werdenden Menschen helfend zu begleiten, ihn in Krankheit und Not zu beraten.
Michael Bauer (1871-1929), Lehrer und Anthroposoph, schrieb einmal: „Der Wiederverkörperungsgedanke ist ein Postulat der Liebe – Wer wirklich helfen will, wird nicht schon in einem Erdenleben müde.“
Vgl. Vom Sinn der … Krankheiten, in: Meditation in der Anthroposophischen Medizin, 1. Kap., Berlin 2016
[1] Friedrich Schiller, Wallenstein: Ein dramatisches Gedicht. Wallensteins Tod III, 13. Insel Verlag, Frankfurt a. M. 1984.
[2] Neues Testament, Johannes 14, 6.
[3] Rudolf Steiner, Die Offenbarungen des Karma, GA 120, Ein Zyklus von elf Vorträgen Hamburg zwischen dem 16. und 28. Mai 1910.
PERSÖNLICHES VERHALTEN UND SEINE FOLGEN[1]
Welche Folgen hat unser Verhalten auf dieses und das nächste Leben?
Welche Perspektive kann uns dabei helfen, das richtige Schicksalsverständnis zu entwickeln?
Der Mensch als Gestalter seines Schicksals
Die im Folgenden aufgezeigten Zusammenhänge aus geisteswissenschaftlicher Sicht zwischen der Art unseres Handelns in diesem und den Folgen für das nächste Erdenleben lassen sich unmittelbar-intuitiv nachempfinden.
Nachstehend aufgeführte Beispiele machen deutlich, dass das eigene Leben und die persönliche Entwicklung eine neue Dimension hinzugewinnen, wenn Aspekte dieser Art in die Betrachtung mit einbezogen werden. Sie zeigen, inwiefern der Mensch „Selbstgestalter seines Schicksals“ ist:
- Was man in einem Leben im Denken, Fühlen und Wollen bewusst erlebt, wird im folgenden Leben zu einer seelischen Veranlagung.
- Im darauffolgenden Erdenleben wird es zu einer körperlich-konstitutionellen Veranlagung.
Wer das Leben als Ausschnitt eines Entwicklungsprozesses erkennt, der durch die Zeiten über viele Erdenleben hinweg voranschreitet, blickt mit zunehmender innerer Anteilnahme, aber auch mit Ruhe und Zuversicht, auf seine Erdenleben hin. Für die therapeutische und ärztliche Arbeit ist solch ein Blick von großem Wert.
Christian Morgenstern hat dazu ein Gedicht geschrieben, das das Endziel ins Auge fasst:
Wir müssen immer wieder uns begegnen
und immer wieder durch einander leiden,
bis eines Tages wir das alles segnen.
An diesem Tage wird das Leiden weichen,
das Leiden wenigstens, das Blindheit zeugte,
das uns wie blinden Wald im Sturme beugte.
Dann werden wir in neues Ziel und Leben
wie Flüsse in ein Meer zusammenfließen,
und kein Getrenntsein wird uns mehr verdrießen.
Dann endlich wird das „… suchet nicht das Ihre“
Wahrheit geworden sein in unsern Seelen.
Und wie an Kraft wird’s uns an Glück nicht fehlen.[2]
Im Folgenden eine Auflistung karmischer Zusammenhänge
Liebevolles mitfühlendes Handeln lässt im nächsten Leben lange jung und frisch bleiben.[3]
Gewohnheitsmäßiges egoistisches Handeln disponiert im nächsten Leben zu frühem Altern.[4]
Maskierter Neid, der sich im Hang zu kritisieren darlebt, sowie genuiner Neid erscheinen im späteren Leben als seelische Schwäche, Unselbständigkeit und als Neigung, sich häufig Rat bei anderen zu suchen; das führt zu körperlich-konstitutioneller Schwäche im darauffolgenden Erdenleben.[5]
Wohlwollen bewirkt, dass man sich gesund fühlt und Seelenwärme ausstrahlt, dass einem alles leicht und gut gelingt. Im folgenden Erdenleben erwächst daraus Geschicklichkeit.[6]
Durch Zufriedenheit heilen Wunden besser. Ein zufriedener Mensch hat es leichter, ein Gleichmaß im Leben zu finden. Er übt eine harmonische Wirkung auf seine Umgebung aus.[7]
Handeln aus Liebe bewirkt, dass im folgenden Erdenleben viel Freude und Wärme auf einen zukommen. Es gibt dem Leben Schwingen. Im übernächsten Leben resultiert es in der Begabung, Mensch und Welt leichter zu verstehen, mit freiem und offenem Sinn in der Welt zu stehen.[8]
Überwinden von Sympathien und Antipathien. Gelingt es uns, die im Astralleib aus früheren Leben mitgebrachten karmisch bedingten Sympathien und Antipathien beiseite zu lassen und unsere Mitmenschen in diesem Leben von Mensch zu Mensch wahrzunehmen und unmittelbar zu erleben, werden wir es leicht haben, uns mit den Menschen um uns in ein positives Verhältnis zu setzen. Denn oft trüben die aus vergangenen Leben mitgebrachten Sympathien und Antipathien in Form von Vorurteilen unseren Blick für die Vorzüge und Fähigkeiten der anderen.[9]
Handeln aus Pflicht bewirkt im folgenden Erdenleben eine gewisse Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber. Man leidet auch an der Gleichgültigkeit anderer Menschen. Wenn an dieser Gleichgültigkeit nicht gearbeitet wurde, wird man im übernächsten Leben als Folge ein orientierungsloses Leben und der quälende Zustand, nichts Rechtes mit sich anfangen zu können.[10]
Handeln aus Hass oder aus Kritik, die Hass entspringt[11] – auch wenn dies oft nicht bemerkt wird, da man die Kritik für berechtigt hält – führt im folgenden Erdenleben zu der Schwierigkeit, am Leben lernen zu können, und zu von außen verursachter Unlust. Man erlebt sich schnell als leidend und neigt dazu, von allem irgendwie schmerzlich berührt zu sein und das Positive an den Dingen und Vorgängen nicht zu bemerken. Im übernächsten Erdenleben Neigung zu geistiger Stumpfheit gegenüber der Welt, zu törichtem Wesen und Verhalten.[12]
Interesse für die Sinneswelt, für Kunst und Kultur veranlagt für das folgende Erdenleben ein reiches Seelenleben, für das übernächste Leben disponiert es für einen gesunden Körperbau.[13]
Die Art, wie wir in einem Leben denken, fühlen und wollen bestimmt im folgenden Leben unser äußeres Schicksal, das was von außen an Gedanken, Beziehungsgefügen und Handlungen auf uns zukommt.[14]
Wahre Gedanken über einen Menschen stärken dessen Lebenskräfte, fördern und beleben ihn.[15]
Mangel an Liebe schädigt den Astralleib der betreffenden Menschen.[16]
Wer die Gesetzmäßigkeiten des Schicksals in sein Denken und Fühlen aufnimmt und sich bemüht, danach zu leben, gewinnt Kraft und Sicherheit für das jetzige Leben.[17]
Wer die Folgen seiner Vergangenheit zu tragen bereit ist, hat die Hände frei für die Zukunft. Er verliert keine Zeit und Kraft damit, über Sinn und Unsinn des Vergangenen zu grübeln.[18]
Lebenserfahrungen führen in diesem, aber oft auch erst im nächsten Leben, zu wirklichem Wissen.[19]
Vgl. „Schicksalswirkungen im Lebenslauf auf Grundlage von Rudolf Steiners Karmaforschung“ Der Merkurstab 2015, Heft 6
[1] Die folgend genannten Aussagen ohne besondere Referenzangaben entstammen alle: Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235 – 240, Dornach, Rudolf Steiner Verlag.
[2] Chr. Morgenstern, Wir fanden einen Pfad. Gedichte. Piper Verlag, München 1963.
[3] Rudolf Steiner, Vor dem Tore der Theosophie, GA 95, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1990, S. 75.
[4] Ebenda.
[5] Rudolf Steiner, Wege und Ziele des geistigen Menschen, GA 125, Dornach, Rudolf Steiner Verlag, 1992, S. 194-197.
[6] Ebenda, S. 214-215.
[7] Ebenda.
[8] Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 68-70.
[9] Ebenda, S. 73-74.
[10] Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 70-72.
[11] Rudolf Steiner bemerkte zu diesen Zusammenhängen, man möge einmal darauf achten, wie viel mehr im Leben gehasst als geliebt wird, wie viel leichter man sich über Negatives als über Positives unterhält.
[12] Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 74-75.
[13] Ebenda, S. 92-93.
[14] Rudolf Steiner, Karmische Wirkungen, Anthroposophie als Lebenspraxis, in: Wege und Ziele des geistigen Menschen, GA 125, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1992, S. 206-228.
[15] Ebenda.
[16] Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 68-70.
[17] Rudolf Steiner, Karmische Wirkungen, Anthroposophie als Lebenspraxis, in: Wege und Ziele des geistigen Menschen, GA 125, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1992, S. 206-228.
[18] Ebenda.
[19] Ebenda.
FRIEDEN DURCH SCHICKSALSVERSTÄNDNIS
Was sind die Voraussetzungen dafür, dass der Mensch Frieden stiften kann?
Schicksalsverständnis schafft Frieden
Wir haben erlebt, dass es dem Menschen ohne das Ringen um ein Schwellenbewusstsein überhaupt nicht möglich ist, das nötige Schicksalsverständnis in Bezug auf das eigene Leben zu erwerben, durch das er alle Hindernisse überwinden kann. Das Schicksalsverständnis wiederum bildet die notwendige Vorstufe, um sich in bewusster Weise mit dem Menschheitsganzen zu verbinden. Es ist ein stufenweises Hereinwachsen in einen Schulungszusammenhang, einen sozialen Zusammenhang, der uns mit der Begründung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und der Möglichkeit, in der Anthroposophischen Gesellschaft zu arbeiten, geschenkt wurde.
Diese Arbeitsweise kann jederzeit und an jedem Ort von Menschen, die sich aus Liebe zur Anthroposophie in diesen großen Zusammenhang hineinstellen wollen, wieder aufgriffen werden, weil sie von Rudolf Steiner damals initiiert wurde.
Persönliche Schulung als Notwendigkeit
Was unsere gegenwärtige Zeit braucht, ist eine Schulung darüber, wie im Sozialen Frieden möglich wird. Sie muss uns dazu befähigen, immer mehr Menschenverständnis, Menschenkenntnis und Schicksalsverständnis zu entwickeln.
Das nötige Schicksalsverständnis können wir aber nur entwickeln, wenn wir unser eigenes Seelen- und Geistesleben zu verstehen beginnen auf dem Wege der persönlichen Schulung: Ohne dass ich mein eigenes Schicksal bearbeite und verstehe, werden mir nie die Verständnisorgane wachsen für fremdes Schicksal. Und ohne dass ich fremdes Schicksal verstehe, werde ich nie einen Friedensbeitrag in schwierigen Verhältnissen leisten können.
Alle Heilung und jede Lösung erwächst aus einer wesentlichen Voraussetzung: verstehen zu können, wie alles so kommen konnte und musste.
Vgl. Vortrag „Aufgaben und Ziele heutiger Zweigarbeit“, Farrach, 25.08.1993