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Ernährung und Verdauung: Unterschied zwischen den Versionen
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Auszüge aus Büchern und Vorträgen von [[Michaela Glöckler]]; Erstveröffentlichung auf https://www.anthroposophie-lebensnah.de/home/ | Auszüge aus Büchern und Vorträgen von [[Michaela Glöckler]]; Erstveröffentlichung auf https://www.anthroposophie-lebensnah.de/home/ | ||
= GRUNDLEGENDES ZUR ERNÄHRUNG = | |||
''Was ist wichtig zu beachten im Hinblick auf Ernährung?'' | |||
''Welche Rolle spielen die Wesensglieder bei der Verdauung?'' | |||
''Was ist unter physischer, seelischer und geistiger Nahrung zu verstehen?'' | |||
=== ''Allgemeine Aspekte zur Ernährung'' === | |||
In der anthroposophischen Ernährungstherapie kommen neben dem Fokus auf Inhaltsstoffe, Komposition und Schmackhaftigkeit der Nahrung weitere Aspekte in Betracht. Diese sind sowohl für eine gesunde Ernährung hilfreich als auch im Krankheitsfall. Sie ergeben sich aus der Betrachtung der menschlichen Konstitution: | |||
* Jahreszeitlich verfügbare Nahrungsmittel bevorzugen, möglichst frisch und schonend zubereitet | |||
* Maßvoll und mit Genuss essen – in Dankbarkeit für den Erhalt des Lebens | |||
* Nahrungsmittel aus artgerechter Pflanzen- und Tierhaltung und nachhaltig biologisch-dynamisch bewirtschafteter Boden | |||
=== ''Beteiligung der Wesensglieder am Verdauungsprozess'' === | |||
Ernährung ist immer auch Transformation, Verwandlung. Alle vier Wesensglieder sind dabei beteiligt: | |||
==== '''·''' Aufgabe der physischen Organisation ==== | |||
Die physische Organisation nimmt die Stoffe, aus denen unsere Ernährung besteht, auf. | |||
==== '''·''' Aufgabe der ätherischen Organisation ==== | |||
Jenseits der Darmpassage wird die Nahrungssubstanz durch Aufnahme in das Pfortader-Blut, das zur Leber führt, in den Lebenszusammenhang der ätherischen Organisation aufgenommen. | |||
==== '''·''' Aufgabe der astralischen Organisation ==== | |||
Die astralische Organisation sorgt dafür, in den gesamten Verdauungskanal Verdauungsfermente ausgeschieden werden. Indem das Blut mit den Nahrungsstoffen durch die Nieren fließt, kommt es in den Bereich der seelischen Funktionsdynamik dieses Organsystems von Ausdehnung und Zusammenziehung, Konzentration und Verdünnung. Dadurch werden die Nahrungsstoffe „durchseelt“. | |||
==== '''·''' Aufgabe der Ich-Organisation ==== | |||
Jetzt werden sie dem Einfluss der Ich-Organisation zugeführt, die für deren Abbau sorgt indem sie diese so erwärmt, dass sie „geisttragend“ werden und nicht mehr materiell darstellbar sind. An dieser Aufnahme in den Wärmezustand ist maßgeblich das Herzorgan beteiligt. | |||
=== ''Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte'' === | |||
Im Herzen findet die Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte statt. Denn hier kommt das Lebenskraft tragende Blut am Ende jeder Diastole für Bruchteile von Sekunden zum Stillstand, bevor es durch die neuerliche Systole bzw. Herzmuskelkontraktion wieder in die großen Körperschlagadern der Aorta und des Truncus Pulmonalis ausgeworfen wird. Dieser kurze Stillstand des Blutes ist für den ätherischen Organismus wie ein kleiner Sterbeimpuls für einen kleinen Teil des Blutes, indem seine zirkulierende Lebensregsamkeit jäh unterbunden wird. Im Zusammenspiel von ätherischer, astralischer und Ich-Organisation löst sich Lebenskraft aus dem Körper, um sich in leibfreies seelisch-geistiges Potential umzuwandeln, das jetzt für unser Denken zur Verfügung steht. | |||
=== ''Literatur zum Thema Ernährung'' === | |||
Rudolf Steiner hat diese geistig-physische Ernährungsphysiologie in den ersten fünf Kapiteln des Buches ''„Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“'''[1]''''' dargestellt und empfohlen, jede ernste Erkrankung im Kontext der Therapie auch ernährungstherapeutisch zu begleiten, um die durch den Krankheitsprozess herabgestimmte Vitalität durch diätetische Maßnahmen zu unterstützen. | |||
Ein umfassendes Grundlagenwerk zu dieser krankheitsbezogenen, detaillierten anthroposophischen Ernährungstherapie steht noch aus. Es gibt aber bedeutende Pioniere wie ''Gerhard Schmidt, Udo Renzenbrink'' und ''Petra Kühne'', die schon zu wesentlichen Grundaspekten der Ernährung, zu Ernährungsempfehlungen bei verschiedenen Krankheitsbildern sowie zu der therapeutischen Anwendung einzelner Nahrungsmittel publiziert haben. | |||
''Dr. med.'' ''Otto Wolff, der'' Altmeister der Anthroposophischen Medizin schrieb nach dem Zweiten Weltkrieg – eine vielgelesene Einführung mit dem Titel: ''„Was essen wir eigentlich?“''.[2] Auch sein mehrbändiges Werk, das auf der Grundlagenarbeit von ''Friedrich Husemann'' beruht und den Titel trägt: ''„Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst“'''[3]''''' ist in diesem Zusammenhang sehr lesenswert. | |||
Durch den Ernährungsvorgang wird die substanzielle Struktur der Organe und Organsysteme kontinuierlich im „Fließgleichgewicht“ gehalten und im Laufe der Jahre immer wieder vollständig ausgetauscht. Das heißt, die in der Körpersubstanz wirksamen und dirigierenden vier organisierenden Kraftsysteme bleiben identisch, wohingegen die Nahrungsstoffe kommen und gehen. | |||
=== ''Verhältnis von physischer, seelischer und geistiger Nahrung'' === | |||
Von der Kindheit bis ins hohe Alter vollzieht sich so ein Wandel, auch in der Art und Weise, wie sich physische und geistige Nahrung zueinander verhalten. | |||
* '''In der Kindheit''' überwiegt die Bedeutung der ''physischen Ernährung''. | |||
* '''Im Alter''' brauchen wir vor allem ''geistige Ernährung''. | |||
* Die ''seelische Nahrung'' ist '''lebenslang''' gleichbleibend wichtig: Gefühle des Friedens, der Dankbarkeit, der Liebe und Zuversicht, des Mutes und der Hoffnung – insbesondere aber der Demut und Verehrung gegenüber der Wahrheit – wirken aufbauend und Leben erhaltend. | |||
Ein Praxisbuch zu einer dieserart seelischen und geistigen Ernährung für die verschiedenen Lebensalter im Zusammenhang mit der jeweils physischen steht ebenfalls noch aus. In der genannten Literatur finden sich jedoch schon diverse Anregungen dazu. | |||
=== ''Maßvolles Essen'' === | |||
* Muss der Körper zu viel verdauen, erlahmt die seelisch-geistige Aktivität. Müdigkeit und vermehrtes Schlafbedürfnis sind die Folge. | |||
* Wird zu wenig und überwiegend leicht Verdauliches gegessen, sind erhöhte Wachheit, auch Nervosität und etwas „außer sich sein“ die Folge. Oft wird dies verstärkt durch Einschlafstörungen und ein damit verbundenes chronisches Schlafdefizit. | |||
Durch möglichst regelmäßiges und maßvolles Essen für ein altersentsprechendes Gleichgewicht zwischen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu sorgen, ist eine lebenslange Aufgabe. | |||
Diesen Zusammenhang differenziert zu erarbeiten, erscheint mir vor allem im Hinblick auf die Zukunft notwendig. Gibt es doch einerseits den Umstand, dass ein Großteil der Menschheit zu viel isst, jeder neunte Mensch dennoch abends hungrig ins Bett geht. Und nur wenige können sich eine biologisch wertvolle und nachhaltig angebaute Nahrung leisten. Hier ist ein Bewusstseinswandel, eine umfassende Neuorientierung nötig, die auch die Erziehungsfragen miteinschließen kann, die zu einem Verständnis der geistigen Ernährung beitragen. Denn ''„der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund Gottes geht“.'''[4]''''' | |||
Geistige und physische Ernährung unterstützen einander. Entscheidend ist, dass der Gesunderhaltung der Böden und des Saatguts mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommt. Daher gibt es bedeutsame Initiativen, wo auf dem Boden der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie die Belange der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und der Saatgutforschung voll integriert sind, wie z.B. in der Lebensgemeinschaft Bingenheim.[5] | |||
Vgl. „''Kindersprechstunde, Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber. Erkrankungen, Bedingungen gesunder Entwicklung, Erziehungsfragen aus ärztlicher Sicht“'' | |||
----[1] Rudolf Steiner/Ita Wegman, ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen,'' GA 27. | |||
[2] Otto Wolff, ''Was essen wir eigentlich?, Praktische Gesichtspunkte zur Ernährung.'' | |||
[3] Otto Wolff, ''Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst,'' | |||
[4] Neues Testament, ''Matthäus, 4, 4.'' | |||
[5] Die Lebensgemeinschaft Bingenheim ist ein anthroposophischer Lebensort für Menschen mit einer "geistigen Beeinträchtigung". Sie bietet Naturkostprodukte aus eigener Erzeugung im Naturkostladen Allerleirauh und verschiedene Werkstätten an. | |||
== ERNÄHRUNG UND GEDANKENLEBEN == | |||
''Wie wirkt sich unsere Ernährung auf unser Denken aus?'' | |||
''Welche Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden?'' | |||
=== ''Materialistisches Denken als Ernährungsproblem'' === | |||
Im Folgenden seien ein paar Aspekte zur Bedeutung der Ernährung für das Gedankenleben hervorgehoben: Gesund gewachsene Pflanzen, die selber starke Wachstums- und Bildekräfte enthalten, verlangen dem Menschen eine stärkere Anstrengung der Verdauungsarbeit ab als überzüchtete, mit Pflanzenschutzmitteln behandelte, weniger robuste Individuen. Gesunde, vielseitige Ernährung bewirkt so eine differenzierte Anregung aller Verdauungsvorgänge. Dies hat jedoch nicht nur leibliche Gesundheit zur Folge, sondern wirkt sich auch aus auf die Aktivität und Disposition zum schöpferischen Denken. | |||
Rudolf Steiner wurde einmal von ''Ehrenfried Pfeiffer'' gefragt, warum es so schwer sei, die materialistischen Denkgewohnheiten in unserer Zeit zu überwinden. Seine Antwort war: ''„Das ist ein Ernährungsproblem.“'' Leicht verdauliche, einseitige Kost führt nicht nur zu einer gewissen Trägheit der Verdauungsorgane, sondern veranlagt auch zur Trägheit des Gedankenlebens. Wer nur denken kann, was sich durch die Sinneswahrnehmungen gleichsam wie von selber aufdrängt und den Verstand ausschließlich zum Kombinieren von Sinneseindrücken verwendet, kommt an die schöpferischen Möglichkeiten seines Denkens nicht heran. | |||
Wer ein aktives, von der Sinneserfahrung losgelöstes Denken praktizieren möchte, muss sich innerlich mehr anstrengen – was durch bereits in frühen Jahren gut aktivierte Verdauungsprozesse gefördert werden kann. Und so kann deutlich werden, in welch hohem Maße die bewusste Pflege des wachsenden, sich entwickelnden Körpers durch Ernährung, einen guten Schlaf-Wach-Rhythmus und angemessene hygienische Bedingungen die spätere seelisch-geistige Entwicklung unterstützen kann. | |||
=== ''Regeneration durch geistige Ernährung'' === | |||
Andererseits geben in der zweiten Lebenshälfte ein aktives Geistesleben und eine gleichsam „geistige Ernährung“ die notwendige Anregung, um die nachlassenden Regenerationsprozesse im Körper zu unterstützen. Schon in der Lebensmitte ist die Art und Weise, wie wir denken und wie wir uns selbst erziehen, entscheidend dafür, wie stabil unser Gesundheitszustand ist. Dafür sind nicht allein die leibliche Versorgung und das Essen ausschlaggebend. Man kann sogar die Ernährung vorübergehend vernachlässigen oder infolge starker Beanspruchung durch die tägliche Arbeit über längere Zeiten überhaupt auf regelmäßige Mahlzeiten verzichten, wenn genügend Begeisterung und innere Motivation für die Arbeit da ist. | |||
Im letzten Lebensdrittel muss allerdings ein neues Gleichgewicht zwischen körperlicher und seelischer Anstrengung gefunden werden, damit nicht das eine auf Kosten des anderen zu sehr in den Vordergrund tritt und eines der beiden beeinträchtigt wird. Je älter man jedoch wird, umso entscheidender ist die „geistige Ernährung“ für die Gesundheit. | |||
* Je mehr die Gedanken eines Menschen über sich selbst und die Welt den inneren und äußeren menschlichen Entwicklungsgesetzen folgen, umso gesünder wird er sein. | |||
* Je unmenschlicher und lebensfremder die Gedanken eines Menschen sind, umso stärker kränken sie den natürlichen Lebenszusammenhang, zu dem sowohl das Körperleben als auch das Gedankenleben gehören. | |||
Beide sind letztlich ganz auf das Menschliche hin orientiert. So gesehen hat jede Krankheit einen doppelten Aspekt, dem man mit folgenden Fragen auf die Spur kommt: | |||
''Wie konnte der Leib diese spezifische Kränkung erfahren, warum reichten die Regenerationskräfte nicht aus?'' | |||
''Und welche Gedanken, welche bewussten Tätigkeiten sind jetzt nötig, um den Heilungsverlauf entsprechend zu unterstützen?'' | |||
Sie geben dem Gespräch zwischen Arzt und Patient eine über das Physische hinausgehende Dimension und eröffnen neue Möglichkeiten, Entwicklung zu begleiten. | |||
''Vgl. Kapitel „Zusammenhänge der menschlichen Denktätigkeit“, Elternsprechstunde, Verlag Urachhaus, Stuttgart'' | |||
== VERDAUUNG UND EGOISMUS == | |||
''Inwiefern ist die Verdauung ein Bild für den Egoismus?'' | |||
''Warum nennt Steiner die Verdauung als „Herd des Bösen“?'' | |||
=== ''Verdauung ist gesunder Egoismus'' === | |||
Es gibt kein wahreres, stimmigeres Bild für den Egoismus als die Verdauung: Der physische Leib wird dadurch gebildet, dass die Natursubstanzen sich durch die Stoffwechseltätigkeit des Menschen verwandeln lassen in körpereigene Substanz. Der physische Leib des Menschen ist somit ein Ergebnis der verarbeiteten | |||
* mineralischen | |||
* tierischen | |||
* pflanzlichen | |||
* und, im Falle der Muttermilch, auch der menschlichen Welt. | |||
Denn auch die Muttermilch wird zerstört und in körpereigene Substanz umgewandelt. | |||
Das heißt, alle vier Naturreiche werden in einer Weise verarbeitet, dass jeder Mensch seinen eigenen Körper daraus aufbaut. Sprich: Eine gute Verdauung geht mit einer kompletten Zerstörung der Natur einher. Das ist reinster physiologischer Egoismus, den wir brauchen, um überhaupt leben zu können. | |||
=== ''Verdauung als Herd des Bösen'' === | |||
Doch Rudolf Steiner nennt die Verdauung auch „Herd des Bösen“, denn in der Verdauung sind Kraft und Potential vorhanden, alles zu zerstören. Dem physiologischen Zerstörungsprozess des Verdauens verdankt der Mensch das instinktive Wissen, wie er die ganze Welt zerstören kann bzw. wie er perfide Waffen erfinden kann, die den „overkill“ umsetzen. | |||
Wir sprechen in der Medizin auch vom biologischen Ego mit all seinen Sensibilitäten, einemstraff organisierten System. Dazu gehört auch das Immunsystem mit seinen Immunbarrieren usw. Über die freiwerdenden Bildekräfte aus dem gesunden Ego-System der Verdauung, nachdem sie es gebildet haben, strahlt beim gesunden Kind Egoismus nun auch ins Seelische hinein, allerdings unbewusst, das wäre das Normale. | |||
Durch Erlebnisse der Traumatisierung und Schädigung, durch jede Form der Ängstigung wird dieser Egoismus jedoch bewusst, indem das verwundbare Selbst angesprochen. Dadurch wird der zunächst unbewusste Egoismus zunehmend verstärkt – mit leidvollen Auswirkungen für die betroffenen Kinder und ihr soziales Umfeld. Und auch für ihre Erzieher sind diese Kinder eine große Herausforderung. | |||
Ob Erziehung zur Selbstlosigkeit gelingt oder nicht, hängt also von der Art ab, wie mit dem Kind vonseiten seiner Umwelt umgegangen wird. | |||
''Vgl. „Ängste im Jugendalter und ihre Überwindung“, Vortrag auf der Schulärztetagung 2013'' | |||
== STOFFWECHSEL UND DENKEN == | |||
''Inwiefern ist die offene Lemniskate Symbol für den Menschen?'' | |||
''Worauf beruht der unmittelbare Zusammenhang von Stoffwechsel und Denken?'' | |||
=== ''Offene Lemniskate als Symbol der'' ''menschlichen Konstitution'' === | |||
Der Merkurstab der Mediziner ist eine offene Lemniskate. Kein Symbol kann die polare Funktionsdynamik des Ätherischen besser zum Ausdruck bringen als die offene Lemniskate. Sie bildet als stehende, nach oben hin offene Acht die menschliche Grundkonstitution ab, die der Natur des Menschen zugrunde liegt. Die körperbezogene Wirkung der ätherischen Organisation und die dem Gedankenleben dienende Wirkung haben eine entsprechend entgegengesetzte Orientierung. | |||
* ''Der untere Teil'' steht für den physischen '''Leib''' mit den unbewussten inneren Stoffwechselprozessen, wo die leibgebundenen Ätherkräfte als Triebe und Instinkte wirken. Wir laufen Gefahr, uns von unserem ''leibgebundenen Willen'', unserem Instinkt-, Trieb- und Begierde-Leben'', überwältigen zu lassen''. | |||
* ''Der obere Teil'' steht für den geistigen Menschen, den '''Geist''' und das bewusste Gedankenleben, das stark nach außen gerichtet ist und wo die leibfreien Ätherkräfte wirken. Wir sind als denkende Wesen in der Lage, unsere ''Gedankenfreiheit'', auf der Freiheit an sich beruht, für egoistische Zwecke zu ''missbrauchen''. | |||
* ''Am Umschlagpunkt'' zwischen beiden steht das zwischen innen und außen Vermittelnde der '''Seele''' mit ihren Gefühlsregungen, auf die wir nur bedingt bewussten Einfluss haben. Die aus dem oberen und unteren Teil einstrahlenden Kräfte können dabei ''destruktiv auf unsere Gefühle, unsere seelische Mitte, einwirken.'' | |||
Alle destruktiven Neigungen entspringen also einerseits unserem Stoffwechsel, andererseits negativen Wahrnehmungsinhalten über die Sinne sowie egoistischem Denken. Auch die egoistisch ausgelebte Sexualität gehört dazu: Destruktivität und Sexualität sind dann unlöslich miteinander verbunden. Das wird verstärkt von den Bildern, die besonders diese Bereiche ansprechen, wie es in der heutigen Sex- und Spaßindustrie geschieht. Diese von oben und unten kommenden, fehlgeleiteten Kräfte regen das destruktive Potential im Menschen an und wirken sich auch kränkend auf das Seelische aus. Wenn wir diese Zusammenhänge begreifen, können wir verstehen, warum so viele böse Neigungen und so viel Egoismus in die Seele einstrahlen. | |||
=== ''Wechselwirkung von Denken und Verdauung'' === | |||
Das hat Konsequenzen, die einem ätherischen Gesetz folgen, auf dem das spirituelle Krankheitsverständnis der Anthroposophischen Medizin gründet: Was sich in der einen Hälfte der Lemniskate nach innen richtet, wechselt im Kreuzungspunkt die Richtung und geht nach außen – und umgekehrt. Der unmittelbare Zusammenhang zwischen gesundem und krankem Denken und Stoffwechsel lässt sich anhand davon gut verdeutlichen als ätherische Prozesse, die einander bedingen. | |||
Wenn es uns beim Denken, repräsentiert vom oberen Teil der Lemniskate, also überhaupt nicht um Erkenntnis von Wahrheit geht, sondern wenn alle Gedanken nur um uns selbst kreisen bzw. es uns nur um die Ansammlung von Informationen geht, um möglichst viel Input und Wissen, wenn wir uns quasi gedanklich „zumüllen“ und nicht gewillt sind, selber zu denken und zu urteilen, indem wir uns der Welt öffnen, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die Verdauung. Denn dann werden die Stoffwechselprozesse unseres Köpers aufgrund der polar arbeitenden Natur des Ätherleibes ebenfalls in entgegengesetzter Weise aktiv werden: Wir werden für Krankheitserreger offen sein und so eine Immunschwäche entwickeln. | |||
Umgekehrt haben unsere Ernährung und unsere Lebensgewohnheiten auch immense Auswirkungen darauf, ob unser Gedankenleben sich über das rein Materielle aufzuschwingen in der Lage ist. | |||
=== ''Frieden schaffen durch Selbstüberwindung'' === | |||
Um dem vorzubeugen, dass etwas Gutes am falschen Platz geschieht und dadurch „böse“ wird und schädigende Auswirkungen hat, müssen wir im Laufe unserer menschlichen Entwicklung lernen, diese drei Bereiche vom Ich aus in der richtigen Art zu beherrschen und zu kultivieren und so für Gleichgewicht und Frieden sorgen. | |||
==== '''·''' Die Zerstörungskräfte im Darm befrieden ==== | |||
Nehmen wir das Beispiel der Verdauung: Im unbewussten Stoffwechselleben gelingt uns das weitgehend durch eine gesunde rhythmische Art, mit den Lebensvorgängen, mit unseren Ess- und Schlafgewohnheiten sowie der Fortpflanzungsmöglichkeit umzugehen. Die Stoffwechselprozesse dienen dazu, unseren Leib gesund zu erhalten. Dazu gehören Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie die Atmung. Alle Nahrung wird im Verdauungstrakt komplett zerstört, damit der Mensch sie verdauen und daraus menschliche Substanz aufbauen kann. Solange diese Zerstörungskräfte sich auf die Verdauungsarbeit beschränken, haben wir keine Probleme: Denn '''die Natur muss in uns Mensch werden''' (= verdauen), damit wir einen gesunden Körper, ein starkes biologisches Ego, aufbauen können. | |||
==== '''·''' Die Zerstörungskräfte im Gehirn befrieden ==== | |||
Das Gedankenleben kann als eine Art umgekehrter Ernährungs- oder Verdauungsprozess angesehen werden. Denn wenn wir im Denken aktiv und geistig beweglich sind, wollen wir die Zusammenhänge der Welt wirklich verstehen. Dazu müssen wir aus uns herausgehen und zum anderen hingehen, müssen wir uns der Wahrheit der Dinge annähern, müssen sie uns zu eigen machen, uns ganz mit ihr verbinden. Erkennen ist so gesehen spirituelle Empathie, geistige Kommunion: Man identifiziert sich mit dem, was man verstehen will. Wenn ich z.B. denke 2 + 2 = 4, muss ich diesen Prozess mit- und nachvollziehen, sonst verstehe ich ihn nicht. Das bedeutet: '''Der Mensch muss im Denken zur Welt werden''' (= erkennen), wenn er zu wahrheitsgemäßen Erkenntnissen kommen will. | |||
=== ''Innerer Friede durch geistige Arbeit'' === | |||
Auf diese Weise müssen wir fortwährend die destruktiven Einstrahlungen in unser Denken und Fühlen durch innere geistige Arbeit ausgleichen und befrieden, indem wir uns bis ins Gefühl hinein mit der Wahrheitswelt verbinden. Wer sich mit edlen, guten, sinnvollen Zielen emotional verbindet, kann seinen Egoismus in den Dienst des Guten stellen. Rudolf Steiner formuliert es sinngemäß so: Der sich befreiende, auf sich selbst gestellte, autonome Mensch, der nicht ständig etwas für sich braucht, kann zur Verfügung stehen, kann seinen ganz individuellen Kulturbeitrag durch die Überwindung des Bösen ''in sich'' leisten. | |||
Man erkennt den Freiheitsgrad von Menschen an ihrer Verfügbarkeit – das ist ein spirituelles Gesetz: Je freier ich bin, desto souveräner kann ich meine individuellen Fähigkeiten, anstatt sie auf Selbstoptimierung auszurichten, instrumentalisieren und für die Dinge einsetzen, die mir wesentlich sind. Ich entscheide dann selbst, wofür ich mich engagieren will und wo nicht. | |||
''Vgl. „Ich im Netz. Was geschieht mit uns im Internet?“, Amthor Verlag, Heidenheim 2015'' | |||
== VERDAUUNG UND TRANSSUBSTANTIATION == | |||
''Was ist das tiefe Geheimnis von Verdauung?'' | |||
''In welcher Verbindung steht der Verdauungsvorgang zur Transsubstantiation?'' | |||
''Was vollzieht sich während der Transsubstantiation und Kommunion innerhalb des Gottesdienstes wie z.B. der Menschenweihehandlung?'' | |||
=== ''Verwandlung durch Hingabe'' === | |||
Wer auf den Zusammenhang zwischen religiöser Hingabe, Willen und Stoffwechseltätigkeit aufmerksam geworden ist, hat damit den Schlüssel in der Hand zum Verständnis körperlicher, seelischer und geistiger Verwandlung. | |||
Wenn wir die Nahrungsaufnahme betrachten, ist es ganz offensichtlich, dass sich alle drei Naturreiche dem Menschen hingeben: | |||
* '''das Mineralreich''' in den ''Salzen und Spurenelementen'' wie Kupfer und Magnesium, | |||
* '''das Pflanzenreich''' in der ganzen Vielfalt von ''Obst, Getreide und Gemüse'', | |||
* '''das Tierreich''' in dem ''Fleisch, den Eiern und Milchprodukten'', die wir verzehren. | |||
So wie das Mineral die Lebensgrundlage der Pflanze ist und die Pflanze die des Tieres, so sind alle drei durch ihre Hingabe die Lebensgrundlage des Menschen. | |||
=== ''Natur wird Mensch'' === | |||
Die Naturwesen, die sich als Mineral, Pflanze und Tier dem Menschen opfern, werden in menschliche Substanz verwandelt, werden Mensch. Unbewusst lebt in der Natur eine tiefe Sehnsucht nach dem Menschen und dem Menschlichen und so ist alles darauf eingerichtet, dass der Mensch werden kann: dass er durch die Natur ernährt wird, dass er sie aber im Ernährt-Werden auch mitnimmt in das selbstbewusste menschliche Erleben. Der menschliche Stoffwechsel leistet unausgesetzt diese Verwandlungsarbeit. | |||
''Welche Sehnsucht lebt unbewusst, halbbewusst oder vollbewusst im Menschen?'' | |||
''Goethe'' hat diese Sehnsucht in wunderbarer Weise zum Ausdruck gebracht, als er sich im hohen Alter nochmals in inniger Liebe einem jungen Mädchen zuwandte und dann in der Marienbader Elegie folgenden Vers schrieb: | |||
''In unsers Busens Reine wohnt ein Streben,'' | |||
''Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten'' | |||
''Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben,'' | |||
''Enträtselnd sich den ewig Ungenannten;'' | |||
''Wir heißen's: fromm sein! - Solcher sel'gen Höhe'' | |||
''Fühl' ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe.'' | |||
=== ''Hingabe an das höhere Reich der Gedankensphäre'' === | |||
Auch der Mensch möchte immer mehr Mensch werden: Er erlebt nur zu deutlich, wie viel ihm dazu noch fehlt. Um sich zur vollen Menschlichkeit hin entwickeln zu können, braucht der Mensch die Fähigkeit, die Mineral, Pflanze und Tier haben, wenn sie sich an das nächsthöhere Naturreich, und damit dem Menschen, hingeben: Er braucht die Fähigkeit der Hingabe an ein höheres „Reich", dem er sich „opfern" kann. | |||
Dieses höhere Reich erscheint jedoch nicht mehr in sinnlich sichtbarer Form als Naturreich, denn die Natur hat im Menschen ihren Abschluss, ihre Krönung gefunden. Dieses höhere Reich tritt in der Gedankensphäre in Erscheinung in Form von unsichtbaren, aber dafür denkbaren idealen Realitäten. Im Denken können wir die Ziele unserer Entwicklung, unserer Zukunft, erfassen. Wir können uns denkend daran orientieren und uns ihnen begeistert hingeben. | |||
Die religiösen Vorstellungen aller Religionen sind erfüllt von Bildern der Vollkommenheit, von Zukunftsperspektiven, Wandlungsmotiven und moralischen Werten. Das Motiv vom Opfer, das gebracht werden muss, wenn die Verwandlung in eine geistergebene, höhere menschliche Natur gelingen soll, ist dabei von zentraler Bedeutung. | |||
=== ''Verdauung ist Transsubstantiation'' === | |||
Wie oben ausgeführt ist der sich im Leib vollziehende Verdauungsprozess bereits ein Transsubstantiationsprozess. Denn die aufgenommene Nahrung wird verflüssigt, in den ganzen Organismus aufgenommen und schließlich im Stoffwechsel-Verbrennungsprozess in Wärme verwandelt. Wärme ist bereits die Brücke zwischen dem Physischen und dem Geistigen. Physische Wärme ist schon nichts Stoffliches mehr, kann jedoch noch mit dem Thermometer gemessen werden. Wir kennen Wärme aber auch als rein seelische und geistige Wärme, als Begeisterung. Durch die Verdauung wird also die Substanz Träger der menschlichen Seelen- und Geisteswärme. | |||
Rudolf Steiner beschreibt den Zusammenhang der Wesensglieder mit den Elementen folgendermaßen: | |||
* Das '''Ich''', bzw. die Ich-Organisation mit ihren Gesetzen, ''korreliert mit der Wärme'' | |||
* der '''Astralleib''' mit den ''Luftprozessen des Organismus'' | |||
* der '''ätherische Leib''' ''mit den Flüssigkeiten'' | |||
* und der '''physische Leib''' ''mit den festen Substanzen'' [1] | |||
So gesehen vollzieht sich geistige Kommunion in jedem Menschen, wenn sich Substanz verwandelt und so dem menschlichen Ich dient. | |||
Rudolf Steiner sagt in ''„Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung“'': ''„Das Wahrnehmen der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen."'' [2] | |||
=== ''Transsubstantiation innerhalb des Gottesdienstes'' === | |||
Der Prozess der Transsubstantiation wird im Geschehen am Altar allgemeinmenschlich-objektiv vollzogen und sichtbar und hörbar gemacht, indem Brot und Wein als Träger geistiger Wirkungen mit bestimmten Gedanken, Gefühlen und Handlungsimpulsen durchdrungen werden. Am Altar wird letztlich sichtbar gemacht, was das wahre Wesen der Verdauung ist: die Vergeistigung der Substanz zum Träger heiligster Gedanken, Gefühle und Taten. | |||
Nimmt der Mensch diese so vergeistigte Substanz durch die Kommunion in sich auf, bedeutet das eine Stärkung seiner eigenen Verwandlungsfähigkeit und seiner Verbundenheit mit dem Ziel menschlicher Entwicklung. | |||
''Vgl. „Welchen Auftrag hat die Religion in Erziehung und Heilkunst?“ aus „Die Heilkraft der Religion“, Stuttgart 1997'' | |||
----[1] z.B. Rudolf Steiner, ''Geisteswissenschaft und Medizin'', GA 312. | |||
[2] Rudolf Steiner, ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung''. GA 2. | |||
== VERDAUUNG UND IMMUNSYSTEM == | |||
''Welchen Einfluss hat die Verdauung auf das Immunsystem?'' | |||
''Wie hängen Verdauung und Immunsystem zusammen?'' | |||
=== ''Was Immunschwäche hervorruft'' === | |||
Wenn der physische Körper gut verdaut, arbeitet unser Immunsystem ausgezeichnet. Immunität resultiert aus der Fähigkeit des Körpers, alles zu transformieren und abzuweisen, was nicht dem eigenen biologischen System entspricht. Immunität ist Egoismus pur – im körperlichen Bereich. Immunität ist Ausdruck der Kraft der Identifikation mit uns selbst. Unser Körper wird in dem Moment krank, in dem diese Selbstidentifikation gestört ist: Der Körper, der erfüllt sein sollte von gesundem Egoismus, wird selbstlos, wird krank. | |||
Eine Autoimmunreaktion tritt auf, wenn der Körper denkt, ''er selbst'' wäre etwas Fremdes und sich daraufhin selbst zerstört. Das ist ein Zeichen der Entfremdung seiner selbst. | |||
* '''Immunität''' ist ''biologischer Egoismus.'' | |||
* '''Immunschwäche''' oder Krankheit ist ''biologischer Altruismus''. | |||
Wenn der Mensch krank wird, gedeihen plötzlich jede Menge Bakterien und Keime im Organismus. Der Körper öffnet sich der Welt und wird ein Tummelplatz für Fremdprozesse und Parasiten, für Geschwülste, „kleine Bäume“ und „Pflanzen“. Wasser sammelt sich in den Beinen. Die Wärme isoliert sich und erzeugt Fieber. Der Mensch öffnet sich, wird sozial und selbstlos – im Äußeren. Der Körper verliert dadurch seine biologische Integrität und Identität, seinen gesunden biologischen Egoismus. | |||
* Ein ''egozentrischer Geist'' stimuliert den biologischen Altruismus und schwächt das Immunsystem. | |||
* Eine ''weltorientierte Geisteshaltung'' fördert die Verdauung. Eine gesunde Verdauung wiederum, fördert eine gesunde altruistische Geisteshaltung. | |||
''Vgl. Vortrag „Die Gesetzmäßigkeiten des Merkurstabs“, 25.09.2007'' | |||
== DIE ZWIENATUR DES MENSCHEN == | |||
''Was ist unter Zwienatur des Menschen zu verstehen?'' | |||
''Wie erklärt sich dadurch der Zusammenhang von Denken und Verdauung?'' | |||
=== ''Selbsterkenntnis zur Verwandlung in etwas Neues'' === | |||
Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckehart prägte diesen Satz: ''„Wäre ich ein König und wüsste es nicht, ich wäre kein König.“'' Es genügt nicht, ein wunderbares, von Gott geschaffenes Menschen-Ich zu sein, wenn ich mich nicht als Ich erfassen kann. | |||
Um jedoch mein Ich in seiner Wesenhaftigkeit erfassen zu können, muss ich das Eingeschlossen-Sein in einen ganz individuellen Leib, den ich mir selber bilde, erleben. Erst wenn ich mich durch das Eingebunden-Sein in die Naturgesetze selbst gebildet habe, kann das Geistige frei vom Naturgesetz werden und das Ich in der Freiheit des Denkens erwachen. Dann kann ich mit derselben Lebenskraft, die der „alten Schöpfung“ der Natur zugrunde liegt, an der neuen Schöpfung im reinen, freien Denken arbeiten – diesmal befreit vom Gesetz der Natur. | |||
=== ''Stoffwechselbetonter und erkenntnisgestützter Anteil'' === | |||
Seine Zwienatur macht sich dem Menschen auf seelisch-geistiger Ebene ständig bemerkbar: Er muss zwischen seinen Interessen und denen seiner Umwelt das zweischneidige Schwert des Ich führen, muss mit den Kräften des Verbindens und des Trennens umgehen lernen, muss lernen sich zu verbinden und sich zu trennen. | |||
Der Mensch ist auch als denkender Mensch und als körperliches, stoffwechselbetontes Wesen eine Zwienatur – da kommt der medizinische Aspekt zum Tragen: | |||
* Den ''körperlich-stoffwechselbetonten Aspekt'' nennen wir das unbewusste Körperleben. | |||
* Den ''erkenntnisgestützten Aspekt'' nennen wir Geistesleben oder Gedankenleben, das bewusste Körperleben. | |||
* Es gehört zu den wichtigsten Forschungsergebnissen Rudolf Steiners, den Zusammenhang zwischen dem unbewussten Stoffwechsel, zu dem auch die Fähigkeit zur Regeneration gehört, und der bewussten Gedankentätigkeit entdeckt und beschrieben zu haben. | |||
* ''Wenn der Mensch verdaut'', nimmt er die Stoffe ganz in sich hinein, absorbiert sie und verwandelt sie in sich selbst. | |||
* ''Wenn der Mensch nachdenkt'', ist er nicht bei sich, sondern „ganz bei der Sache“, wie wir so schön sagen. Er konzentriert sich und wird von dem Thema, das zu durchdenken ist, völlig absorbiert. Wenn ich „zwei plus zwei ist vier“ denke, bin ich in meinem Bewusstsein bei den Zahlen und nicht bei mir und meinen persönlichen Angelegenheiten. | |||
=== ''Denken versus Verdauung'' === | |||
Gedankenarbeit und Erkenntnisarbeit verlaufen also polar zur Verdauungstätigkeit: Im Verdauen wird die Welt Mensch, beim Erkennen wird der Mensch Welt. Je mehr ich bei der Sache bin, je mehr ich mein Denken zur Berührungsfläche werden lasse mit der Welt, umso stärker werde ich im Geistigen, desto mehr komme ich von mir los – dank der wunderbaren ätherischen Regenbogenbrückenkräfte. Dann bin ich gesund. | |||
Wenn bestimmte Ziele jedoch nicht angestrebt und deshalb auch nicht erreicht werden, wenn es so ist, wie es in der Apokalypse heißt, dass die Menschen sich nicht ändern, dass sie in ihrer Entwicklung stehen bleiben, dass sie nichts tun und nicht vom Fleck kommen, wenn es irgendwann solche Formen annimmt, wie es symbolisiert wird durch „die Hure Babylon“, dass alle Güter der Welt im Dienst des Egos stehen, dann werden alle möglichen Leiden und Schmerzen die Folge sein. | |||
Wir sind der alten Gesetzmäßigkeit, die uns ausführlich erklärt wird im Buch der Apokalypse, noch nicht zur Gänze entwachsen. Diese Gesetze bilden immer noch den Grundstock unserer Natur. Es wird auch deutlich gemacht, dass jeder selbst den Schlüssel in der Hand hat, um dem entgegen zu wirken. | |||
''Vgl. Zusammenstellung von Vorträgen über „Die sieben Siegel der Apokalypse“, 2007'' |
Aktuelle Version vom 30. März 2025, 11:07 Uhr
Ernährung und Verdauung – von Michaela Glöckler
Auszüge aus Büchern und Vorträgen von Michaela Glöckler; Erstveröffentlichung auf https://www.anthroposophie-lebensnah.de/home/
GRUNDLEGENDES ZUR ERNÄHRUNG
Was ist wichtig zu beachten im Hinblick auf Ernährung?
Welche Rolle spielen die Wesensglieder bei der Verdauung?
Was ist unter physischer, seelischer und geistiger Nahrung zu verstehen?
Allgemeine Aspekte zur Ernährung
In der anthroposophischen Ernährungstherapie kommen neben dem Fokus auf Inhaltsstoffe, Komposition und Schmackhaftigkeit der Nahrung weitere Aspekte in Betracht. Diese sind sowohl für eine gesunde Ernährung hilfreich als auch im Krankheitsfall. Sie ergeben sich aus der Betrachtung der menschlichen Konstitution:
- Jahreszeitlich verfügbare Nahrungsmittel bevorzugen, möglichst frisch und schonend zubereitet
- Maßvoll und mit Genuss essen – in Dankbarkeit für den Erhalt des Lebens
- Nahrungsmittel aus artgerechter Pflanzen- und Tierhaltung und nachhaltig biologisch-dynamisch bewirtschafteter Boden
Beteiligung der Wesensglieder am Verdauungsprozess
Ernährung ist immer auch Transformation, Verwandlung. Alle vier Wesensglieder sind dabei beteiligt:
· Aufgabe der physischen Organisation
Die physische Organisation nimmt die Stoffe, aus denen unsere Ernährung besteht, auf.
· Aufgabe der ätherischen Organisation
Jenseits der Darmpassage wird die Nahrungssubstanz durch Aufnahme in das Pfortader-Blut, das zur Leber führt, in den Lebenszusammenhang der ätherischen Organisation aufgenommen.
· Aufgabe der astralischen Organisation
Die astralische Organisation sorgt dafür, in den gesamten Verdauungskanal Verdauungsfermente ausgeschieden werden. Indem das Blut mit den Nahrungsstoffen durch die Nieren fließt, kommt es in den Bereich der seelischen Funktionsdynamik dieses Organsystems von Ausdehnung und Zusammenziehung, Konzentration und Verdünnung. Dadurch werden die Nahrungsstoffe „durchseelt“.
· Aufgabe der Ich-Organisation
Jetzt werden sie dem Einfluss der Ich-Organisation zugeführt, die für deren Abbau sorgt indem sie diese so erwärmt, dass sie „geisttragend“ werden und nicht mehr materiell darstellbar sind. An dieser Aufnahme in den Wärmezustand ist maßgeblich das Herzorgan beteiligt.
Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte
Im Herzen findet die Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte statt. Denn hier kommt das Lebenskraft tragende Blut am Ende jeder Diastole für Bruchteile von Sekunden zum Stillstand, bevor es durch die neuerliche Systole bzw. Herzmuskelkontraktion wieder in die großen Körperschlagadern der Aorta und des Truncus Pulmonalis ausgeworfen wird. Dieser kurze Stillstand des Blutes ist für den ätherischen Organismus wie ein kleiner Sterbeimpuls für einen kleinen Teil des Blutes, indem seine zirkulierende Lebensregsamkeit jäh unterbunden wird. Im Zusammenspiel von ätherischer, astralischer und Ich-Organisation löst sich Lebenskraft aus dem Körper, um sich in leibfreies seelisch-geistiges Potential umzuwandeln, das jetzt für unser Denken zur Verfügung steht.
Literatur zum Thema Ernährung
Rudolf Steiner hat diese geistig-physische Ernährungsphysiologie in den ersten fünf Kapiteln des Buches „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“[1] dargestellt und empfohlen, jede ernste Erkrankung im Kontext der Therapie auch ernährungstherapeutisch zu begleiten, um die durch den Krankheitsprozess herabgestimmte Vitalität durch diätetische Maßnahmen zu unterstützen.
Ein umfassendes Grundlagenwerk zu dieser krankheitsbezogenen, detaillierten anthroposophischen Ernährungstherapie steht noch aus. Es gibt aber bedeutende Pioniere wie Gerhard Schmidt, Udo Renzenbrink und Petra Kühne, die schon zu wesentlichen Grundaspekten der Ernährung, zu Ernährungsempfehlungen bei verschiedenen Krankheitsbildern sowie zu der therapeutischen Anwendung einzelner Nahrungsmittel publiziert haben.
Dr. med. Otto Wolff, der Altmeister der Anthroposophischen Medizin schrieb nach dem Zweiten Weltkrieg – eine vielgelesene Einführung mit dem Titel: „Was essen wir eigentlich?“.[2] Auch sein mehrbändiges Werk, das auf der Grundlagenarbeit von Friedrich Husemann beruht und den Titel trägt: „Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst“[3] ist in diesem Zusammenhang sehr lesenswert.
Durch den Ernährungsvorgang wird die substanzielle Struktur der Organe und Organsysteme kontinuierlich im „Fließgleichgewicht“ gehalten und im Laufe der Jahre immer wieder vollständig ausgetauscht. Das heißt, die in der Körpersubstanz wirksamen und dirigierenden vier organisierenden Kraftsysteme bleiben identisch, wohingegen die Nahrungsstoffe kommen und gehen.
Verhältnis von physischer, seelischer und geistiger Nahrung
Von der Kindheit bis ins hohe Alter vollzieht sich so ein Wandel, auch in der Art und Weise, wie sich physische und geistige Nahrung zueinander verhalten.
- In der Kindheit überwiegt die Bedeutung der physischen Ernährung.
- Im Alter brauchen wir vor allem geistige Ernährung.
- Die seelische Nahrung ist lebenslang gleichbleibend wichtig: Gefühle des Friedens, der Dankbarkeit, der Liebe und Zuversicht, des Mutes und der Hoffnung – insbesondere aber der Demut und Verehrung gegenüber der Wahrheit – wirken aufbauend und Leben erhaltend.
Ein Praxisbuch zu einer dieserart seelischen und geistigen Ernährung für die verschiedenen Lebensalter im Zusammenhang mit der jeweils physischen steht ebenfalls noch aus. In der genannten Literatur finden sich jedoch schon diverse Anregungen dazu.
Maßvolles Essen
- Muss der Körper zu viel verdauen, erlahmt die seelisch-geistige Aktivität. Müdigkeit und vermehrtes Schlafbedürfnis sind die Folge.
- Wird zu wenig und überwiegend leicht Verdauliches gegessen, sind erhöhte Wachheit, auch Nervosität und etwas „außer sich sein“ die Folge. Oft wird dies verstärkt durch Einschlafstörungen und ein damit verbundenes chronisches Schlafdefizit.
Durch möglichst regelmäßiges und maßvolles Essen für ein altersentsprechendes Gleichgewicht zwischen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu sorgen, ist eine lebenslange Aufgabe.
Diesen Zusammenhang differenziert zu erarbeiten, erscheint mir vor allem im Hinblick auf die Zukunft notwendig. Gibt es doch einerseits den Umstand, dass ein Großteil der Menschheit zu viel isst, jeder neunte Mensch dennoch abends hungrig ins Bett geht. Und nur wenige können sich eine biologisch wertvolle und nachhaltig angebaute Nahrung leisten. Hier ist ein Bewusstseinswandel, eine umfassende Neuorientierung nötig, die auch die Erziehungsfragen miteinschließen kann, die zu einem Verständnis der geistigen Ernährung beitragen. Denn „der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund Gottes geht“.[4]
Geistige und physische Ernährung unterstützen einander. Entscheidend ist, dass der Gesunderhaltung der Böden und des Saatguts mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommt. Daher gibt es bedeutsame Initiativen, wo auf dem Boden der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie die Belange der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und der Saatgutforschung voll integriert sind, wie z.B. in der Lebensgemeinschaft Bingenheim.[5]
Vgl. „Kindersprechstunde, Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber. Erkrankungen, Bedingungen gesunder Entwicklung, Erziehungsfragen aus ärztlicher Sicht“
[1] Rudolf Steiner/Ita Wegman, Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27.
[2] Otto Wolff, Was essen wir eigentlich?, Praktische Gesichtspunkte zur Ernährung.
[3] Otto Wolff, Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst,
[4] Neues Testament, Matthäus, 4, 4.
[5] Die Lebensgemeinschaft Bingenheim ist ein anthroposophischer Lebensort für Menschen mit einer "geistigen Beeinträchtigung". Sie bietet Naturkostprodukte aus eigener Erzeugung im Naturkostladen Allerleirauh und verschiedene Werkstätten an.
ERNÄHRUNG UND GEDANKENLEBEN
Wie wirkt sich unsere Ernährung auf unser Denken aus?
Welche Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden?
Materialistisches Denken als Ernährungsproblem
Im Folgenden seien ein paar Aspekte zur Bedeutung der Ernährung für das Gedankenleben hervorgehoben: Gesund gewachsene Pflanzen, die selber starke Wachstums- und Bildekräfte enthalten, verlangen dem Menschen eine stärkere Anstrengung der Verdauungsarbeit ab als überzüchtete, mit Pflanzenschutzmitteln behandelte, weniger robuste Individuen. Gesunde, vielseitige Ernährung bewirkt so eine differenzierte Anregung aller Verdauungsvorgänge. Dies hat jedoch nicht nur leibliche Gesundheit zur Folge, sondern wirkt sich auch aus auf die Aktivität und Disposition zum schöpferischen Denken.
Rudolf Steiner wurde einmal von Ehrenfried Pfeiffer gefragt, warum es so schwer sei, die materialistischen Denkgewohnheiten in unserer Zeit zu überwinden. Seine Antwort war: „Das ist ein Ernährungsproblem.“ Leicht verdauliche, einseitige Kost führt nicht nur zu einer gewissen Trägheit der Verdauungsorgane, sondern veranlagt auch zur Trägheit des Gedankenlebens. Wer nur denken kann, was sich durch die Sinneswahrnehmungen gleichsam wie von selber aufdrängt und den Verstand ausschließlich zum Kombinieren von Sinneseindrücken verwendet, kommt an die schöpferischen Möglichkeiten seines Denkens nicht heran.
Wer ein aktives, von der Sinneserfahrung losgelöstes Denken praktizieren möchte, muss sich innerlich mehr anstrengen – was durch bereits in frühen Jahren gut aktivierte Verdauungsprozesse gefördert werden kann. Und so kann deutlich werden, in welch hohem Maße die bewusste Pflege des wachsenden, sich entwickelnden Körpers durch Ernährung, einen guten Schlaf-Wach-Rhythmus und angemessene hygienische Bedingungen die spätere seelisch-geistige Entwicklung unterstützen kann.
Regeneration durch geistige Ernährung
Andererseits geben in der zweiten Lebenshälfte ein aktives Geistesleben und eine gleichsam „geistige Ernährung“ die notwendige Anregung, um die nachlassenden Regenerationsprozesse im Körper zu unterstützen. Schon in der Lebensmitte ist die Art und Weise, wie wir denken und wie wir uns selbst erziehen, entscheidend dafür, wie stabil unser Gesundheitszustand ist. Dafür sind nicht allein die leibliche Versorgung und das Essen ausschlaggebend. Man kann sogar die Ernährung vorübergehend vernachlässigen oder infolge starker Beanspruchung durch die tägliche Arbeit über längere Zeiten überhaupt auf regelmäßige Mahlzeiten verzichten, wenn genügend Begeisterung und innere Motivation für die Arbeit da ist.
Im letzten Lebensdrittel muss allerdings ein neues Gleichgewicht zwischen körperlicher und seelischer Anstrengung gefunden werden, damit nicht das eine auf Kosten des anderen zu sehr in den Vordergrund tritt und eines der beiden beeinträchtigt wird. Je älter man jedoch wird, umso entscheidender ist die „geistige Ernährung“ für die Gesundheit.
- Je mehr die Gedanken eines Menschen über sich selbst und die Welt den inneren und äußeren menschlichen Entwicklungsgesetzen folgen, umso gesünder wird er sein.
- Je unmenschlicher und lebensfremder die Gedanken eines Menschen sind, umso stärker kränken sie den natürlichen Lebenszusammenhang, zu dem sowohl das Körperleben als auch das Gedankenleben gehören.
Beide sind letztlich ganz auf das Menschliche hin orientiert. So gesehen hat jede Krankheit einen doppelten Aspekt, dem man mit folgenden Fragen auf die Spur kommt:
Wie konnte der Leib diese spezifische Kränkung erfahren, warum reichten die Regenerationskräfte nicht aus?
Und welche Gedanken, welche bewussten Tätigkeiten sind jetzt nötig, um den Heilungsverlauf entsprechend zu unterstützen?
Sie geben dem Gespräch zwischen Arzt und Patient eine über das Physische hinausgehende Dimension und eröffnen neue Möglichkeiten, Entwicklung zu begleiten.
Vgl. Kapitel „Zusammenhänge der menschlichen Denktätigkeit“, Elternsprechstunde, Verlag Urachhaus, Stuttgart
VERDAUUNG UND EGOISMUS
Inwiefern ist die Verdauung ein Bild für den Egoismus?
Warum nennt Steiner die Verdauung als „Herd des Bösen“?
Verdauung ist gesunder Egoismus
Es gibt kein wahreres, stimmigeres Bild für den Egoismus als die Verdauung: Der physische Leib wird dadurch gebildet, dass die Natursubstanzen sich durch die Stoffwechseltätigkeit des Menschen verwandeln lassen in körpereigene Substanz. Der physische Leib des Menschen ist somit ein Ergebnis der verarbeiteten
- mineralischen
- tierischen
- pflanzlichen
- und, im Falle der Muttermilch, auch der menschlichen Welt.
Denn auch die Muttermilch wird zerstört und in körpereigene Substanz umgewandelt.
Das heißt, alle vier Naturreiche werden in einer Weise verarbeitet, dass jeder Mensch seinen eigenen Körper daraus aufbaut. Sprich: Eine gute Verdauung geht mit einer kompletten Zerstörung der Natur einher. Das ist reinster physiologischer Egoismus, den wir brauchen, um überhaupt leben zu können.
Verdauung als Herd des Bösen
Doch Rudolf Steiner nennt die Verdauung auch „Herd des Bösen“, denn in der Verdauung sind Kraft und Potential vorhanden, alles zu zerstören. Dem physiologischen Zerstörungsprozess des Verdauens verdankt der Mensch das instinktive Wissen, wie er die ganze Welt zerstören kann bzw. wie er perfide Waffen erfinden kann, die den „overkill“ umsetzen.
Wir sprechen in der Medizin auch vom biologischen Ego mit all seinen Sensibilitäten, einemstraff organisierten System. Dazu gehört auch das Immunsystem mit seinen Immunbarrieren usw. Über die freiwerdenden Bildekräfte aus dem gesunden Ego-System der Verdauung, nachdem sie es gebildet haben, strahlt beim gesunden Kind Egoismus nun auch ins Seelische hinein, allerdings unbewusst, das wäre das Normale.
Durch Erlebnisse der Traumatisierung und Schädigung, durch jede Form der Ängstigung wird dieser Egoismus jedoch bewusst, indem das verwundbare Selbst angesprochen. Dadurch wird der zunächst unbewusste Egoismus zunehmend verstärkt – mit leidvollen Auswirkungen für die betroffenen Kinder und ihr soziales Umfeld. Und auch für ihre Erzieher sind diese Kinder eine große Herausforderung.
Ob Erziehung zur Selbstlosigkeit gelingt oder nicht, hängt also von der Art ab, wie mit dem Kind vonseiten seiner Umwelt umgegangen wird.
Vgl. „Ängste im Jugendalter und ihre Überwindung“, Vortrag auf der Schulärztetagung 2013
STOFFWECHSEL UND DENKEN
Inwiefern ist die offene Lemniskate Symbol für den Menschen?
Worauf beruht der unmittelbare Zusammenhang von Stoffwechsel und Denken?
Offene Lemniskate als Symbol der menschlichen Konstitution
Der Merkurstab der Mediziner ist eine offene Lemniskate. Kein Symbol kann die polare Funktionsdynamik des Ätherischen besser zum Ausdruck bringen als die offene Lemniskate. Sie bildet als stehende, nach oben hin offene Acht die menschliche Grundkonstitution ab, die der Natur des Menschen zugrunde liegt. Die körperbezogene Wirkung der ätherischen Organisation und die dem Gedankenleben dienende Wirkung haben eine entsprechend entgegengesetzte Orientierung.
- Der untere Teil steht für den physischen Leib mit den unbewussten inneren Stoffwechselprozessen, wo die leibgebundenen Ätherkräfte als Triebe und Instinkte wirken. Wir laufen Gefahr, uns von unserem leibgebundenen Willen, unserem Instinkt-, Trieb- und Begierde-Leben, überwältigen zu lassen.
- Der obere Teil steht für den geistigen Menschen, den Geist und das bewusste Gedankenleben, das stark nach außen gerichtet ist und wo die leibfreien Ätherkräfte wirken. Wir sind als denkende Wesen in der Lage, unsere Gedankenfreiheit, auf der Freiheit an sich beruht, für egoistische Zwecke zu missbrauchen.
- Am Umschlagpunkt zwischen beiden steht das zwischen innen und außen Vermittelnde der Seele mit ihren Gefühlsregungen, auf die wir nur bedingt bewussten Einfluss haben. Die aus dem oberen und unteren Teil einstrahlenden Kräfte können dabei destruktiv auf unsere Gefühle, unsere seelische Mitte, einwirken.
Alle destruktiven Neigungen entspringen also einerseits unserem Stoffwechsel, andererseits negativen Wahrnehmungsinhalten über die Sinne sowie egoistischem Denken. Auch die egoistisch ausgelebte Sexualität gehört dazu: Destruktivität und Sexualität sind dann unlöslich miteinander verbunden. Das wird verstärkt von den Bildern, die besonders diese Bereiche ansprechen, wie es in der heutigen Sex- und Spaßindustrie geschieht. Diese von oben und unten kommenden, fehlgeleiteten Kräfte regen das destruktive Potential im Menschen an und wirken sich auch kränkend auf das Seelische aus. Wenn wir diese Zusammenhänge begreifen, können wir verstehen, warum so viele böse Neigungen und so viel Egoismus in die Seele einstrahlen.
Wechselwirkung von Denken und Verdauung
Das hat Konsequenzen, die einem ätherischen Gesetz folgen, auf dem das spirituelle Krankheitsverständnis der Anthroposophischen Medizin gründet: Was sich in der einen Hälfte der Lemniskate nach innen richtet, wechselt im Kreuzungspunkt die Richtung und geht nach außen – und umgekehrt. Der unmittelbare Zusammenhang zwischen gesundem und krankem Denken und Stoffwechsel lässt sich anhand davon gut verdeutlichen als ätherische Prozesse, die einander bedingen.
Wenn es uns beim Denken, repräsentiert vom oberen Teil der Lemniskate, also überhaupt nicht um Erkenntnis von Wahrheit geht, sondern wenn alle Gedanken nur um uns selbst kreisen bzw. es uns nur um die Ansammlung von Informationen geht, um möglichst viel Input und Wissen, wenn wir uns quasi gedanklich „zumüllen“ und nicht gewillt sind, selber zu denken und zu urteilen, indem wir uns der Welt öffnen, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die Verdauung. Denn dann werden die Stoffwechselprozesse unseres Köpers aufgrund der polar arbeitenden Natur des Ätherleibes ebenfalls in entgegengesetzter Weise aktiv werden: Wir werden für Krankheitserreger offen sein und so eine Immunschwäche entwickeln.
Umgekehrt haben unsere Ernährung und unsere Lebensgewohnheiten auch immense Auswirkungen darauf, ob unser Gedankenleben sich über das rein Materielle aufzuschwingen in der Lage ist.
Frieden schaffen durch Selbstüberwindung
Um dem vorzubeugen, dass etwas Gutes am falschen Platz geschieht und dadurch „böse“ wird und schädigende Auswirkungen hat, müssen wir im Laufe unserer menschlichen Entwicklung lernen, diese drei Bereiche vom Ich aus in der richtigen Art zu beherrschen und zu kultivieren und so für Gleichgewicht und Frieden sorgen.
· Die Zerstörungskräfte im Darm befrieden
Nehmen wir das Beispiel der Verdauung: Im unbewussten Stoffwechselleben gelingt uns das weitgehend durch eine gesunde rhythmische Art, mit den Lebensvorgängen, mit unseren Ess- und Schlafgewohnheiten sowie der Fortpflanzungsmöglichkeit umzugehen. Die Stoffwechselprozesse dienen dazu, unseren Leib gesund zu erhalten. Dazu gehören Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie die Atmung. Alle Nahrung wird im Verdauungstrakt komplett zerstört, damit der Mensch sie verdauen und daraus menschliche Substanz aufbauen kann. Solange diese Zerstörungskräfte sich auf die Verdauungsarbeit beschränken, haben wir keine Probleme: Denn die Natur muss in uns Mensch werden (= verdauen), damit wir einen gesunden Körper, ein starkes biologisches Ego, aufbauen können.
· Die Zerstörungskräfte im Gehirn befrieden
Das Gedankenleben kann als eine Art umgekehrter Ernährungs- oder Verdauungsprozess angesehen werden. Denn wenn wir im Denken aktiv und geistig beweglich sind, wollen wir die Zusammenhänge der Welt wirklich verstehen. Dazu müssen wir aus uns herausgehen und zum anderen hingehen, müssen wir uns der Wahrheit der Dinge annähern, müssen sie uns zu eigen machen, uns ganz mit ihr verbinden. Erkennen ist so gesehen spirituelle Empathie, geistige Kommunion: Man identifiziert sich mit dem, was man verstehen will. Wenn ich z.B. denke 2 + 2 = 4, muss ich diesen Prozess mit- und nachvollziehen, sonst verstehe ich ihn nicht. Das bedeutet: Der Mensch muss im Denken zur Welt werden (= erkennen), wenn er zu wahrheitsgemäßen Erkenntnissen kommen will.
Innerer Friede durch geistige Arbeit
Auf diese Weise müssen wir fortwährend die destruktiven Einstrahlungen in unser Denken und Fühlen durch innere geistige Arbeit ausgleichen und befrieden, indem wir uns bis ins Gefühl hinein mit der Wahrheitswelt verbinden. Wer sich mit edlen, guten, sinnvollen Zielen emotional verbindet, kann seinen Egoismus in den Dienst des Guten stellen. Rudolf Steiner formuliert es sinngemäß so: Der sich befreiende, auf sich selbst gestellte, autonome Mensch, der nicht ständig etwas für sich braucht, kann zur Verfügung stehen, kann seinen ganz individuellen Kulturbeitrag durch die Überwindung des Bösen in sich leisten.
Man erkennt den Freiheitsgrad von Menschen an ihrer Verfügbarkeit – das ist ein spirituelles Gesetz: Je freier ich bin, desto souveräner kann ich meine individuellen Fähigkeiten, anstatt sie auf Selbstoptimierung auszurichten, instrumentalisieren und für die Dinge einsetzen, die mir wesentlich sind. Ich entscheide dann selbst, wofür ich mich engagieren will und wo nicht.
Vgl. „Ich im Netz. Was geschieht mit uns im Internet?“, Amthor Verlag, Heidenheim 2015
VERDAUUNG UND TRANSSUBSTANTIATION
Was ist das tiefe Geheimnis von Verdauung?
In welcher Verbindung steht der Verdauungsvorgang zur Transsubstantiation?
Was vollzieht sich während der Transsubstantiation und Kommunion innerhalb des Gottesdienstes wie z.B. der Menschenweihehandlung?
Verwandlung durch Hingabe
Wer auf den Zusammenhang zwischen religiöser Hingabe, Willen und Stoffwechseltätigkeit aufmerksam geworden ist, hat damit den Schlüssel in der Hand zum Verständnis körperlicher, seelischer und geistiger Verwandlung.
Wenn wir die Nahrungsaufnahme betrachten, ist es ganz offensichtlich, dass sich alle drei Naturreiche dem Menschen hingeben:
- das Mineralreich in den Salzen und Spurenelementen wie Kupfer und Magnesium,
- das Pflanzenreich in der ganzen Vielfalt von Obst, Getreide und Gemüse,
- das Tierreich in dem Fleisch, den Eiern und Milchprodukten, die wir verzehren.
So wie das Mineral die Lebensgrundlage der Pflanze ist und die Pflanze die des Tieres, so sind alle drei durch ihre Hingabe die Lebensgrundlage des Menschen.
Natur wird Mensch
Die Naturwesen, die sich als Mineral, Pflanze und Tier dem Menschen opfern, werden in menschliche Substanz verwandelt, werden Mensch. Unbewusst lebt in der Natur eine tiefe Sehnsucht nach dem Menschen und dem Menschlichen und so ist alles darauf eingerichtet, dass der Mensch werden kann: dass er durch die Natur ernährt wird, dass er sie aber im Ernährt-Werden auch mitnimmt in das selbstbewusste menschliche Erleben. Der menschliche Stoffwechsel leistet unausgesetzt diese Verwandlungsarbeit.
Welche Sehnsucht lebt unbewusst, halbbewusst oder vollbewusst im Menschen?
Goethe hat diese Sehnsucht in wunderbarer Weise zum Ausdruck gebracht, als er sich im hohen Alter nochmals in inniger Liebe einem jungen Mädchen zuwandte und dann in der Marienbader Elegie folgenden Vers schrieb:
In unsers Busens Reine wohnt ein Streben,
Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten
Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben,
Enträtselnd sich den ewig Ungenannten;
Wir heißen's: fromm sein! - Solcher sel'gen Höhe
Fühl' ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe.
Hingabe an das höhere Reich der Gedankensphäre
Auch der Mensch möchte immer mehr Mensch werden: Er erlebt nur zu deutlich, wie viel ihm dazu noch fehlt. Um sich zur vollen Menschlichkeit hin entwickeln zu können, braucht der Mensch die Fähigkeit, die Mineral, Pflanze und Tier haben, wenn sie sich an das nächsthöhere Naturreich, und damit dem Menschen, hingeben: Er braucht die Fähigkeit der Hingabe an ein höheres „Reich", dem er sich „opfern" kann.
Dieses höhere Reich erscheint jedoch nicht mehr in sinnlich sichtbarer Form als Naturreich, denn die Natur hat im Menschen ihren Abschluss, ihre Krönung gefunden. Dieses höhere Reich tritt in der Gedankensphäre in Erscheinung in Form von unsichtbaren, aber dafür denkbaren idealen Realitäten. Im Denken können wir die Ziele unserer Entwicklung, unserer Zukunft, erfassen. Wir können uns denkend daran orientieren und uns ihnen begeistert hingeben.
Die religiösen Vorstellungen aller Religionen sind erfüllt von Bildern der Vollkommenheit, von Zukunftsperspektiven, Wandlungsmotiven und moralischen Werten. Das Motiv vom Opfer, das gebracht werden muss, wenn die Verwandlung in eine geistergebene, höhere menschliche Natur gelingen soll, ist dabei von zentraler Bedeutung.
Verdauung ist Transsubstantiation
Wie oben ausgeführt ist der sich im Leib vollziehende Verdauungsprozess bereits ein Transsubstantiationsprozess. Denn die aufgenommene Nahrung wird verflüssigt, in den ganzen Organismus aufgenommen und schließlich im Stoffwechsel-Verbrennungsprozess in Wärme verwandelt. Wärme ist bereits die Brücke zwischen dem Physischen und dem Geistigen. Physische Wärme ist schon nichts Stoffliches mehr, kann jedoch noch mit dem Thermometer gemessen werden. Wir kennen Wärme aber auch als rein seelische und geistige Wärme, als Begeisterung. Durch die Verdauung wird also die Substanz Träger der menschlichen Seelen- und Geisteswärme.
Rudolf Steiner beschreibt den Zusammenhang der Wesensglieder mit den Elementen folgendermaßen:
- Das Ich, bzw. die Ich-Organisation mit ihren Gesetzen, korreliert mit der Wärme
- der Astralleib mit den Luftprozessen des Organismus
- der ätherische Leib mit den Flüssigkeiten
- und der physische Leib mit den festen Substanzen [1]
So gesehen vollzieht sich geistige Kommunion in jedem Menschen, wenn sich Substanz verwandelt und so dem menschlichen Ich dient.
Rudolf Steiner sagt in „Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung“: „Das Wahrnehmen der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen." [2]
Transsubstantiation innerhalb des Gottesdienstes
Der Prozess der Transsubstantiation wird im Geschehen am Altar allgemeinmenschlich-objektiv vollzogen und sichtbar und hörbar gemacht, indem Brot und Wein als Träger geistiger Wirkungen mit bestimmten Gedanken, Gefühlen und Handlungsimpulsen durchdrungen werden. Am Altar wird letztlich sichtbar gemacht, was das wahre Wesen der Verdauung ist: die Vergeistigung der Substanz zum Träger heiligster Gedanken, Gefühle und Taten.
Nimmt der Mensch diese so vergeistigte Substanz durch die Kommunion in sich auf, bedeutet das eine Stärkung seiner eigenen Verwandlungsfähigkeit und seiner Verbundenheit mit dem Ziel menschlicher Entwicklung.
Vgl. „Welchen Auftrag hat die Religion in Erziehung und Heilkunst?“ aus „Die Heilkraft der Religion“, Stuttgart 1997
[1] z.B. Rudolf Steiner, Geisteswissenschaft und Medizin, GA 312.
[2] Rudolf Steiner, Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. GA 2.
VERDAUUNG UND IMMUNSYSTEM
Welchen Einfluss hat die Verdauung auf das Immunsystem?
Wie hängen Verdauung und Immunsystem zusammen?
Was Immunschwäche hervorruft
Wenn der physische Körper gut verdaut, arbeitet unser Immunsystem ausgezeichnet. Immunität resultiert aus der Fähigkeit des Körpers, alles zu transformieren und abzuweisen, was nicht dem eigenen biologischen System entspricht. Immunität ist Egoismus pur – im körperlichen Bereich. Immunität ist Ausdruck der Kraft der Identifikation mit uns selbst. Unser Körper wird in dem Moment krank, in dem diese Selbstidentifikation gestört ist: Der Körper, der erfüllt sein sollte von gesundem Egoismus, wird selbstlos, wird krank.
Eine Autoimmunreaktion tritt auf, wenn der Körper denkt, er selbst wäre etwas Fremdes und sich daraufhin selbst zerstört. Das ist ein Zeichen der Entfremdung seiner selbst.
- Immunität ist biologischer Egoismus.
- Immunschwäche oder Krankheit ist biologischer Altruismus.
Wenn der Mensch krank wird, gedeihen plötzlich jede Menge Bakterien und Keime im Organismus. Der Körper öffnet sich der Welt und wird ein Tummelplatz für Fremdprozesse und Parasiten, für Geschwülste, „kleine Bäume“ und „Pflanzen“. Wasser sammelt sich in den Beinen. Die Wärme isoliert sich und erzeugt Fieber. Der Mensch öffnet sich, wird sozial und selbstlos – im Äußeren. Der Körper verliert dadurch seine biologische Integrität und Identität, seinen gesunden biologischen Egoismus.
- Ein egozentrischer Geist stimuliert den biologischen Altruismus und schwächt das Immunsystem.
- Eine weltorientierte Geisteshaltung fördert die Verdauung. Eine gesunde Verdauung wiederum, fördert eine gesunde altruistische Geisteshaltung.
Vgl. Vortrag „Die Gesetzmäßigkeiten des Merkurstabs“, 25.09.2007
DIE ZWIENATUR DES MENSCHEN
Was ist unter Zwienatur des Menschen zu verstehen?
Wie erklärt sich dadurch der Zusammenhang von Denken und Verdauung?
Selbsterkenntnis zur Verwandlung in etwas Neues
Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckehart prägte diesen Satz: „Wäre ich ein König und wüsste es nicht, ich wäre kein König.“ Es genügt nicht, ein wunderbares, von Gott geschaffenes Menschen-Ich zu sein, wenn ich mich nicht als Ich erfassen kann.
Um jedoch mein Ich in seiner Wesenhaftigkeit erfassen zu können, muss ich das Eingeschlossen-Sein in einen ganz individuellen Leib, den ich mir selber bilde, erleben. Erst wenn ich mich durch das Eingebunden-Sein in die Naturgesetze selbst gebildet habe, kann das Geistige frei vom Naturgesetz werden und das Ich in der Freiheit des Denkens erwachen. Dann kann ich mit derselben Lebenskraft, die der „alten Schöpfung“ der Natur zugrunde liegt, an der neuen Schöpfung im reinen, freien Denken arbeiten – diesmal befreit vom Gesetz der Natur.
Stoffwechselbetonter und erkenntnisgestützter Anteil
Seine Zwienatur macht sich dem Menschen auf seelisch-geistiger Ebene ständig bemerkbar: Er muss zwischen seinen Interessen und denen seiner Umwelt das zweischneidige Schwert des Ich führen, muss mit den Kräften des Verbindens und des Trennens umgehen lernen, muss lernen sich zu verbinden und sich zu trennen.
Der Mensch ist auch als denkender Mensch und als körperliches, stoffwechselbetontes Wesen eine Zwienatur – da kommt der medizinische Aspekt zum Tragen:
- Den körperlich-stoffwechselbetonten Aspekt nennen wir das unbewusste Körperleben.
- Den erkenntnisgestützten Aspekt nennen wir Geistesleben oder Gedankenleben, das bewusste Körperleben.
- Es gehört zu den wichtigsten Forschungsergebnissen Rudolf Steiners, den Zusammenhang zwischen dem unbewussten Stoffwechsel, zu dem auch die Fähigkeit zur Regeneration gehört, und der bewussten Gedankentätigkeit entdeckt und beschrieben zu haben.
- Wenn der Mensch verdaut, nimmt er die Stoffe ganz in sich hinein, absorbiert sie und verwandelt sie in sich selbst.
- Wenn der Mensch nachdenkt, ist er nicht bei sich, sondern „ganz bei der Sache“, wie wir so schön sagen. Er konzentriert sich und wird von dem Thema, das zu durchdenken ist, völlig absorbiert. Wenn ich „zwei plus zwei ist vier“ denke, bin ich in meinem Bewusstsein bei den Zahlen und nicht bei mir und meinen persönlichen Angelegenheiten.
Denken versus Verdauung
Gedankenarbeit und Erkenntnisarbeit verlaufen also polar zur Verdauungstätigkeit: Im Verdauen wird die Welt Mensch, beim Erkennen wird der Mensch Welt. Je mehr ich bei der Sache bin, je mehr ich mein Denken zur Berührungsfläche werden lasse mit der Welt, umso stärker werde ich im Geistigen, desto mehr komme ich von mir los – dank der wunderbaren ätherischen Regenbogenbrückenkräfte. Dann bin ich gesund.
Wenn bestimmte Ziele jedoch nicht angestrebt und deshalb auch nicht erreicht werden, wenn es so ist, wie es in der Apokalypse heißt, dass die Menschen sich nicht ändern, dass sie in ihrer Entwicklung stehen bleiben, dass sie nichts tun und nicht vom Fleck kommen, wenn es irgendwann solche Formen annimmt, wie es symbolisiert wird durch „die Hure Babylon“, dass alle Güter der Welt im Dienst des Egos stehen, dann werden alle möglichen Leiden und Schmerzen die Folge sein.
Wir sind der alten Gesetzmäßigkeit, die uns ausführlich erklärt wird im Buch der Apokalypse, noch nicht zur Gänze entwachsen. Diese Gesetze bilden immer noch den Grundstock unserer Natur. Es wird auch deutlich gemacht, dass jeder selbst den Schlüssel in der Hand hat, um dem entgegen zu wirken.
Vgl. Zusammenstellung von Vorträgen über „Die sieben Siegel der Apokalypse“, 2007