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Natur und Kosmos
Natur und Kosmos – von Michaela Glöckler
Auszüge aus Büchern und Vorträgen von Michaela Glöckler; Erstveröffentlichung auf https://www.anthroposophie-lebensnah.de/home/
GRUNDLEGENDES ZU DEN FORMGEBENDEN KRÄFTEN
Welche Kräfte geben den Pflanzen ihre Form?
Nach welchen Zahlengesetzen differenzieren sich die Blätter?
Wie hängt der große Makrokosmos aus Sonne, Planeten und Fixsternen mit den Erscheinungen auf der Erde zusammen?
Suche nach den Meistern der Formgebung
Diesen Fragen können wir uns annähern, wenn man ernst nimmt, was Paracelsus, der erste große neuzeitliche Arzt, sagte: Wer eine Pflanze verzehrt, isst das ganze Weltall. In der genetischen Forschung der letzten 40 Jahre wurde immer nach dem Gen gesucht, das für die Gesamtgestalt verantwortlich ist bzw. das die Gestaltbildung steuert. Man hat es nicht gefunden. Was man aber gefunden hat, waren Regulator-Gene für bestimmte Teilaspekte. Um es bildlich auszudrücken: Man hat die Orchesterspieler gefunden, aber nicht den Dirigenten, die Mitarbeiter der Fabrik, aber nicht den Chef.
Insofern beschäftigen wir uns mit einem enorm relevanten Thema, wenn wir uns fragen:
Wo sind die Gestaltbilder, die Vorbilder für die Gestaltbildungen von Pflanze, Tier und Mensch?
Wo kommen die formgebenden Konzepte her?
Was wir an den Pflanzen in der Natur sehen können, sind ganz bestimmte Formen und Gesten. Formen haben eine Physiognomie, haben einen Ausdruck. Wir versuchen durch die goetheanistische Betrachtung an die Instanz heranzukommen, die den Pflanzen diesen Ausdruck gibt.
Im „Kursus für Heileurythmie“[1] sagt Rudolf Steiner: „Jede Form ist zur Ruhe gekommene Bewegung.“ Denn eine Form muss sich ja erst bilden und erscheint als solche erst, wenn sie sich aus der Bewegung heraus fertig gebildet hat. Nach den bildenden und gestaltenden Prozessen, den „Meistern der Formgebung“ zu fragen, fand Goethe so faszinierend, dass er ein Meister der Beobachtung von Bildungs- und Umbildungs- bzw. Metamorphose-Prozessen wurde.
Entsprechung von Pflanze und Weltall
Wenn Paracelsus nun sagt, dass man mit dem Verzehr einer Pflanze das ganze Weltall mit aufnimmt, so lebt in dieser Aussage ein ganz tiefes Prozessverständnis.
Die Tierkreisbilder, u.a. der Wassermann, die Waage, die Fische, die wir alle kennen, entstanden in früheren Zeiten, indem man bestimmte Sternbilder mit Linien verband. Man könnte aber auch ganz andere Formen darin sehen, wenn man will und wenn man andere Verbindungen herstellt. Es lassen sich die unterschiedlichsten Form- und Gestaltprinzipien dabei finden: z.B. ganz runde Formen, die meist Corona genannt werden; Formen mit und andere ohne Mittelpunkt.
Ich las vor langer Zeit in einem Vortrag von Rudolf Steiner, dass es auf der Erde keine Form gibt, die man nicht auch am Himmel als Sternkonfiguration finden könnte. Ich verbrachte daraufhin meine Sommerferien mit meinem Mann zusammen im Gebirge, um dieser Aussage auf den Grund zu gehen – zum Glück hatten wir schönes Wetter. Wir schauten uns tagsüber alle möglichen Formen an, Stühle, Tische, runde Fenster, aber auch unsere Organe und andere Körperteile, und schauten, ob wir sie nachts am Firmament wiederfanden. Wir suchten nach Entsprechungen zwischen dem Makrokosmos, dem Mikrokosmos und dem „Mezzokosmos Natur“.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010
[1] Rudolf Steiner, Kursus für Heileurythmie, GA 315.
IMPULSE DER STERNENWEGE AUF DIE PFLANZEN
Inwiefern hängen Pflanzenwelt und Kosmos zusammen?
Welche kosmischen Grundgesten des Wachstums gibt es?
Frage nach der Bedeutung der Sternenwege
In der Anthroposophie wird den Sternenwegen eine ganz bestimmte Bedeutung beigemessen. Die Astronomen früherer Zeiten fragten sich:
Wieso macht die Venus diese Form?
Wieso macht der Merkur das Hexagramm?
Und warum kreisen diese beiden Planeten als Abend- und Morgensterne immer so dicht um die Sonne wie Trabanten? (Oder wie Ministranten?)
Das System Erde-Sonne mit Merkur und Venus ist ein kleiner, in sich geschlossener wunderschöner Raum. Mars, Jupiter und Saturn erinnern schon an Fixsterne, weil sie sich so weit draußen befinden. Diese Planeten sind weit entfernt, sie bewegen sich im sogenannten außersolaren Raum.
Wachstumsebenen der Pflanzen
Rudolf Steiner skizzierte ein Pflanzenbild, in das er auch die Planeten einzeichnete. Darin kann man drei verschiedene Wachstumsebenen oder -räume erkennen:
- Zum einen haben wir den Mond, an dem sich die Wurzeln orientieren, wenn sie sich wie absondern vom Kosmos und in die Erde hineinwachsen. Das gelingt ihnen mithilfe der Mondenkräfte in den Wurzeln, die die Geste des Mondes nachmachen.
- Ein weiteres Element ist die Erdoberfläche.
- Dann haben wir die Sonne, an der sich jede Spross-Bildung nach oben hin orientiert.
Nun befinden sich aber Merkur und Venus sehr nahe bei der Sonne. Der Merkur geht, wie vorhin dargestellt, sehr rasch um die Sonne und wird für ein paar Tage mal rechts und mal links davon sichtbar.
Pflanzen imitieren Planetenimpulse
Die Wuchsdynamik einer Pflanze ergibt sich aus ihrem Bestreben, das makrokosmische Bewegungssystem der Planeten in ihrem kleinen mikrokosmischen Organismus zu imitieren.
- Auswirkung des Merkurimpulses auf Pflanzen
Es liegt nahe, dass der Merkurimpuls sich auf das Blatt auswirkt, das dem Stängel am nächsten ist. Den Beweis oder die Evidenz für diese Korrespondenz kann man am schönsten an den Tulpen und Narzissen ablesen. Die Tulpen haben ja keine echten Blüten: Bei den Tulpen färben sich die Kelchblätter und werden zur Blüte, allerdings zu einer unreifen Blüte. Diese elementaren, unreifen Blütenformen sind dem Blatt noch sehr nahe verwandt. In ihnen finden wir den Aufbau des Hexagramms exakt wieder: 2 x 3 Blütenblätter – drei innere und drei äußere. Der Merkurimpuls ist also ein Blatt- und Blütenimpuls an der Grenze zwischen Blatt und Blüte.
Bei der Iris ist es so, dass drei Blütenblätter sich nach unten neigen und drei nach oben. Das sind die exaktesten Merkur-Blüten. Der Botaniker Wolfgang Schad hat herausgefunden, dass in Israel, im Heiligen Land, die größte Artenvielfalt der Iris zu finden ist. Es gibt einen berühmten Satz aus der mittelalterlichen Alchemie: „Christus verus mercurius est.“ Christus ist der wahre Merkur. Es hat mich sehr berührt, dass die Merkurblume Iris gerade in Seinem Land die größte Artenvielfalt aufweist.
- Auswirkung des Venusimpulses auf Pflanzen
Die Venus gestaltet z.B. ihre fünf Umläufe oder Schleifen so, dass sie mit der Vollendung jedes Venusjahres einen Punkt des Pentagramms berührt. Das war für die Astronomen aller Zeiten ein Wunder.
Der Impuls der Venus wirkt sich weniger auf den zentral gelegenen Blattbereich aus, sondern vielmehr auf die Blüten. Die Venus selbst bewegt sich nicht so nah an der Sonne (deren Impulse sich primär auf den Stamm oder Stängel auswirken), deswegen hat sie mit dem Archetyp der reifen Blüte zu tun, mit der Fünf.
- Auswirkung des Marsimpulses auf Pflanzen
Es gibt ein Blütenorgan, das nicht in der Blüte bleibt, sondern wegfliegt – der Pollen. Das schafft er mithilfe von Wind und Insekten. Das entspricht der Geste des Mars: ganz hinauszugehen (aus dem innersolaren Raum), ganz woandershin.
Der Mars braucht zwei Jahre, um die Erde zu umkreisen. Er macht nur alle zwei Jahre eine Schleife, immer dann, wenn er der Erde am nächsten ist. Im Jahr darauf bewegt er sich weit in den außersolaren Raum hinein, nähert sich dem Jupiter, weit weg von Sonne und Erde. Wenn er sich der Erde wieder nähert, kommt er ihr so nahe, dass er in den Raum zwischen Venus und Merkur eintritt, dort „mitmischt“ und seine Schleife macht, um im nächsten Jahr wieder weit hinaus zu gehen aus diesem System.
Die Geste des Verstäubens, des Weit-Hinausgehens, wird von den so genannten zweijährigen Pflanzen nachgemacht. Sie bilden im ersten Jahr eine Rosette aus Blättern ganz nahe bei der Erde, bilden auch eine starke Wurzel. Erst im zweiten Jahr wachsen sie 2-3 m hoch und bilden einen Spross und Blüten wie ein kleiner Baum. So ahmen sie den Mars-Rhythmus nach.
- Auswirkung des Jupiterimpulses auf Pflanzen
Jupiter braucht 12 Jahre, um einmal durch den ganzen Tierkreis und damit einmal um die Erde herum zu wandern. Deswegen kann er die Reifeprozesse eines ganzen Jahres begleiten und zusammenfassen und kann das Sonnenlicht und das, was die Pflanzen in einem ganzen Jahr erleben, von einem Punkt aus wiederspiegeln.
Wir dürfen eines nicht vergessen: Die Planeten selbst können nicht leuchten. Bei dem Licht, das sie auf die Erde aussenden, handelt es sich um reflektiertes Sonnenlicht. Aber alle werfen das Licht anders zurück. In Bezug auf Jupiter handelt es sich um die Qualität des Zusammenfassens und der Übersicht, aber auch des Reifen-Lassens, des Geduld-Habens. Deswegen wurde Jupiter immer auch Weisheit und Geduld, die für alle Reifungsprozesse nötig sind, zugesprochen.
Wenn man ein konkretes Pflanzen-Beispiel dafür sucht, hilft es sich zu fragen:
Welche Reifungsprozesse einer Pflanze sind mit einem Jahr abgeschlossen?
Welche Bäume wechseln ihre Blätter jedes Jahr?
Allen Reifungsprozessen, die ein Jahr dauern, liegt der Jupiterprozess zugrunde: Die Reifung der Früchte hängt demnach mit Jupiter zusammen. Bei Bäumen, die ihre Blätter behalten, ist der Jupitereinfluss nicht so stark, da überwiegt der Saturnprozess.
- Auswirkung des Saturnimpulses auf Pflanzen
Der Saturn braucht ca. 30 Jahre, um die Erde zu umrunden. Das ist eine ganze Generation. Er steht für die Qualität der Dauer.
Was an den Pflanzen, auch an den Bäumen, hat Dauer?
In welchem Stadium bleibt ihre Form erhalten, bleibt stabil – die Pflanze stirbt nicht, wächst auch nicht, überdauert einfach?
Das Dauerhafteste an einer Pflanze sind die Samen. Pflanzen ahmen mit der Samenbildung den Saturnprozess nach. Manche Samen können, wenn sie nicht mit Wasser in Berührung kommen, Jahrhunderte halten.
Diese Ausführungen zeigen: Die Qualitäten, die man den Planeten zugesprochen hat, kann man alle auch anhand der Phänomene in der Natur wahrnehmen. Wir stehen vor der Aufgabe, sie an den Pflanzen zu entdecken.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010
LEBENSVORGÄNGE UND KOSMISCHE RHYTHMEN
Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Lebensvorgängen und dem Kosmos?
Und wie hängen Leben und Denken zusammen?
Die Lebensvorgänge und -rhythmen studieren
Um die Lebensvorgänge verstehen zu können, muss man einen Gesichtspunkt einnehmen, der über das einzelne Menschenleben weit hinausreicht und alle Interaktionen als Teil dieses Lebens begreift. In der anthroposophischen Menschenkunde sprechen wir vom System der Lebenskräfte, der Selbstregulation, der Vitalität, vom ätherischen Organismus, der uns lebensfähig macht. Dieser Lebenskräfteorganismus ist ein sich selbst regulierendes, in sich rückgekoppeltes, ständig in Bewegung befindliches, um Gleichgewicht ringendes, zirkulierendes wunderbares System.
Rudolf Steiner hat dieses Leben genau erforscht. Als der Chemiker Rudolf Hauschka, der Begründer der Wala, ihn fragte, was denn Leben sei, antwortete er, Hauschka möge die Rhythmen studieren, denn Rhythmus trägt Leben.
In der heutigen Biologie weiß man bereits, dass man alle Lebensvorgänge auf bestimmte Rhythmen zurückführen kann. Alles oszilliert und folgt bestimmten Rhythmen. Eine innere Uhr reguliert nicht nur den individuellen Organismus, sondern synchronisiert auch die individuellen Lebewesen untereinander, auch Dank Sonne, Mond und Sternen. Alle Lebensvorgänge sind abgestimmt auf den planetarischen und solaren Umraum, verlaufen synchron damit.
Leben braucht einen Umraum
Diese wunderbaren Biorhythmen zeigen, dass das Leben einen Umkreis braucht, dass Leben überhaupt nicht möglich wäre ohne einen Umraum, der aufgrund von geordneten Rhythmen, aber auch durch den ständigen Austausch rhythmischer Art in Ernährung und Atmung in Bewegung gehalten wird. Er verbindet das individuelle Menschenleben mit dem Leben aller Menschen auf unserem Planeten, hält aber auch die Beziehung mit dem Leben unseres ganzen Kosmos aufrecht.
Nicht nur das biologische Leben jedes einzelnen Menschen ist so weit gespannt. Denken Sie daran, wie gerne wir uns in die Sonne legen. Als Folge entwickelt sich mithilfe eines komplizierten Stoffwechsels zwischen Leber, Niere, Haut und Knochen das Vitamin D und stabilisiert unsere Knochen. Die Sonne, die das alles veranlasst, ist 150 Millionen Kilometer entfernt. Und von ihr ist unser Knochenbau abhängig, so wie auch der grüne Pflanzenfarbstoff, das Chlorophyll, und all unsere Nahrung.
Die Weitung des Bewusstseins bis in diese Dimensionen ist ganz entscheidend, wenn man überhaupt anfangen will, die Lebensdimension zu begreifen.
Stimmiges in Körperleben und Gedankenleben
Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt, den Rudolf Steiner erforschte und der wie ein Schlüssel ist für ein spirituelles Begreifen der menschlichen Natur in Gesundheit und Krankheit: Rudolf Steiner stellte fest, dass dieselben komplexen Wirkmöglichkeiten, die das biologische Leben bestimmen, diese Kohärenz aller Rhythmen und aller Vorgänge, die miteinander vernetzt sind, sodass sie alle zusammenstimmen, dass dieselben unglaublich intelligent aufeinander bezogenen Verhaltensweisen sich auch in unserem Denken wiederfinden lassen. Wir gehen z.B. zum Arzt, weil „irgendetwas nicht stimmt“ – das Gefühl krank zu sein, setzen wir gleich mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Diesen Begriff des „Stimmens“ benutzen wir meist nur im Bereich des Denkens:
Stimmt die Lösung meiner Rechnung?
Stimmt, was ich errechnet habe oder stimmt es nicht?
Stimmt, was du gesagt hast?
Ist es wirklich wahr?
Diesen Ausdruck des „Stimmens“ benutzen wir aber auch, um unseren Lebenszustand zu beschreiben.
Übereinstimmung von Körper- und Gedankenleben
Diesen Zusammenhang zwischen Denken und Leben, den wir aus der Erfahrung gut kennen, hat Rudolf Steiner genau durchschaut. Er stellte fest, dass unserem Gedankenleben und unserem Körperleben dieselben ätherischen Kräfte zugrunde liegen. Sein spirituell-somatisches Paradigma lautet: Der Mensch denkt mit denselben Kräften, mit denen der Körper lebt, wächst, sich heilt, sich reguliert.
- Unser Körperleben verläuft vollkommen unbewusst. Wir freuen uns unseres Lebens, aber wir wissen im Grunde nichts von diesen komplizierten Vorgängen – außer wenn wir krank werden und merken, dass irgendetwas nicht mehr stimmt.
- Wenn wir das Leben als ein kosmisch-irdisches Geschehen auffassen, das denselben Rhythmen folgt und dieselben Energien braucht wie der Kosmos, können wir begreifen, dass auch in unserem Gedankenleben dieselbe Weisheit wirkt, die lebensspendend und -erhaltend in unserem Körper und im Kosmos waltet – aber auf bewusste Art und Weise.
Rudolf Steiner forderte uns Ärzte nun auf, alle Lebensvorgänge und die ganze Entwicklung unter diesem Aspekt anzuschauen.
Vgl. Vortrag „Schicksalswürde und spirituelles Begreifen der Demenz“ gehalten in Filderstadt am 19.2.2010
ZUSAMMENFASSUNG DER KOSMISCHEN QUALITÄTEN
Welche Qualitäten werden den Planeten zugeschrieben?
Qualitäten der Planeten als Impulse
Im Folgenden werden die einzelnen Planetenqualitäten zusammengefasst, damit man sie in einem größeren Zusammenhang sehen kann:
- das Bewahrende, Umfassende, Erhaltende des Saturn.
- das Weisheitsvolle, Reife des Jupiter.
- das Aggressive, Aktive, Spannungen Überwindende des Mars.
- das Liebesstrahlend-Menschliche, das „Humanum“, der Venus.
- das mit dem Merkur zusammenhängende heilende Ineinander-Klingen von Makrokosmos und Mikrokosmos, die sich im Hexagramm sowie auch im Menschen durchdringen: ein mikrokosmisches dunkles, schweres, irdisches Dreieck und ein leichtes, bewusstes, himmlisches Dreieck.
- das Sich-Absondernde, Reflektierende, sich einen Eigenraum Schaffende, sich mit der Erde Verbindende des Mondes: Der Mond sendet nur monochromatisches Licht aus, keine Mischung an Wellenlängen, nur eine bestimmte Wellenlänge. Er nimmt sich etwas ganz Eigenes heraus und strahlt ein eigentümlich kaltes Licht zur Erde zurück.
- Alle anderen Planeten machen es wie die Sonne, die alles mit ihrem Licht so beleuchtet, dass es reflektiert werden kann.
Völker, die an Sonnengötter glaubten, hatten es leichter, das Christentum anzunehmen: Anstatt an die äußere glaubten sie jetzt an die innere Sonne.
Warum hat man in der Sonne immer eine kosmische Imagination des Christus gesehen?
Es ist naheliegend, Sonne und Christus in Verbindung zu bringen, weil die Sonne ihr Licht aussendet, es hinschenkt wie Christus sich selbst. Jeder Planet reflektiert das Sonnenlicht auf seine Art – wie auch wir Menschen aufgerufen sind, das Christuslicht in unserem Leben auf individuelle Art und Weise zu widerspiegeln.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010
DIE KEPLER‘SCHEN GESETZE
Wie lauten die Kepler'schen Gesetze?
Was sagen sie über das Lebendige aus?
Wie Kepler die Kepler‘schen Gesetze fand
Kepler, der erste neuzeitliche große Astronom, war zutiefst davon überzeugt, dass das Leben aus dem Planetensystem, aus dem Weltall, kommt. Er war tief religiös, katholisch. Es bereitete ihm deshalb größte Schmerzen, als er mithilfe seines Freundes Tyche Brahe herausfand, dass die Planetenbahnen keine vollkommenen Kreise sind. Denn er dachte noch so wie Aristoteles, Gott, der das Weltall geschaffen hat, könne sich nur durch die vollkommenste Form offenbaren, durch den Kreis. Die Erkenntnis, dass alle Planetenbahnen zwar kreisähnlich sind, aber mathematisch gesehen Ellipsen und keine Kreise, löste bei ihm eine Glaubenskrise aus – er verfiel in eine Depression. Er schrieb in sein Tagebuch: „Als ich das erkannte, da weinte ich.“
- Das erste Kepler‘sche Gesetz – Planetenbahnen sind Ellipsen
Es besagt, dass alle Planetenbahnen Ellipsen sind, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht.
- Das zweite Kepler‘sche Gesetz – das Planetensystem pulsiert
Bei weiteren jahrelangen Forschungen entdeckten Kepler und sein Freund das zweite Kepler‘sche Gesetz: Es besagt, dass eine Beziehung besteht zwischen der Umlaufgeschwindigkeit „T1“ und den jeweiligen Flächen, die der sogenannte Paarstrahl (die Linie vom Brennpunkt zur Peripherie) überstreift.
Die Venus braucht eine bestimmte Zeit, um diesen Bogen am Himmel zu machen. Wenn man jetzt die Umlaufgeschwindigkeit misst, die der Planet von hier bis dort braucht, und mit der Fläche vergleicht, die der Paarstrahl überstreicht, ergibt sich eine exakte Korrelation zwischen den beiden.
Kepler hatte an allen Planeten jahrelange astronomische Beobachtungen und Messungen vorgenommen, um zu diesen Messwerten zu kommen. Man könnte jetzt meinen, die Venus liefe immer mit derselben Geschwindigkeit entlang der Ellipse um die Sonne. Das macht sie aber nicht, denn an manchen Stellen muss sie schneller laufen, damit „T1“ gleich groß ist wie „T2“ und an anderen langsamer.
Das hat Kepler total begeistert. Was aber sah er darin? Er sah, dass das Planetensystem pulsiert, dass ihm ein Rhythmus zugrunde liegt. Dass dieser Rhythmus in keinem Moment exakt derselbe ist. Das aber ist das Urphänomen des Lebens. Kein Atemzug ist gleich lang wie der andere. Kein Pulsschlag ist genauso wie der vorige. Es gibt immer feine Modifikationen und trotzdem liegt allem eine Regelmäßigkeit zugrunde, folgt alles einem Gesetz. Kepler merkte plötzlich, dass das ganze Planetensystem atmet, dass es die Gesetze des Lebens in sich trägt. Es ist nicht nur Rhythmusgeber für alle biologischen Rhythmen, diese Rhythmen klingen auch zusammen, sie atmen und schaffen die unterschiedlichsten harmonischen Verhältnisse.
- Das dritte Kepler‘sche Gesetz – Planeten stehen in Wechselwirkung zueinander
Das dritte Kepler‘sche Gesetz formulierte Kepler folgendermaßen: „Die Kuben über den großen Halbachsen der Ellipsen (bei einer Ellipse gibt es eine kleine und eine große Halbachse) zweier Planeten (egal welche, es gilt für alle, es folgt immer demselben Gesetz) verhalten sich wie die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten.“
Wie kommt Zeit im Quadrat zustande?
Wir nehmen als Beispiel jetzt Venus und Merkur. Ich könnte aber auch Saturn und Mars nehmen. Der große Kubus der Venus-Umlaufbahn im Verhältnis zum Kubus der Umlaufbahn des Merkur entspricht dem Verhältnis der Umlaufzeit der Venus im Quadrat und der Umlaufzeit des Merkur im Quadrat. Die Zeit im Quadrat – und das hat Kepler herausgefunden – kommt dadurch zustande, dass die Umlaufzeit der Venus im Verhältnis zu Umlaufzeit des Merkur proportional ist zur Umlaufzeit des Merkur im Verhältnis zu Umlaufzeit der Venus. Aus diesem Verhältnis ergibt sich die Zeit im Quadrat. Denn man muss, um einen Bruch durch einen anderen Bruch zu teilen, den einen Bruch mit dem Kehrwert des anderen multiplizieren:
Tv x Tv = Tv²
Tm x Tm = Tm²
Was sagt uns das?
Was ist das für ein Phänomen?
Es ist das Ur-Phänomen des Lebendigen! Warum? Weil im Leben jede Funktion mit der anderen in einer Wechselwirkung steht. Es gibt keine Einbahnstraße, alles verläuft zyklisch und kehrt immer wieder zurück.
Der Kosmos ist keine Maschine
Als Kepler dieses Gesetz der gegenseitigen Korrespondenz und Resonanz, diese konsequenten Wechselverhältnisse, diese Ordnung zwischen allen Planeten, entdeckte, schrieb er in sein Tagebuch:[1] „Jetzt geriet ich in heilige Raserei.“ Er war total begeistert, weil er daran merkte, dass der Kosmos keine Maschine ist, kein leerer, bizarrer Raum, in dem ausschließlich Hitze und Kälte herrschen – das stimmt alles auch, ist ein physischer Aspekt davon –, dass aber die Gesetze, die dort „oben“ walten, dieselben Gesetze sind, die wir hier unter anderen Bedingungen als Gesetze des Lebens kennen; dass der Makrokosmos in seiner Ordnung den Gesetzen des Lebens folgt.
Er erkannte, dass es musikalische Gesetze sind, dass Harmonie waltet im Leben und im Kosmos und dass das Planetensystem zwischen dem Fixsternenhimmel und der Erde rhythmisch pulsiert in einer Weise, dass sich dadurch die festen Figuren und Gestalten, wie Orion und andere, der Erde so vermitteln, dass auf der Erde Figuren und Gestalten entstehen. Leben schafft immer Formen, Ausdrucksformen.
Das Wunderbare daran ist, dass das Leben nie sich selbst darstellt. Es erbringt eine selbstlose Dienstleistung. Anderes drückt sich dadurch aus. Die Gesetze des Lebens stehen allen Lebewesen zur Verfügung. Die verschiedensten Formen, Prinzipien und Wesen dürfen sich dadurch ausdrücken. Wir alle haben ein wunderbares gemeinsames Erbgut, das die Verwandtschaft aller Lebewesen offenbart, weil wie alles Lebendige mit dem gleichen Planetensystem um die Erde in Resonanz sind.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010
[1] Jahresnotizen, die Kepler wie eine Art Tagebuch führte.
QUANTITÄT, QUALITÄT UND NATURGESETZE
Wie lassen Naturgesetze sich qualitativ betrachten?
Warum ist das überhaupt möglich?
Unterschied zwischen Quantität und Qualität
Es ist wichtig, sich den Unterschied zwischen Quantität und Qualität deutlich zu machen:
- Quantität braucht einen gewissen Raum, ist gebunden an Maßeinheiten und Messinstrumente.
- Qualität ist an ganz bestimmte qualitative Charakteristika gebunden.
Es gibt eine Wissenschaft, die zwischen Quantität und Qualität vermittelt – die Mathematik und die Geometrie. Denn alles Quantitative muss sich in Zahlen ausdrücken lassen. Das Credo der Naturwissenschaft ist: „Natura est scriba in lingua mathematica.“ Das ist wahr. Selbst Pflanzen lassen sich über Zahlen erfassen und einordnen.
Qualität dagegen lässt sich über Bilder, schöne Kompositionen, mithilfe von Punkten und Linien erfassen und charakterisieren.
Naturgesetze qualitativ betrachten
Das Schöne ist nun, dass man Naturgesetze auch qualitativ betrachten kann. Warum geht das? Weil die Mathematik und die Geometrie eine reine Gedankensprache sind. Ein naiver Mensch würde sagen, das hier ist ein Punkt. Es ist genau genommen aber eine große asymmetrische Ansammlung von Kreidestaub an der Tafel. Ein mathematischer Punkt hat keine räumliche Ausdehnung. Er befindet sich außerhalb des Räumlichen, obwohl er den Raum beherrscht. Das hier ist doch kein Kreis, es ist eine mögliche unvollkommene Nachbildung des Begriffes „Kreis“, dessen Größe gar keine Rolle spielt, bei dem es um den Kreis an sich geht.
Ob ich nun sage, ich mache einen Kreis mit dem Radius von hier bis zum Sirius, oder einen Kreis, der nur bis zum Mond geht, spielt für den Kreis an sich keine Rolle – er bleibt immer derselbe Kreis. Er hat die Qualität „vollkommen rund und in sich geschlossen“. Diese Qualität können die kleinsten Dinge haben, kann eine Zelle haben, aber auch die Sonne am Firmament, der Regenbogen. Wer das zu begreifen beginnt, merkt, wie er in die Wirklichkeit eintritt, wie er eine echte Beziehung zur Wirklichkeit bekommt.
Mit den Augen der Quantität gesehen, bemisst man alles von außen, z.B. wenn man ein Kilo Zucker abwiegt.
Über die Qualität mit der Welt in Beziehung treten
Wenn ich den Blick auf die Qualität richte, trete ich in die Dinge ein, nehme ich eine echte Beziehung zur Welt auf. Denn ich trage all diese Qualitäten, die draußen zu finden sind, auch in mir: Der runde Kopf, die runden Augenhöhlen repräsentieren diese Rundheit, wenn auch in unvollkommener Weise: Die Augenhöhlen versuchen nur rund zu sein. Die Iris kann es schon etwas besser. Und die Linse kann es noch ein bisschen besser, weil sie sich zusätzlich bewegen kann. Am Vollkommensten sind diese Qualitäten aber in meinem Denken, weil ich die Formen an sich denken kann.
Wir haben alle Musik und jedes Instrument „intus“, können quasi alle in unserer Vorstellung Klavierspielen, können die Musik erklingen hören und uns daran erfreuen. Diese Erfahrung wurde Resonanz-Phänomen genannt.
Platon drückte es so aus: Alles Erkennen ist ein Wiedererinnern an etwas, das man in sich trägt. Schon Erstklässler wissen intuitiv, dass sie alles wissen, dass sie den Lehrer nur brauchen, um bemerken zu können, was sie schon alles wissen. Manche Menschen, die erstmals über Anthroposophie lesen, sagen: Das weiß ich doch alles schon. Das kommt mir so normal vor. Eine Frau sagte mir einmal: „Ich fing plötzlich zu weinen an, weil da etwas stand, wonach ich mich immer sehnte, von dem ich wusste, dass es das geben müsste – aber ich hätte es mir nicht in dieser Weise klarmachen, hätte es nicht so ausdrücken können.“
Manchmal lesen wir etwas und uns wird ganz warm dabei. Wieder andere Themen und Phänomene, die auf uns zukommen, bleiben ganz an der Oberfläche, weil unser Wissen zu tief schläft und nicht in Resonanz gehen kann. Wir tragen das Wissen der ganzen Menschheit in den Knochen. Es ist in uns, in unserem Ätherleib. Nur weniges davon bildet sich in unserem Körper und in unserem bewussten Seelenleben ab, sodass wir es bemerken. Das Meiste bleibt jedoch unbewusst.
Auch deshalb ist es eine wunderbare Übung, sich Naturgesetze in ihrer Qualität bewusst zu machen. Dahinter steht aber die Idee, dass das Leben, die Phänomene des Lebens, mit den Rhythmen und Bewegungen der Planeten korrespondiert, dass Leben und Planeten etwas miteinander zu tun haben.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010
DIE FIBONACCI-FOLGE IN DER NATUR
Inwiefern bildet die Fibonacci-Folge Naturzusammenhänge ab?
Der Mathematiker Leonardo Fibonacci (*1170 +1240) entdeckte wichtige Zusammenhänge, als er beobachtete, nach welchem Muster Kaninchen sich vermehren: wie schnell ihre Anzahl wuchs, wenn ein Pärchen anfing Junge zu bekommen und diese wieder Junge bekamen usw. So kam er auf die sogenannte Fibonacci-Folge.[1] Welche Naturgesetzmäßigkeiten mithilfe dieser Folge abgebildet werden können, möchte ich im Folgenden erläutern.
Was durch die Fibonacci-Folge abgebildet werden kann
· Phyllotaxis und Fibonacci-Folge
Man erkannte, dass diese Folge eine inhärente Entwicklungsgesetzmäßigkeit abbildet, wie sie zum Beispiel – mit wenigen Ausnahmen – der Phyllotaxis, der Blattfolge der Pflanzen, zugrunde liegt. Pflanzen haben ja zwei Entwicklungsrichtungen, die Vertikale und die Spirale:
- In der Spirale zeigt sich die bewegliche Sonnenspur über die unterschiedlich spiralförmig angeordneten Blattstellungen.
- Im Stängel bzw. Stamm, wird die Vertikale aufgebaut.
Schiller äußerte Goethe gegenüber, dass der Mensch bewusst eine Gedanken- und Willensgeste machen müsse, welche die Pflanze unbewusst macht: sich einerseits zwischen Himmel und Erde vertikal zu orientieren und sich andererseits selbst aus eigenem Wollen, in Freiheit, der Umwelt und den Dingen gegenüber zu positionieren: „Was die Pflanze ist, sei du es wollend". So verstand Schiller den Entwicklungsgedanken.
Wer die Phyllotaxis kennt, findet dort all die Gesetze, die Fibonacci entdeckte, wieder:
- 3 zu 8: in 3 Umdrehungen acht Blattstellungen – das macht zum Beispiel der Aconit
- 2 zu 5: in 2 Umdrehungen fünf Blattstellungen – das machen die Rosengewächse
Und so kann man in der Natur überall schauen, in welchem Verhältnis die Blattstellungen zueinanderstehen.
· Goldener Schnitt und Fibonacci-Folge
Fibonacci entdeckte aber auch noch Folgendes: Wenn man die Zahlen der Fibonacci-Folge[2] zueinander ins Verhältnis setzt – 0:1, 1:2, 2:3, 3:5, 5:8 und immer so weiter – bekommt man den Major des „Goldenen Schnitts“[3] heraus. Diese „Goldene Proportion“, bestehend aus Minor und Major, nach der die gesamte Entwicklung, nicht nur die der Pflanzen, sondern vor allem auch des Menschen, hinneigt, gründet auf der Fibonacci-Folge.
Auch wir Menschen sind nach dieser berühmten Goldenen Proportion durchorganisiert. Im Goldenen Schnitt verhält sich der Major zum Ganzen wie der Minor zum Major. Natürlich wird der Goldene Schnitt im Lebendigen nie so perfekt erreicht, wie dies in der Geometrie möglich ist. Die Forschung belegt, vor allem in Bezug auf Frauen (Beispiel Venus von Milo): Je schöner proportioniert wir sie empfinden, umso näher sind ihre Proportionen dem Goldenen Schnitt.
Nun gibt es noch ein weiteres Gesetz: Wenn man die Zahlen der Fibonacci-Folge so miteinander in Beziehung setzt, dass man eine Zahl auslässt – 1:3, 2:5, 3:8, … – geht das in Richtung Goldener Schnitt im Quadrat (²). Das Ergebnis ist dann etwas kleiner als der Minor.
Lässt man nun zwei Zahlen aus – 1:5, 2:8, 3:13, … – erhält man den Goldenen Schnitt hoch drei (³). Das Ergebnis wird immer kleiner, verglichen mit dem Ausgangsverhältnis. Das aber ist genau die Gesetzmäßigkeit, die beim Potenzieren vorliegt: Die Substanz, die rhythmisiert wird, schwindet immer mehr. Mit jeder Rhythmisierungsstufe wird sie weniger.
· Fibonacci-Folge und die Wirkkraft der Homöopathie
Nun kann man noch weitergehen. Mein Mann, Georg Glöckler, hat die Gesetzmäßigkeit der Fibonacci-Folge zum Beispiel für Zahlenfolgen ausgerechnet, beginnend mit der Zahl Pi und der Zahl 5. Oder er nahm (Wurzel aus acht) und eine weitere Zahl. Diese Zahlen muss man jeweils zusammenzählen, dann bekommt man die nächste. Dann zählt man diese wiederum zusammen und bekommt wieder die nächste und sofort. Er hat das für zig Zahlen durchgeführt und gemerkt: Ganz gleich, wovon man ausgeht, wenn man diesem Gesetz folgt, gebiert eines das Nächste. Diese Geste des Vereinigens und des Gebärens des Nächsten setzt sich so fort, dass am Ende dieses Prozesses die Ausgangszahlen gar nicht mehr wichtig sind. Das heißt, vollkommen unabhängig von den Ausgangsdaten geht das Ergebnis immer auf den Goldenen Schnitt zu.
Das ist der einzige rein mathematisch fassbare Prozess, durch den man zeigen und damit bestätigen kann, dass der Prozess an sich stärker wirksam ist als die Ausgangszahl. Denn die Ausgangszahl setzt sich nicht durch – sie ist im Endergebnis gar nicht mehr enthalten. Der Prozess hingegen wird immer stärker.
Georg Glöckler meint daher, dass man diesen mathematisch darstellbaren Prozess auch nutzen könne, um die Wirksamkeit der Homöopathie zu erklären, bei der die die Ausgangssubstanz ja auch bei jeder Potenzstufe geringer werde, bis sie ganz verschwindet. Natürlich brauchen wir auch das Experimentieren mit kleinsten Dosen – doch sollten wir auch dieser mathematischen Spur einmal nachgehen, um die Homöopathie auch auf mathematischem Wege wissenschaftlich zu legitimieren. Wenn gesagt wird: „Da ist doch gar keine Substanz mehr drin!“, sagen wir: „Das stimmt, ab einer D15 ist das in etwa so. Gerade aber, weil nichts mehr drin ist, ist die Potenz so wirksam. Denn jetzt wirkt nur noch der Prozess selbst.“ Es ist doch wunderbar, dass man das auf diesem Wege nachvollziehbar zeigen kann.
Das ist Raphael, mathematisch gefasst. Aber es stimmt auch mit Blick auf die gesamte Menschheitsentwicklung, weil die Vollendung des Menschlichen in diese Richtung geht: hin zur Goldenen Proportion, zum „Pentagramm Mensch“.
Vgl. Vortrag „Vom Zusammenwirken der Erzengel Michael und Raphael“ an der JK 2017
[1] Definition der Fibonacci-Folge: Es handelt sich dabei um eine unendliche Zahlenfolge, bei der jede Zahl die Summe der beiden vorherigen Zahlen ist. Sie beginnt in der Regel mit den Zahlen 0 und 1. Formel: F ( n ) = F ( n − 1 ) + F ( n − 2 ) mit F ( 0 ) = 0 und F ( 1 ) = 1 .
[2] 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, usw.
[3] Als Goldener Schnitt (alternative Schreibweise goldener Schnitt; lateinisch: sectio aurea, proportio divina) wird das Teilungsverhältnis einer Strecke oder einer anderen Größe bezeichnet, bei der das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (auch Major genannt) dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (dem Minor) entspricht (https://de.wikipedia.org/wiki/Goldener Schnitt, 26.01.2017).
ZWEI ARTEN DES WURZELWACHSTUMS
Wie unterscheidet sich heliotropes und geotropes Wachstum?
Was drücken die beiden Wachstumsgesten aus?
Schöpfungsdramatik in der Botanik
In der Botanik spiegelt sich ein Stück Schöpfungsdramatik wider, das sich über Millionen von Jahren hinzog – gleichsam ein Gespräch zwischen Erde und Sonne. Das kann man entdecken, wenn man mit dem Herzen mehr zwischen den Zeilen ein Botanik-Buch liest. Das zeigt sich vor allem am Wurzelwachstum der Pflanzen.
Die Wurzeln entstehen auf ganz unterschiedliche Weise in unterschiedlichster Ausformung. Aber bei allen ist zwischen dem grünen Spross und der Wurzel am Übergang zum Wurzelstock eine scharfe, wie mit einem Lineal gezogene Linie zu sehen, zwischen dem, was nach oben und dem, was nach unten wächst. Diese ganz exakt gezeichnete, scharfe Grenze wird vom Mond bewirkt.
Es ist spannend zu schauen, wie die Pflanzen, insbesondere die Gräser, diese „Mondengrenze“ gestalten, von der aus sie nach oben und nach unten wachsen.
· Wurzelwachstum bei einkeimblättrigen Pflanzen – heliotrop
Bei den einkeimblättrigen Pflanzen entstehen zuerst eine kleine Primärwurzel und ein Spross. Diese Wurzel wird aber von der Pflanze wieder aufgelöst und verschwindet. Stattdessen wachsen aus dem Spross neu – „geotrop“ – die eigentlichen Wurzeln. Man nennt sie „sprossgebürtig“, aus dem Spross geboren, nicht wirklich aus der Wurzel. Das trifft auf die Palmen und die Gräser zu, also auf die einfachen, archetypischen Pflanzen.
Sie müssen noch üben, die Verbindung mit der Erde zu halten. Sie lösen ihre erste Verbindung mit der Erde über die Wurzel wieder auf, als würden sie sagen: „Ah, die Sonne und der Kosmos sind viel schöner!“ Die Sonne aber antwortet: „Ihr braucht etwas, um euch unten festzuhalten, sonst habt ihr auch nichts von mir. Daraufhin bilden sie in einem zweiten Schritt unter Mithilfe des Himmels aus dem Spross die Wurzel – das ist die eine Geste.
· Wurzelwachstum bei zweikeimblättrigen Pflanzen – geotrop
Bei den Zweikeimblättrigen (Dikotyledonen) entstehen anfangs auch Spross und Wurzel. Diese Wurzel ist bereits der Ansatz für die wirkliche Wurzel. D.h. sie wissen von Anfang an ganz genau, dass das eine nach unten und das andere nach oben wachsen soll. Das ist eine völlig andere Geste: eine Kompetenz, die sich später entwickelt hat, die sie als reifere Pflanzen auszeichnet.
Wenn man diese schaffende Intelligenz erkennt und in der Lage ist, sie mitzuerleben, entwickelt sich nach und nach die Empfindungsfähigkeit, die Ausdruck einer ganz reinen, überpersönlichen Empathie mit der Natur und allem Lebendigen ist.
Der Geotropismus und der Heliotropismus bei den ein- und zweikeimblättrigen Pflanzen bringen ins Bild, dass es kein Leben auf der Erde gäbe ohne die Fähigkeit, sich nach oben und nach unten aufzuschließen und sich dann dahingehend zu orientieren. Diesen Ur-Lebensgesten verdanken wir alles Dasein. Und in genau diesem Spannungsfeld zwischen Oben und Unten kann sich etwas Einmaliges, Kreatives, Individuelles entwickeln.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010
ZUR GEISTIGKEIT VON MATERIE UND SUBSTANZ
Was sagt Rudolf Steiner zu Materie und Substanz?
Inwiefern unterscheidet sich seine Auffassung von Materie von der wissenschaftlich anerkannten Version?
Warum kann und darf es keine Beweisführung im Hinblick auf die Existenz des Geistigen geben?
Materie aus anthroposophischer Sicht
Um über den Substanzbegriff aus anthroposophischer Sicht sprechen zu können, möchte ich folgende Kernthesen und Begrifflichkeiten, auf denen Rudolf Steiner aufbaute, erläutern.
1. Materie als geronnenes Licht gesehen
In dem Vortrag „Die Offenbarungen des Karma“[1] betrachtet Rudolf Steiner Materie als geronnenes Licht.
2. Aristoteles Materiebegriff
Die Philosophie des Thomas v. Aquin befasste sich mit dem Materiebegriff von Aristoteles. Aristoteles bezeichnete dasjenige mit „Materie“, was vom reinen Denken übrigbleibt, wenn man die Intelligenz und alles die Materie Gestaltende, also jedes intelligente Movens, herausnimmt; wenn kein Gedankeninhalt, keine Funktion und keine Gesetzmäßigkeit mehr darin enthalten sind. Materie ist demnach das gänzlich Amorphe des Denkens an sich.
Dieser Aspekt offenbart sich uns, wenn wir uns klarmachen, was dem Verstand als Gesetzmäßigkeit hinsichtlich der materiellen Offenbarung zugänglich ist und was bleibt, wenn das alles herausgenommen wird.
3. Der Mensch als Ort, in dem Materie neu entsteht
Der Mensch ist der einzige Ort im Weltall, an dem neue Materie im Sinne des oben Ausgeführten entsteht. Am „Ort Mensch“ wird Materie nicht nur verstoffwechselt – sprich: das verarbeitet, was zugeführt wurde –, sondern im Menschen entsteht gänzlich neue Materie.
Das ist die Keimsubstanz für ein zukünftiges materielles Dasein, aber auch die Quelle für neue Substanzen – damit befasst sich das „Hauschka-Experiment“: Hauschka war der Erste, der zu beweisen versuchte, was Steiner sagte: dass der Mensch so mit der materiellen Umgebung verbunden ist, dass er bestimmte Stoffe ersetzt, die in seiner Umgebung fehlen. Das versuchte er am Beispiel des Stickstoffs nachzuweisen.
Der Geist darf sich nicht beweisen lassen
Die Frage nach diesem Nullpunkt als Umschlagpunkt kann man gedanklich gut verstehen, wenn man Rudolf Steiner folgt. Das im Experiment beweisen zu wollen, ist eine der Grenzfragen, die ich persönlich als sehr herausfordernd erlebe:
Ist eine solche Art der Beweisführung nicht schon etwas, wozu jeder sich in Freiheit entschließen muss?
Die nur gelingt, weil ich das zu Beweisende aus freien Stücken denke?
In 1. Kapitel von „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst"[2] heißt es, es gäbe diese Beweise als Brücke zum Geistigen nicht, damit die Selbstbestimmung des Menschen gewahrt würde. Wenn mit wissenschaftlichen Methoden bewiesen werden könnte, dass der Mensch Geist ist, wäre die Freiheit nicht mehr vorhanden, den Geist zu verleugnen und zu sagen: Ich bin nicht Geist! Die Verleugnungsmöglichkeit als Ausdruck unserer Freiheit würde unter erdrückenden Beweisen verschwinden.
Einheit von Wesen und Substanz
Aus Achtung vor dieser Freiheit, das Geistige zu bejahen oder zu verleugnen, müssen wir uns fragen:
Ist es überhaupt berechtigt, den geistigen Aspekt des anthroposophischen Menschenbildes von der Wissenschaft anerkannt zu bekommen?
Das oben Gesagte zeigt auf, warum die Frage nach dem Geist und nach dem geistigen Aspekt von Materie keine wissenschaftliche Fragestellung sein kann und darf. Es ist mir wichtig, auch auf diesen Aspekt des Themas hinzuweisen.
Gemäß den aristotelischen Kategorien sind Wesen und Substanz kategorial eins und nicht getrennt. Das ist altes, vorwissenschaftliches Mysterien-Wissen.
Vgl. Ausführungen bei der IKAM-Klausur im Januar 2010
[1] Rudolf Steiner, Die Offenbarungen des Karma, GA 120.
[2] Rudolf Steiner; Ita Wegmann, Grundlegendes zur Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27.
KORRESPONDENZ ZWISCHEN KNOCHENBAU UND INTERVALLEN
Was haben unsere Knochen und die Intervalle gemeinsam?
Wie zeigen sich die Korrespondenzen des einen mit dem anderen?
Intervalle und Knochen
Die Intervalle von der Prim bis zur Oktave lassen sich unterschiedlichen Knochen unseres Körpers zuordnen. Rudolf Steiner sagt dazu, dass unser Schlüsselbein so gebaut ist wie die Prim: Seine Form schwingt gleich der Prim hinaus und kehrt zu sich selbst zurück. Das entspricht einer Sinusschwingung. Das Nach-außen-Schwingen des Schlüsselbeins und die Fähigkeit, in sich selbst zurückzukehren, ist das zugrundeliegende Prinzip der Prim.
Dabei ist zu beobachten: Wenn der erste Ton erklungen ist, nach außen schwingt und zu sich selbst zurückkehrt, klingt der zweite Ton qualitativ anders, obwohl es sich es um denselben Ton handelt. Wenn Menschen Angst haben und ganz verkrampft sind, schwingt nichts. Erst wenn sie in der Lage sind sich zu öffnen, können sie nach außen schwingen und wieder zu sich zurückkehren. Das kennzeichnet die Offenheit, die zu einem gesunden Gefühlsleben beiträgt.
- Die Prim bildet sich ab im Schlüsselbein
- Die Sekund entspricht dem Oberarm,
- die Terz dem Unterarm,
- die Quart verdichtet sich in den Handwurzelknochen,
- die Quint bildet sich in den plötzlich fünfstrahligen Handknochen ab, etwas wird wie zusammenfasst,
- die Sext geht auf in den Fingerknochen
- und fliegt davon in der Septim.
- Die Oktave ist wie eine Umstülpung, die den Anfangston auf einer höheren Ebene neu gebiert. Es ist derselbe Ton auf einem anderen Niveau.
Physiologisch nach innen gehen durch Eurythmie
Wenn man sich in der Eurythmie gemäß den Intervallen bewegt, kann man eine Evidenzerfahrung machen und die Qualitäten der Intervalle in Bewegung und Geste wiederfinden, ja mehr noch: Indem wir die Intervalle eurythmisch nachvollziehen, ergreifen wir unsere Knochen von innen, gehen einen Weg nach innen – nicht seelisch, sondern auf physiologischer Ebene. Man kann seelisch nach innen gehen, in der Eurythmie geht man aber physiologisch nach innen und erzeugt auf dieser Ebene eine Wirkung.
Um zu einem Evidenzerlebnis zu kommen, ist es hilfreich, sich die Gedanken bewusstmachen, die diesem Vorgang zugrundeliegen.
Vgl. Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010